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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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Ladeluke zu den Gedärmen im Unterdeck unserer alten Dame geöffnet wurde. Als ginge es um Leben und Tod kämpfte jeder der um das gähnende, schwarze Loch Drängelnden um die besten Plätze. Nur um lauthals plärrend das der nacheinander in das blendende Licht des einzigen Scheinwerfers an Deck gehievten Gepäckstücke als das seine zu erkennen – bevor es wieder mit den anderen auf ein mittlerweile längsseits gegangenes Beiboot geworfen und an Land gerudert wurde. Man konnte nur den Kopf schütteln. Aber Michael, Ivy und mir erging es nicht viel besser. Wir wurden mit einem Großteil der an Bord auf ihre Anlandung wartenden Passagiere auf eine motorisierte Dau bugsiert und mit knatterndem Propeller bis in das knietiefe Wasser unmittelbar vor dem Hafen gebracht, ehe wir die letzten Meter zu Fuß an Land waten mussten.
    Soweit wir wussten, gab es auf Mafia Island drei oder vier exklusive Superluxushotels. Für mehrere Hundert US-Dollar pro Nacht und Premium-Nase versprachen sie, dem Premium-Gast jeden nur erdenklichen Premium-Wunsch zu erfüllen. Diskrete Hideaways für die Very Important Persons des internationalen Jetsets. Und all diejenigen, die sich selbst dazu zählten. Auch Michael und ich fanden, für unsere heutige Odyssee eine erstklassige Belohnung verdient zu haben – nur leider hatten wir keinen Premium-Geldbeutel. Zum Glück waren wir da nicht die einzigen. Ivy schätzte, ihr tägliches Übernachtungsbudget würde höchstens ausreichen, um einen kleinen Teil der VIP-Putzkammer einer dieser XXL-Wohlfühloasen anzumieten.
    Was blieb uns also anderes übrig, als zu improvisieren? Jacob hatte uns in Dar es Salaam zwei Dinge mit auf den Weg gegeben: Fragt euch für eine billige Übernachtung nach dem „Blue House“ durch. Und verlasst euch am Strand nur auf Mohammed. Mohammed? Ja, meinte Jacob. Den könnten wir nicht verfehlen. Ein Kerl wie Tarzan, pechschwarz, nur nicht so dürr … Tarzans Spur hatten wir im zappendusteren Hafen von Kilindoni zwar nicht aufnehmen können, dafür versprach der einzige auf Kundschaft lauernde Motorrikscha-Fahrer felsenfest, mit uns so lange über die Insel knattern zu wollen, bis er das blaue Haus für uns gefunden hätte. Wir hatten keine andere Wahl. Obwohl, so unangenehm fand ich es gar nicht, als ich in die Rikscha stieg, mich zwischen Michael und Ivy presste und darauf wartete, als Sandwich über die ganze Insel zur einzigen Low-Budget-Unterkunft geschaukelt zu werden.
     
    „Mmmh, Papa, riecht die Matratze nussig?“ Ich hoffte, Michael würde nur scherzen. Aber leider, leider war es ihm bitterer Ernst. Nach einer einstündigen Irrfahrt von einem Strandabschnitt zum nächsten, über abgelegene, tiefsandige Pisten entlang palmenbestandener Gärten und Felder mit nichts als der Dunkelheit darauf, hatten wir uns bis zu einem unauffälligen Haus, umgeben von anderen unauffälligen Häusern, durchgefragt. Die Wände aus Korallenstein, weißgetüncht und mit strohgedecktem Dach wie überall in der Nachbarschaft, wies nur ein im feinen Sand steckendes Schild mit dem handgepinselten Schriftzug „Welcome Blue House Accomodation“ darauf hin, dass sich hinter der verschlissenen Umzäunung aus pergamenttrockenen Palmwedeln das örtliche Zentrum des internationalen Rucksacktourismus versteckte.
    Auf der Terrasse, im flackernden Licht heruntergebrannter Kerzen, machte zwischen den einzigen drei Gästen gerade eine Friedenspfeife die Runde. Sicher war der Zusammenkunft irgendein Streit vorausgegangen. Mittlerweile vertrug man sich aber wieder blendend – es wurde viel gelacht und sich auf die Schenkel geklopft. Nachdem wir unsere Rucksäcke in die Ecke gelehnt hatten, fragte Ivy höflich wie sie war und um der Heiterkeit gebührend Rechnung zu zollen, nach dem Verbleib des Concierge. Die Allerweltsfrage durchschnitt Raum und Zeit der drei Gackernden, ließ sie für einen kurzen Moment zur Ruhe kommen, bevor sie wie auf ein geheimes Kommando erneut losbrüllten. Das einzige Mädchen unten den dreien, eine sehr zierliche, junge Engländerin mit verfilzten, blonden Haaren, geriet an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Vor lauter freudiger Erregung war sie kaum mehr in der Lage, Luft zu holen. Stattdessen ließ sie sich von ihrem Hocker zuerst auf beide Knie und anschließend hysterisch meckernd in die Fötusstellung gleiten.
    Michael sah mich fragend an, Ivy schmunzelte und zeigte wortlos und so unauffällig wie möglich auf die drei Flaschen mit Orangenlimo, die auf dem Tischchen

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