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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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zu werden. Dabei merke ich gar nicht, wie die Zeit vergeht. Erst als ich an eine Weggabelung komme und nicht weiß, welchen Weg ich gehen muss, bleibe ich stehen und warte auf die anderen. Selbst der Tourguide staunt und äußert sich anerkennend. Von nun an kann ich diesen Zustand fast täglich hervorrufen. Selbst als meine Ferse nur noch aus einer enormen mit Wasser gefüllten Blase besteht, fühle ich nach kurzem Anlaufen den Schmerz nicht mehr.
    Wieder verändert sich allmählich die Vegetation. Es wird karger und die Erde sandfarben, während die felsigen Hügel eine rötliche Färbung aufweisen. Riesige mehrarmige Kakteen wachsen zwischen den Felsbrocken hervor und bieten wunderbare Fotomotive.

    N ach mehreren Tagen in der absoluten Einsamkeit stoßen wir erneut hin und wieder auf kleinere Siedlungen. Der Anblick von weißen Ziegen in der Nähe der Hütten lässt mich rätseln, was sie wohl fressen, denn hier gibt es nicht einmal trockenes Gras. Am heutigen Rastplatz erhalten wir auch wieder Besuch. Da wir zwei Tage Pause machen, hat es sich wohl herumgesprochen, dass hier Weiße mit komischen Tieren »parken«. Neugierige kommen, stehen einfach stundenlang da und beobachten uns. Für sie sind wir eine willkommene Abwechslung, und ich habe meine Freude daran.
    Wir haben bereits ein gutes Stück der Trekking-Tour geschafft und inzwischen bin ich völlig eins mit der Natur. Das Auf- und Abbrechen des Zeltes beherrsche ich wie im Schlaf. Immer seltener denke ich an zu Hause, an das Öffnen eines Kühlschrankes, um einfach mal eine Scheibe Wurst oder ein Stück Käse herauszuholen, oder an ein gutes Glas Wein. Dafür habe ich aber schon mindestens fünf Kilo abgenommen, was mir nicht schadet.
    Am nächsten Tag erreichen wir nach etwa viereinhalb Kilometern den bemerkenswertesten Wegweiser im Kaokoveld – die sogenannte »Red Drum«. Hierbei handelt es sich tatsächlich um ein altes rotes Benzinfass, das mitten in der Einöde als Wegweiser fungiert. Jeder, der das Kaokoveld mit dem Auto durchfährt, wird wohl hier vorbeikommen, denn an dieser Stelle kreuzen sich verschiedene Sandpisten. Neben dem roten Fass steht ein Wegweiser: »Marble Campsite: shower+toilet, warm water, 23,5 km«. Trotz der Entfernung steht für mich fest, dass ich für eine Dusche diese Strecke noch gerne laufe. Allein die Vorstellung, nach vielen Tagen wieder einmal Wasser auf meinem Körper zu spüren, beflügelt mich. Ab und an kommt nun ein Auto entgegen oder überholt uns. Die meisten Fahrer halten kurz und staunen über unseren Trupp. Fast immer sind es Südafrikaner, manchmal auch Deutsche. Viele fragen, ob sie uns fotografieren dürfen. Anscheinend sind wir eine echte Attraktion. Wenn sie hören, welche Strecke wir bereits zu Fuß zurückgelegt haben, wollen sie es kaum glauben. Während wir weiter durch die beeindruckende Landschaft ziehen, habe ich immer die Dusche vor Augen.
    Und dann ist es so weit. Nach zehn Tagen kann ich mich endlich duschen. Das Camp liegt wunderschön an einem trockenen Flussbett. Die Zelte können wir unter großen, Schatten spendenden Bäumen aufschlagen. Auch die Kamele scheinen sich sehr wohlzufühlen. Jeder Platz hat eine Feuerstelle sowie fließendes Wasser mit einer Küchenablage. Die Toiletten und Waschräume sind gepflegt und ihr Baustil passt gut in diese Gegend. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die an der Rezeption vielversprechend angekündigten kalten Getränke für heute ausverkauft sind. Na ja, man kann nicht alles haben. Lukas ist ebenfalls zufrieden, denn er findet schnell Anschluss bei den Angestellten und spielt später sogar Fußball mit ihnen.
    Überhaupt liebt er Spiele. Eines Abends sitzen wir am Lagerfeuer und überlegen, wie wir die Zeit vertreiben können. Da wir täglich vielen verschiedenen Tieren begegnen, schlage ich ein Ratespiel vor: »Einer denkt sich ein Tier aus, das wir heute gesehen haben, und die anderen müssen es erraten. Dazu kann jeder Fragen stellen. Wer es zuerst errät, darf weitermachen.« Lukas ist eifrig am Raten. Als ich mir ein Tier merken muss, entschließe ich mich für ein Huhn, das wir in einem Dorf gesehen haben. Er rät und rät und findet es nicht heraus. Am Ende ist er überzeugt, alle heute gesehenen Tier aufgezählt zu haben. Als ich ihm schließlich vom Huhn erzähle, wird er fast wütend und meint: »Das ist kein Tier! Ein Huhn ist kein Tier. Ein Tier muss vier Füße haben, sonst ist es kein Tier.« Wir können uns kaum noch halten vor Lachen.

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