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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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am Notausgang, sodass sie wenigstens etwas Beinfreiheit hatten. Aber die Economy Class war auf maximale Passagierauslastung ausgelegt, nicht auf Komfort. Javier hatte ihm den Fensterplatz überlassen. Jetzt saßen sie nebeneinander, während das Flugzeug auf die Startbahn zurollte. Amendt lauschte dem Pärchen, das hinter ihnen saß.
    »Mein Gott, ist das spannend. Ich bin noch nie geflogen«, verkündete die Frau begeistert. »Und überhaupt. Afrika. Das wird bestimmt toll. Abenteuer! Und dann die geheime Verschwörung, die uns die Tickets zugespielt hat.«
    »Kristina, hast du letzte Nacht wieder Agatha Christie gelesen?«
    »Nur ein bisschen. Ich muss doch wissen, was uns erwartet.«
    »Und? Was ist es diesmal? Will man uns umbringen?«, fragte der Mann so, wie man ein kleines Kind fragen würde, das von seinen Abenteuern im Sandkasten erzählt.
    »Vielleicht. – Oder es ist eine geheimnisvolle Schönheit, die dich ins tropische Paradies lockt. Damit du ihr einen Palast baust.«
    »Und da kann sie nicht einfach einen Termin mit meinem Büro machen?«
    »Nein, das muss heimlich geschehen. Damit ihr Mann, der Maharadscha, nichts mitbekommt.«
    »Wir fliegen nach Afrika, nicht nach Indien.«
    »Eben. Dorthin ist sie geflohen vor ihrem eifersüchtigen Gatten. Doch die Häscher sind schon unterwegs zu ihr. Sie werden jeden umbringen, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    »Kristina! Wir sind auf Pauschalreise zu einem Urlaubsresort. Nicht unterwegs zum Tiger von Eschnapur.«
    »Weißt du’s sicher? Ich sage: Abenteuer.«
    »Und ich sage: innovatives Investment-Banking. Das Resort ist bestimmt erst halb fertig und die brauchen Geld.«
    »Oder einen Architekten. Und das Resort wird von einer geheimnisvollen Schönheit geleitet.«
    Plötzlich lachte der Mann auf: »Wieso sollte eigentlich ich das Ziel der Verschwörung sein? Warum nicht du?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Na ja, es ist immerhin dein Ex-Lover, der mit an Bord ist.«
    »Himmel, ja. Der Bronski. Lass dich nie mit verheirateten Architekten ein. Ich wünschte, ich hätte auf dich gehört, damals. – Glaubst du, er hat uns schon gesehen?«
    »Geflissentlich übersehen, würde ich sagen. Göttergattin Gabriele ist ja auch mit dabei.«
    »Vielleicht haben die das Ganze eingefädelt? Um uns zu ärgern. Dich. Die haben dir doch den Auftrag für diese Autobahnbrücke abgejagt, oder?«
    »Und dann laden sie uns auf eine Reise ein? Zum Ausgleich?«
    »Nein, um uns zu ärgern. Oder um dich für alle Zeiten loszuwerden.«
    »Indem sie mich ermorden?«
    »Zum Beispiel.«
    »Die Bronskis? Das wäre denen doch viel zu anstrengend. Und viel zu unhygienisch.«
    »Hast du ein Reinigungstuch, Schatz?«, imitierte die Frau eine sehr affektierte Sprechweise. »Ich bin so schmutzig. Blut geht doch so schwer raus.«
    Das Lachen der beiden wurde vom Aufheulen der Motoren übertönt. Die Beschleunigung drückte sie in die Sitze. Dann hob die Maschine ab und tauchte ein in die düstere Morgendämmerung.
    Das Flugzeug hatte seine Reiseflughöhe erreicht und flog jetzt durch strahlende Morgensonne. Tief ausatmend lehnte sich Andreas Amendt in seinen Sitz zurück. Der Druck auf seiner Brust ließ allmählich nach. Galgenfrist. Bis Februar.
    »Jaja, der Start ist immer das Schlimmste. Und die Landung. Dazwischen ist Fliegen recht erträglich«, stellte Javier fest.
    »Da mögen Sie recht haben.«
    »Und Sie haben den wichtigsten Teil Ihrer Flucht hinter sich, nicht wahr? Den Aufbruch.«
    Amendt antwortete nicht, doch der Priester ließ sich nicht beirren: »Und? Was ist Ihre Geschichte? Vor wem laufen Sie davon?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Andreas Amendt mürrischer, als er es gemeint hatte.
    Doch der Priester antwortete gut gelaunt: »Ich? Ich bin einfach nur neugierig. Und Sie sehen aus, als ob Sie einen Priester brauchen könnten.«
    »Ich bin konfessionslos.«
    »Das ist ein Grund, aber kein Hindernis. Gott findet immer die, die nicht an ihn glauben. – Und eine Beichte würde ihnen gut tun. Sie leiden, das sieht man Ihnen an. Lassen Sie mich raten: Gestern Abend standen Sie vor der Entscheidung, wegzufliegen oder aus dem Fenster zu springen.«
    Woher wusste Javier das?
    »Von der Dachterrasse«, antwortete Andreas Amendt schließlich knapp.
    »Aber Sie sind nicht gesprungen. Und das ist gut so.«
    »Ach, ich hätte mir nur ein paar Knochen gebrochen und wäre in der Psychiatrie gelandet. Oder im Rollstuhl. Ich bin Gerichtsmediziner, wissen Sie? Da weiß man, wie

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