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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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die Limousinen ihrer Frauen. Deren Berufe: eine Anwältin, eine Ärztin, eine Unternehmerin, eine Hausfrau. Getanzt wird Salsa. Schauplätze der Handlung: die klinisch sauberen Innenwelten ihrer Villen, Konzernzentralen und Shopping-Center sowie zwei, drei Edelrestaurants und ein gepflegtes Lokal, in dem der Musiker als Barmann arbeitet. Er ist ein aufstrebender Musiker, und das ist sein Brotjob. Niemand hat materielle oder gesundheitliche Probleme, alle Konflikte der Geschichten entzünden sich an der Liebe. Ach ja, es gibt auch keine Moskitos und keine Weißen in diesem Film, aber alle Hauptrollen sind mit helleren Schwarzen besetzt, die das junge, schöne, upcoming Afrika verkörpern, richtig tiefschwarz sind nur die Mächtigen (Konzernchefs, Richter).
    Araber, Chinesen und Inder kommen auch nicht vor, und das macht mich seltsamerweise froh, denn sosehr ich zum Beispiel Inder in ihrer Heimat schätze, so massiv gehen sie mir in Afrika auf den Keks. Als hätten sie all ihre niedlichen Seiten zu Hause gelassen und nur ihre arroganten mitgenommen. Dabei haben sie alles richtig gemacht. Sie sind keine Missionare. Sie wollten keine Hindus im Busch, es reicht ihnen, von Krishna exklusiv die Flötentöne geblasen zu bekommen. Die Inder in Afrika wollen nicht helfen, und sie haben auch keine geopolitischen Ambitionen. Sie wollen einfach nur Geschäfte machen und ansonsten in Ruhe gelassen werden. Möglicherweise mangelt es dem von Indern geführten «Royal Mirage Hotel» deshalb ein wenig an Atmosphäre und an der Liebe zum Detail, und dasselbe gilt für ihr merkwürdiges Hotelrestaurant, in dem wir nun seit geraumer Zeit sitzen und weder rauchen noch Alkohol trinken dürfen, das heißt, wir haben genug Muße, uns in aller Ruhe auf den Traum von Nollywood zu konzentrieren. Aber warum warten wir so lange auf das Essen? Tansania ist seit fünfzehn Jahren nicht mehr kommunistisch. Weil der Bastard, der durch die Verbindung von Kommunismus und afrikanischer Lethargie geboren wurde, äußerst langlebig und vielleicht sogar nicht totzukriegen ist? Fauler Kellner, wenn dein starker Arm es will, stehen alle Teller still, ganz abgesehen von den Armen der Köchin. Außerdem ist Sonntag, und obwohl rund vierzig Prozent der Einwohner des Landes muslimisch sind, haben sie den freien Tag der Christen gern übernommen. Lisa und mich deprimiert es, wenn am Tag des Herrn alle Bürgersteige hochgeklappt und alle Geschäfte und Restaurants verriegelt und verrammelt sind und selbst die geöffneten, wie dieses hier im Hotel, einen, na sagen wir, halbgeschlossenen Eindruck machen, wie im Übrigen auch die Augen des Kellners, der in der Tür zur Küche lehnt und mit uns den Nollywood-Film ansieht. Ihn am Sonntag zu mehr Eile anzuhalten oder auch nur bei ihm nachzufragen, ob das Essen noch in dieser Woche kommt, könnte mir nicht nur als unsozial, sondern auch als rassistisch ausgelegt werden. Ich habe es nur einmal versucht, etwa vor einer halben Stunde, und seitdem lächelt er nicht mehr und behandelt uns wie Luft.
    Aber auch uns tröstet inzwischen Nollywood, denn in diesem Film werden alle Protagonisten in den Restaurants fast schneller bedient, als sie bestellen können. Unseren real existierenden Kellner in Daressalam irritiert das offensichtlich wenig. Er ist ja nicht blöd, er weiß, dass es ein Märchen ist, eine Low-Budget-Vision der afrikanischen Traumfabrik. Er weiß auch, dass die fetten Villen Politikern (oder deren Söhnen) gehören und nur stundenweise angemietet wurden. Und die dicken Karren leihweise von Autohändlern gestellt sind. Darum darf der Jaguar, der in der Geschichte eine tragende Rolle spielt, von den Schauspielern auf keinen Fall gefahren werden. Sie dürfen ihn nur streicheln, dürfen sich reinsetzen und das Lenkrad anfassen, mehr nicht, und trotzdem oder gerade deshalb ist das ein Höhepunkt des Films, denn in den Jaguar-Szenen wirkt die Begeisterung der Filmschaffenden endlich mal authentisch und nicht schlecht gespielt. Der Rest der schauspielerischen Leistungen liegt dagegen nur knapp über dem Kasperle-Theater-Niveau. Westliche Kritiker nennen das in unendlich politisch korrekter Nachsicht gern die «spezielle afrikanische Erzählweise», und, verdammt noch mal, sie haben recht: Wofür es in Hollywood nur eine hochgezogene Augenbraue braucht, darüber wird in Nollywood fünfzehn Minuten palavert. Francis lässt schön grüßen, jaaaaaaa.
    Nun zu den moralischen Werten, die der Film vermittelt. Sie sind

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