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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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ziehe meine Tasche zu mir und entnehme ihr zum ersten Mal das Pfefferspray, das ich zur Sicherheit dabei habe. Unauffällig lasse ich es in meine Hosentasche gleiten und verlasse mit den Streichhölzern den Zelteingang. Jetzt fühle ich mich etwas wohler, obwohl ich im Ernstfall sicher nichts gegen diesen kräftigen Mann mit Machete ausrichten könnte. Immer wieder schaue ich zur Passstraße und bete, dass die beiden bald erscheinen mögen. Endlich höre ich Stimmen und kurz darauf tauchen sie auf. Der Himba-Mann, der die ganze Zeit in der Hocke gesessen hat, erhebt sich sofort. Lukas begrüßt ihn und nach drei, vier Sätzen geht er in die Richtung davon, in die eine Stunde zuvor seine Kinder verschwunden sind. Nach wie vor weiß ich nicht, ob ich die Situation falsch eingeschätzt habe. Auf jeden Fall bleibt es das einzige Mal, dass ich mich in Gegenwart eines Himba-Mannes unwohl gefühlt habe.
    Am nächsten Tag brechen wir gemeinsam auf und erreichen schon nach kurzer Zeit die Passhöhe. Hier ist es karg und sehr zugig, und nur wenige vereinzelte kleine Bäume stemmen sich gegen den heftigen Wind. Der Blick auf das Marienflusstal jedoch ist grandios. Diese weite gelbe Ebene glänzt wie Gold in der Sonne. Am Horizont sieht man die dunklen Hartmannsberge. Wir sind stolz auf die Kamele. Doch der schwierigere Teil, der steile Abstieg, steht ihnen leider noch bevor. Ich kann den Blick kaum von dem grandiosen Marienflusstal abwenden. Die Vegetation zu beiden Seiten des Flusses durchbricht wie ein grüner Gürtel das gelb leuchtende Gras. Dort soll auch unser nächster Rastplatz sein. Also liegt eine beträchtliche Strecke vor uns. Kurz unterhalb der Passhöhe kommen uns Rinder mit riesigen Hörnern entgegen. Wie die Menschen scheinen sie nicht recht zu wissen, ob sie die Kamele fürchten oder nur bestaunen sollen. Gott sei Dank geht die tierische Begegnung ohne Blessuren vonstatten. Nach dem schwierigen Abstieg bin ich erleichtert und glücklich, als unsere gutmütigen Kamele sicher in der Ebene ankommen.
    Am Fuß des Passes stoßen wir auf einen Haufen mit Steinplatten. Zuerst denke ich an ein Grab, bis ich näher trete und all die Inschriften und Dankessprüche lesen kann. Sie stammen von Leuten, die die Überquerung des Passes mit dem Auto überstanden haben. Die Kamele brauchen nun eine Pause und die Ladung muss umgeschichtet werden. Da der grüne Flussgürtel das Ziel ist, gehe ich auf der Sandstraße voraus. Es ist sehr heiß. Im hohen gelben Gras kann ich in der Ferne eine große Gruppe von Straußen ausmachen. Während ich gemütlich weiterwandere, denke ich, dass hier wohl keine Himba mehr leben. Doch plötzlich reiten mir zwei Mädchen auf ihren Eseln entgegen, die mit leeren Wasserkanistern beladen sind. Offensichtlich müssen sie fast eine Tagesreise den Pass hinaufsteigen, um an Wasser zu gelangen. Später erfahre ich vom Tourguide, dass in den kommenden Tagen wirklich kein Wasser mehr zu finden sei und wir mit unseren 150 Litern sehr sparsam umgehen müssen. Gott sei Dank können die Kamele tagelang ohne Wasser auskommen.
    Das gelbe stachelige Gras ist sehr hoch. Wenn sich ein Kamel niederlässt, um sich auszuruhen, sieht man nur noch den Kopf und das Gepäck. Doch manchmal fallen mir kreisrunde Flächen mit einem Durchmesser von zirka fünf bis sechs Metern auf, auf denen kein Grashalm wächst. Es sieht eigentümlich aus, fast wie Ufo-Landeplätze mitten in der Einöde. Lange schon sind wir unterwegs, doch der grüne Gürtel kommt nur langsam näher. Dahinter heben sich die Hartmannsberge in verschiedenen Formen vom Horizont ab. Mal sind sie spitz wie Pyramiden, dann wieder runde, sanfte Hü-gel oder flache Tafelberge.
    In den kommenden drei Tagen marschieren wir an dieser Bergkette entlang. Menschen begegnen wir nicht. Ich fixiere jeweils einen markanten Punkt in der Ferne und laufe darauf zu – stundenlang. In diesem Tal passiert es mir zum ersten Mal, dass ich beim Gehen in eine Art Trance falle. Während ich der einfachen Sandstraße folge, mit der schier endlosen Weite vor mir und der immer gleichen Aussicht auf die Berge in der Ferne, überkommt mich dieser Zustand ganz plötzlich. Mein Körper ist wie zweigeteilt. Die Füße bewegen sich automatisch und meine inzwischen riesigen Blasen spüre ich nicht mehr. Mein Körper schwebt förmlich, während meine Arme wie von selbst mit den Stöcken auf- und abfliegen. Ein starkes Glücksgefühl überkommt mich und ich habe das Bedürfnis, noch schneller

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