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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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Insulaner nicht zum Dinner.
    Ein unerschöpflicher Quell kleinkarierten, ja, unerwartet häufig ganz und gar intoleranten Besserwissertums unter Rucksackreisenden ist die Frage nach der „richtigen“ Malariaprophylaxe. Die Frage aller Fragen, an der sich die Geister scheiden. Soeben noch feuchtfröhliche Runden hartgesottener Globetrotter konnten sich von einem Moment auf den anderen in gegensätzliche und bitter verfeindete Lager auflösen. Die jeweiligen Anhänger verfolgen ihre Malaria-Ideologie häufig dogmatisch und mit dem gleichen missionarischen Eifer wie die Kreuzritter zu Zeiten von Richard Löwenherz. Die Fanatiker unter ihnen lassen sich wie folgt einteilen:
    1. Der Orden der Mückenvermeider. Also diejenigen, denen der Schutz vor den Verderben bringenden Mückenstichen über alles geht. Mückenvermeider oder umgangssprachlich auch Repellenten genannt, treten nach Einbruch der Dämmerung nur in langärmeligen Uniformen und eingehüllt in Wolken aus Autan, Citronella oder anderen Vergrämungsmitteln auf.
    2. Die Glaubenskrieger der professionellen Chemoprophylaxe. Herausragendes Erkennungszeichen: Der Tablettenblister neben dem Teller mit dem Abendbrot, flankiert von nervösen Blicken auf jede nur irgendwie erreichbare Uhr, um unter keinen Umständen die exakt vorgegebene Einnahmezeit hochtoxischer Medikamente mit Wirkstoffen wie Atovaqoun oder Proguanil oder beides zusammen zu versäumen.
    3. Individuelle Freigeister, die eigentlich für alle möglichen anderen Krankheiten kreierte Medizin als – natürlich kostengünstigere – Malariaprophylaktika verwenden. Quasi, um der Pharmaindustrie ein Schnippchen zu schlagen. Leider nicht selten auf Kosten der Gesundheit.
    4. Die Stand-By Häretiker. Also all jene, die einen verächtlichen Furz auf jegliche Vorsorge geben und in ihrer Reiseapotheke immer eine mehr als ausreichende Ration chemischer Waffen bereithalten. Für den Fall der Fälle. Gepaart mit genügend Gottvertrauen und nach den ersten Fieberschüben hoffentlich mit nicht allzu zittrigen Fingern bauen sie darauf, der Rache der Anophelesmücke erst im letzten Moment von der Schippe zu hüpfen.
    Ivy schwor auf Doxycyclin. Ihr Körper reagierte auf die Antibiotikaeinnahme allerdings mit Nervosität. Moment, das ist etwas unpräzise. Nicht ihr ganzer Körper reagierte nervös. Es war lediglich ihr Darm, der sich ohne Vorankündigung und ohne durch sein übliches Betätigungsfeld, die Verdauung, groß gefordert zu sein, täglich bis zu acht Mal eruptionsartig entleerte. Jedenfalls, wenn man Ivys Ausführungen Glauben schenken wollte. Und um daran zu zweifeln, gab es eigentlich keinen Anlass. Schließlich wohnte man ja ausreichend eng aufeinander.
    Kurzum, was die Malaria anging, war jeder Traveller sein eigener Experte. Gerade in puncto Expertenmeinung bin ich jedoch ein gebranntes Kind, wäre beinahe durch den Leichtsinn eines promovierten Scharlatans verbrannt:
    Ich war damals noch jung und unterwegs zu meiner zweiten Afrikareise. Der pro forma Besuch bei meinem Hausarzt einen Tag vor der Abreise fiel ins Wasser – wie sollte es anders sein, der Glückliche war verreist. Ganz und gar ohne medizinisches Feedback wollte ich nicht los. Und fand, nichts könnte näher liegen, als ein Ausweichtermin bei meinem Zahnarzt des Vertrauens. Welch grenzenlos naiver Irrglaube. Dr. Mabuse zeigte sich geschmeichelt, mimte galant den Tropenmediziner, der er nicht war – und drückte mir mit oberlehrerhaft erhobenem Zeigefinger das garantiert überlebensnotwendige Pülverchen gegen eine Malaria in die Hand, die es dort, wohin ich wollte, überhaupt nicht gab. Leider erfuhr ich das erst, als ich aus Afrika zurückgekehrt war. Und zur gleichen Zeit erfuhr ich, dass meine zahnärztliche Malariaprophylaxe bereits Jahre vorher vom Markt genommen worden war – wegen Unverträglichkeit und der Bandbreite unvorhergesehener Nebenwirkungen. Nebenwirkungen, die ich bereits ziemlich schnell kennengelernt hatte – noch in Ägypten und direkt nach Einnahme der ersten Dosis. Als Erstes fielen mir die roten Flecken auf, mit denen mein ganzer Körper von null auf hundert übersät war. Ehe ich mir darüber ausreichend den Kopf hatte zerbrechen können, kam schon das Fieber. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Schüttelfrost, Zähneklappern, Fantasiebilder, ein kugelrunder Blähbauch und dankenswerterweise nach 24 Stunden auch noch Brechdurchfall. Zum Glück brauchte das Elend niemand mit anzusehen. Zum Glück lag ich von allen

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