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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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so was ausgeht.«
    »Gerichtsmediziner? Arzt hatte ich getippt. Aber nicht Gerichtsmedizin. Eher … nein, kein Chirurg. Auch kein Orthopäde.« Javier betrachtete ihn interessiert. Andreas Amendt starrte unverwandt zurück. »Neurologe!«, stellte der Priester fest.
    »Ja, das war mein erster Facharzt«, gestand Andreas Amendt. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie haben diesen Blick. Pupillenreaktionen. Reflexe. Mir ist aufgefallen, dass Sie unwillkürlich darauf achten.«
    »Beeindruckende Beobachtungsgabe für einen Priester.«
    »Vielleicht. – Warum haben Sie das Fach gewechselt?«, fragte Javier plötzlich.
    »Die Patienten in der Gerichtsmedizin jammern nicht so viel.«
    Javier schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf: »Sie sind auf der Suche nach Antworten, oder?«
    Schon wieder richtig. Was wollte dieser Priester von ihm? »Und Gott kann mir die liefern?«
    »Sie wären erstaunt, was Gott alles kann, wenn man ihn lässt. Aber für den Anfang reicht es vielleicht schon, wenn ihnen jemand zuhört. – Und keine Sorge, das Geheimnis der Beichte ist heilig.«
    Erstaunt stellte Andreas Amendt fest, dass Javier recht hatte. Er hatte wirklich das Bedürfnis, einmal alles zu erzählen.
    »Also gut«, sagte er endlich. »Ich habe fünf Menschen getötet.«
    Javier zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Erzählen Sie!«

African Grovin’
     
    Das Gepäckförderband drehte sich langsam im Kreis. Die meisten Reisenden hatten ihr Gepäck schon gefunden; auch Katharina hatte ihre Reisetasche bereits vom Band gehoben. Jetzt wartete sie auf den Kosmetikkoffer. Er kam nicht.
    Sie wollte schon aufgeben und sich nach Hilfe umsehen, als noch einmal neue Gepäckstücke auf das Band polterten, darunter endlich auch der kleine weinrote Koffer. Katharina atmete erleichtert auf. Das hätte gerade noch gefehlt. Irgendwo wäre der Koffer geöffnet worden. Und dann hätte man ihre Waffe gefunden. Die versteckte Munition. Ganz sicher.
    Langsam, langsam, zwang sie sich zur Ruhe. Hätte, könnte, müsste, sollte. Nicht endgültig paranoid werden. Und nicht verdächtig wirken.
    Bei der Passkontrolle hatte sie schon genug Aufmerksamkeit erregt: Die Kontrolleurin hatte ihr entsetzt mit Händen und Füßen zu verstehen gegeben, dass sie für die Einreise ein Visum brauchte, das sie nicht hatte. Zwei uniformierte, mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte hatten sie abgeführt und in ein karges Büro gesetzt. Dort hatte sie fast zwanzig Minuten warten müssen, bis jemand kam. Das weiße Hemd des schlanken Mannes ließ seine Haut noch dunkler wirken. Er erklärte ihr in gebrochenem Englisch, dass sie für das Visum fünfzig Euro zahlen müsse. Und sie bräuchte ein Passfoto.
    Wo sollte sie denn ein Passfoto hernehmen? Sie hatte hilflos mit den Achseln gezuckt. Doch der Mann hatte eine alte Sofortbildkamera aus seinem Schreibtisch gezogen. Weitere fünfzig Euro für das Foto.
    Katharina hatte ihm zwei Fünfzigeuroscheine auf den Tisch gelegt. Ein Schein wanderte in eine offiziell aussehende Kasse. Den anderen steckte der Mann in die Brusttasche seines Hemdes. Zehn Minuten später hatte sie ihr Visum. Der Mann hatte sie höflich zum Gepäckband begleitet und ihr einen schönen Aufenthalt in Tansania gewünscht.
    Am Zoll stand eine lange Schlange, an der finster dreinblickende Männer mit Maschinenpistolen entlangpatrouillierten. Nicht hinschauen. Nicht auffallen.
    Endlich war Katharina an der Reihe. Die Beamtin bedeutete ihr, die Reisetasche zu öffnen, warf aber nur einen knappen Blick hinein. Dann zeigte sie auf den Kosmetikkoffer. Katharina blieb wohl nichts anderes übrig. Sie schloss ihn auf.
    Die Beamtin sah auf den Inhalt, dann auf Katharina. Dann fing sie an, laut und derb zu lachen, winkte ihre Kollegen herbei und zeigte auf den gurkengroßen Vibrator. Was hatte der Mann mit den Eukalyptuspastillen noch gesagt? »Drapieren Sie ihn ganz oben auf dem Gepäck. Das kürzt Zollkontrollen ab.« Und dann hatte er hinzugefügt, Katharina solle beschämt dreinschauen.
    Aufgabe erfüllt! Sie wünschte sich, im Boden versinken zu können, während sie den Koffer hektisch wieder abschloss. Die Zollbeamten kicherten noch immer und deuteten mit ihren Händen die Größe des Vibrators an. »Have a nice stay in Tanzania!«, rief ihr einer hinterher. Katharina krallte sich ihr Gepäck und floh durch den Vorhang aus steifen PVC-Streifen.
    Sie hatte so viel Schwung, dass sie in ein Pappschild rannte. Katharina änderte die Richtung und ging mit schnellen

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