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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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sie umstandslos hoch, damit sie einsteigen konnte. Sie setzte sich auf den Copilotensitz und schnallte sich an. Dann staunte sie nicht schlecht, als sich Augustin auf den Pilotensitz zwängte. »Na, dann wollen wir mal.«
    Er bedeutete Katharina, sich das zweite Headset aufzusetzen. Dann startete er den Motor und ließ die Maschine aus dem Hangar rollen, zur Startbahn, die im rechten Winkel die Landebahn für die großen Verkehrsmaschinen kreuzte. Direkt vor ihnen setzte eine große Boeing auf. »So, das war die Maschine aus Kairo«, hörte Katharina Augustin über die Kopfhörer. Dann sprach er wohl mit dem Tower. Er scherzte in einer fremden Sprache, dann wechselte er zu Englisch. »Permission for Take-off«, krächzte es aus den Ohrmuscheln und Augustin schob den Gasregler nach vorne. Die Maschine raste die Startbahn entlang. Das Ende kam immer näher. Katharina klammerte sich mit einem unterdrückten Schrei an ihren Sitz. Doch im letzten Moment hob das Flugzeug ab und stieg steil in den Himmel. »Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …«, knarzte Augustins Bariton aus dem Kopfhörer. Seine Hände tanzten über den Instrumenten und Reglern. Zwischendurch deutete er nach vorne: In der Ferne erhob sich majestätisch der Gipfel des Kilimandscharo. Dann flog Augustin eine sportliche Kurve und nahm Kurs auf den Ozean.
    Endlich traute sich Katharina zu sprechen: »Kommt man eigentlich nur mit dem Flugzeug nach Mafia Island?«
    »Na ja, theoretisch auch mit dem ›dhow‹, das sind diese kleinen Boote.« Augustin deutete nach unten auf das Wasser, auf dem sich kleine Boote mit dreieckigen Segeln durch die Wellen kämpften. »Dazu muss man aber ziemlich seefest sein.«
    Sie waren etwa eine halbe Stunde geflogen, als Augustin nach vorne zeigte: »Mafia Island.«
    Wie ein großer, langgestreckter, in silbrig glitzernden Sand gefasster Jadestein lag die Insel mitten im blauen Ozean.
    »Mafia Island hat einen eigenen Flughafen?«, fragte Katharina neugierig.
    Augustin wiegte den Kopf hin und her: »Flughafen würde ich das jetzt nicht nennen.«
    Die Maschine raste dicht über Baumwipfel. Katharina schloss die Augen. Hoffentlich wusste Augustin, was er tat. Sonst würde er Ministro eine Menge Arbeit abnehmen. Sie spürte, wie die Maschine absackte, den Boden berührte und wieder in die Luft sprang. Okay, das war’s jetzt! Wenigstens würde Katharina mit dem Wissen, wer ihre Familie umgebracht hatte, sterben. Die Maschine setzte erneut hart auf, das Fahrwerk kratzte über den Boden. Katharina wurde nach vorne in ihre Sicherheitsgurte gedrückt. Und dann kam das Flugzeug zu einem abrupten Halt. Vorsichtig öffnete Katharina die Augen. Sie waren tatsächlich gelandet; und um sie herum lichtete sich allmählich eine dichte Staubwolke.
    »Willkommen auf Mafia Island!«, verkündete Augustin stolz.
    Nachdem er das Flugzeug sorgfältig in einem kleinen Hangar verschlossen hatte, nahm Augustin noch mal Katharinas Gepäck. Erneut balancierte er die Reisetasche auf dem Kopf. Er musste Nackenmuskeln aus Stahl haben. Dann schritt er wieder zügig aus. Katharina musste beinahe rennen, um ihm zu folgen. Kein Wunder, dass die besten Marathonläufer aus Afrika kamen.
    Sie gingen an einem kleinen, aber frisch und bunt gestrichenen Holzgebäude – wohl der offizielle Terminal – vorbei zu einem Parkplatz, auf dem nur drei Autos standen. Auf eines davon steuerte Augustin jetzt zu. Katharina blieb vor Staunen und, zugegeben, Neid der Mund offen stehen. Es war ein DKW Munga, eine Kreuzung aus offenem Jeep und Transporter, die zuletzt 1968 gebaut worden war. Doch der Wagen sah aus, als wäre er eben erst aus der Fabrik gerollt.
    »Wow«, war das Einzige, was Katharina sagen konnte. Es war ihr Hobby, alte Autos zu restaurieren, zuletzt einen Mini aus den Sechzigerjahren, den sie Morris getauft hatte; er hatte fast neu ausgesehen. Aber das hier war ein Meisterwerk.
    »Willst du fahren?« Augustin hielt ihr die Schlüssel hin.
    »Wirklich? Ich meine …«
    »Ach, hier auf Mafia Island ist alles nicht so hektisch. Wenig Verkehr.«
    Von seinen Chauffeursdiensten entledigt, wandte sich Augustin mit Begeisterung seiner Aufgabe als Reiseführer zu, während Katharina sich nach Leibeskräften bemühte, den Wagen auf den holprigen Sand- und Steinpisten zu halten. Manchmal passierten sie ein Dorf, dessen Bewohner freundlich winkten.
    »Tourismus ist noch neu auf Mafia Island«, erklärte Augustin. »Die meisten hier leben von der

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