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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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wie ich vermutet hatte, denn Indien ist hier. Und Persien. Und Arabien. Sogar Thailand scheint irgendwie hier zu sein. Auf Sansibar mischt sich das alles auf eine panorientalische Weise, für die «märchenhaft» eigentlich das einzige Adjektiv ist, das den Sachverhalt trifft. Und weil ich gerade bei Adjektiven bin, die schwer zu steigern sind, gestatte ich mir für eine Weile, das Wort «wunderbar» durch «sansibar» zu ersetzen. Denn sansibar türkis ist das Meer, sansibar samtig fühlt es sich an, und es ist sansibar temperiert, also um die dreißig Grad. Darauf glitzert sansibar die Sonne, sie schickt eine Armada von Lichtschiffchen, und gleich hinter dem Strand wiegen sich Kokosnusspalmen auf sansibare Art. Also nicht die neuen Züchtungen Afrikas, nicht die kleinen Bäume, deren Nüsse leichter zu ernten sind, sondern noch immer die großen, die majestätischen, die schlanken Wahrzeichen des Fernwehs, und ich rede hier nicht von drei oder vier oder vierzig Bäumen, es sind Kokosnusspalmenhaine, Kokosnusspalmenwälder, Kokosnusspalmendschungel mit sansibar verzauberten Lichtungen, auf denen kleine Affen genauso unbeschwert leben und spielen, wie es die Delphine in den Buchten dieser Küste tun. Sansibar auch die Luft. Sie ist geschwängert mit ausschließlich sansibaren Düften, die Gewürze liegen hier gratis im Wind. Pfeffer, Chili, Kardamom, Ingwer und Zimt. Dazu mischen sich die Düfte der Guaven, Orangen, Granatäpfel, Litschis und Mandarinen, und das erklärt vielleicht ein wenig den zweiten Namen der Insel. Unguja heißt «Land der Fülle». Dementsprechend glücklich sind die Menschen. Sie sind ganz und gar sansibar. Ethnologisch, religiös und modisch so vielfältig wie die Menschen aus Tausendundeiner Nacht. Perser, Araber, Parsen und Inder kamen und verbanden sich geschäftlich wie familiär miteinander, natürlich auch Portugiesen, Engländer und Deutsche.
    Auch die Getränke sind sansibar. Es gibt drei führende Biermarken in Tansania: «Serengeti», «Kilimanjaro» und «Safari». Das «Serengeti» ist leicht und bekömmlich und eignet sich gut für die frühen Nachmittagsstunden, denn es macht nicht dumpf betrunken, es lässt vielmehr die Tür weit genug offen, um jederzeit wieder nüchtern hinauszugehen. Die Flasche ist rank und schlank und liegt gut in zarter Frauenhand, auch das Etikett mit klassisch-edlem Leopardendesign ist fein. Dazu passt ein weißer Leinenanzug genauso gut wie ein schwarzes Cocktailkleid. Das «Serengeti» darf deshalb nicht sterben.
    Noch etwas leichter, dafür aber bitterer und schwerer im Geschmack, fließt das «Kilimanjaro» die Kehle herunter. Ein Herrengetränk, eine bauchige Flasche, der Aufkleber mit den vergletscherten Gipfeln suggeriert: auf ewig eisgekühlt. Prost, Hemingway, auf dein Wohl, alter Junge, du hast uns allen gezeigt, wie es geht. Zuerst wird eine Reise journalistisch verwertet, dann kommen die Kurzgeschichten, zum Schluss der fette Roman. «Schnee auf dem Kilimandscharo» war eine seiner besten Erzählungen, sie wurde mit Gregory Peck und Ava Gardner verfilmt. Jede ernstzunehmende Liebesgeschichte, die in Afrika spielt, endet tödlich. Entweder für die Liebe, weil die Frau in ihrem Mann nur noch den Feigling sieht, oder er überwindet seine Feigheit, dann endet sie tödlich für ihn.
    Zeit also für ein «Safari», Zeit für 5,5 Promille. Und dazu gönne ich mir eine «Portsman». Früher hieß diese Zigarettenmarke «Sportsman», aber weil Tansania bei der Entwöhnung der Menschheit vom Nikotin nicht hintenanstehen will, zwang man die Hersteller, der Marke einen anderen Namen zu geben, denn Sport und Zigaretten hätten nichts miteinander zu tun. Sie lösten das Problem im Handumdrehen. Einfach dass S weg, und schon verführt man mit dieser Marke keine Sportler mehr, sondern nur noch Hafenarbeiter, und die rauchen sowieso bis ans Ende aller Tage.
    Eine letzte Portsman also, bevor mir im Restaurant des «Blue Oyster Hotel» Pizza serviert wird, eine Pizza übrigens, die mir mundet wie noch nie eine Pizza zuvor. Und das sage ich nicht, weil das Hotel einem alten Freund von mir gehört und wir umsonst bei ihm wohnen dürfen, so korrupt bin ich nicht. Die Pizza ist wirklich ein Gedicht, knackig, würzig, sagenhaft rund im Geschmack, und weil ich nicht damit aufhören kann, sie schmatzend zu loben und zu preisen, kostet Lisa ein Stück davon. Und lacht.
    «Weißt du, warum sie dir so gut schmeckt, Helge? Sie ist voll mit Fleisch.»
    Ich schütte das

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