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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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gegen alles und jedes geimpft. Außer …
    »Ist Tansania eigentlich Malaria-Gebiet?«, fragte sie.
    »Natürlich. Unser wichtigster Absatzmarkt für Resolariam. Sie haben doch an die Malariaprophylaxe gedacht?«
    Katharina schüttelte den Kopf.
    »Na, das ist aber leichtsinnig.« Der Mann wühlte in seinem Koffer und zog eine weitere Schachtel hervor. »Hier. Nehmen Sie das. Einmal pro Woche eine Tablette.«
    »Gibt es da Nebenwirkungen?«
    »Na ja, wie man’s nimmt. Resolariam wurde im Auftrag der amerikanischen Armee entwickelt. Hebt die Laune und stärkt den Kampfgeist. Und vor Malaria schützt es natürlich auch.«
    Das konnte sie wirklich brauchen. Katharina steckte die Schachteln in ihre Handtasche.
    »Und Sie?«, fragte der Mann plötzlich. »Sie sind eher im asiatischen Raum unterwegs, was?«
    Das war jetzt etwas peinlich. Aber besser nicht lügen und sich dabei erwischen lassen. »Na ja, in den letzten Jahren bin ich nicht so oft aus Deutschland rausgekommen. Nur nach Südafrika und in die USA. In Asien war ich noch nie.«
    »Südafrika!«, schwärmte der Mann. »Fantastische Krankenhäuser. – Echt? Sie waren noch nie in Asien? Aber Sie sind doch …?«
    »Halb …« Fast hätte sich Katharina erneut verplappert. »Halbjapanerin. Aber ich bin in Deutschland aufgewachsen.«
    »Noch nie in Asien! Das ist wirklich ein Verlust. Hongkong ist eine tolle Stadt. Die hübschesten Ärztinnen auf der Welt.«
    Der Mann schwärmte weiter von den Ländern, die er bereist hatte: Australien – »die fünfzig giftigsten Schlangenarten der Erde. Ein Traum für unser Geschäft mit Antiseren«, China – »nirgendwo setzen wir mehr Amphetamine ab«, Los Angeles – »jede Schlankheitspille, die Sie sich nur denken können.«
    Katharina ließ ihn reden.

Tell Me More
     
    Andreas Amendt war es tatsächlich gelungen, noch ein Ticket zu ergattern. Gleich für den nächsten Morgen. Jetzt stand er auf dem Frankfurter Flughafen und stellte wieder einmal fest, wie sehr er es hasste zu fliegen: Das Aufstehen mitten in der Nacht, um ja zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Die zähe Taxifahrt durch das nächtliche Frankfurt. Das ewige Schlangestehen. Die entwürdigenden Sicherheitsprozeduren. Da sollte sich noch mal jemand aufregen, wenn die Bahn von »Beförderungsfällen« sprach. Hinter den Kulissen nannten die Fluggesellschaften Passagiere bestimmt »Selbstbewegende Gefahrengüter«.
    Er stand mit seiner Reisetasche und seinem abgenutzten Gitarrenkoffer fast am Ende der Schlange, die sich durch einen Irrgarten aus Absperrbändern zum Check-in-Schalter der Lufthansa wand. Eine Windung weiter maulte ein Mann lautstark, dass man das ja alles besser organisieren könne. Eine anderer jammerte, man hätte ihm wenigstens Business Class spendieren können, wenn man ihn schon um die halbe Welt verfrachtete. Eine recht große Frau redete auf ihren deutlich kleineren Mann ein, ob er denn auch wirklich an alles gedacht habe, und meckerte, dass er seine Unterhosen nicht vernünftig gefaltet habe.
    Einzig der grauhaarige Mann, der direkt vor Amendt in der Reihe stand, las in Seelenruhe in einem in Leder eingebundenen Buch. Mit der anderen Hand spielte er mit einem Rosenkranz.
    Andreas Amendt schwitzte. Er trug immer noch seine Lederjacke. Die würde er nun wirklich nicht mehr brauchen. Also setzte er sein Gepäck ab, um sie auszuziehen. Dabei stieß er den vor ihm stehenden Mann versehentlich mit der Spitze seines Gitarrenkoffers an. Der Mann drehte sich um. Amendt sah, dass er einen Priesterkragen trug.
    »Entschuldigung.«
    »Oh, keine Ursache«, erwiderte der Mann höflich. Interessanter Akzent. Leicht gerolltes »ch«. Spanier, oder Südamerikaner. Trotz der grauen Haare wirkte der Mann sehr jugendlich. Er war frisch rasiert. Die Haut seines Gesichts war bis auf ein paar Lachfältchen um die freundlich-grauen Augen glatt und hatte jenen warmen Olivton, den Südländer haben, wenn sie es gewohnt sind, sich im Freien aufzuhalten. Im Geiste sah Andreas Amendt den Mann durch seine Gemeinde spazieren: ein kleines spanisches Dorf aus frisch geweißelten Häusern. Die Menschen grüßten ihn ehrfürchtig, er grüßte freundlich zurück und blieb dann und wann stehen, um ein paar Worte mit seinen Schäflein zu wechseln.
    Der Mann musterte Amendt, als der sich aus seiner Lederjacke schälte. »Johnny-Cash-Imitator?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
    Amendt blickte an sich herab. Richtig. Er war völlig in Schwarz gekleidet: schwarze

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