Afrika, Meine Passion
Männer die Kamele beladen haben.
Es ist gespenstisch, durch den Nebel zu wandern. Mal hebt er sich ein wenig, mal sehe ich nur die Fahrspur vor meinen Füßen. Heute gehe ich bewusst etwas langsamer, denn durch den Nebel bin ich leicht verunsichert. Ich entdecke eine verlassene Wassertränke im Flussbett. Also muss hier auch irgendwo eine Siedlung sein. Ich kann mir kaum vorstellen, wie die halbnackten Himba diese Kälte und Feuchtigkeit aushalten können. Ein paar Kilometer weiter führt die Fahrspur aus dem Flussbett, und ich gelange auf die Naturstraße. Kurz darauf taucht im Nebel eine Siedlung auf. Da es noch früh ist und ich nicht weiß, ob hier Menschen leben, rufe ich einfach mal »Moro«. Es tut sich nichts und so erkunde ich den großen Kral. Die Häuser sind nicht rund, sondern viereckig gebaut und man kann fast aufrecht darin stehen. Türen gibt es keine und so werfe ich neugierig einen Blick in eine der Hütten. Ich erkenne eine Feuerstelle, einige rostige Blechdosen und kleine Gefäße. Alles sieht verlassen und gleichzeitig irgendwie bewohnt aus. Der ganze Kral ist eingezäunt mit dicken Ästen und nicht, wie bei den anderen, nur mit Gestrüpp. In der Mitte befindet sich ein Gehege für die Tiere. Was mich besonders wundert, sind die vielen Feuerstellen, die entlang des Holzzaunes alle drei Meter aufgestellt sind. Vermutlich sind sie als Schutz vor wilden Tieren gedacht. Könnte es sein, dass die Wüstenelefanten bis hierher kommen oder etwa Löwen in der Gegend sind?
Langsam kriecht die feuchte Kälte in mir hoch und ich marschiere weiter. Bald müssten die Männer mich eingeholt haben. Die Straße steigt etwas an, was mich verunsichert, da sie ja am Fluss entlangführen soll. Im dichten Nebel kann ich jedoch nichts erkennen. Der Wind bläst kalt, und langsam wird es mir unheimlich. Ich warte mindestens schon zwanzig Minuten, doch niemand erscheint. Ich rufe, bekomme aber keine Antwort. Plötzlich hebt sich das Nebelband etwas und ich erkenne den grünen Flussgürtel etwa einen Kilometer entfernt. Panik ergreift mich, als mir klar wird, dass ich das Flussbett wohl zu früh verlassen habe. So schnell ich kann, renne ich zurück zum Fluss, rufe und pfeife durch die Notpfeife am Rucksack. Doch der Wind trägt die Töne in die falsche Richtung. Am Flussbett angekommen, suche ich meine Fußspuren und merke an den Abdrücken der Kamele, dass meine Begleiter geradeaus gegangen sind. Ich habe keine Ahnung, wie weit sie schon sind, und mir laufen Tränen der Wut, Enttäuschung und vor allem der Angst über das Gesicht. Selten in meinem Leben habe ich mich so allein gefühlt. Plötzlich tauchen die beiden durch eine Nebelwand vor mir auf. Sie haben gerade beschlossen umzukehren, um mich zu suchen.
J e länger der Tag vorrückt, desto mehr lichtet sich der Nebel und mit einem Mal ist alles wie immer: der Himmel tiefblau, die Sonne heiß und die Gegend trocken. Dennoch sehe ich überall Leben. Mal sind es lustige runde, saftig grüne Grasbüschel, die durch den Sand wachsen, mal ist es eine weiße Blüte mit übermäßig großen grünen Blättern, die sich durch das Kiesbett zwängt. Dazwischen kreuzt plötzlich ein Chamäleon meinen Weg und bleibt regungslos hocken. Nur seine Augen bewegen sich in alle Richtungen.
Allmählich jedoch werden das goldene Gras und die Blumen weniger und es beginnt die Steinwüste. Die Bergketten um uns herum sind karg und sandfarben. Der Boden ist steinig, hart und dunkel, nahezu schwarz. Für die Kamele gibt es schon lange keinen Strauch mehr. Sie bekommen mitgenommenes Futter zu fressen. Das Marschieren auf der Piste in Richtung Purros ist unglaublich anstrengend. So weit das Auge reicht, nur Steinwüste und eine schnurgerade Waschbrettstraße, die endlos zu sein scheint. Hier einen Rastplatz zu finden, ist fast unmöglich, es gibt keinen Baum und die Steine sind wohl auch nicht so einfach wegzuschleppen. Heute fällt mir das Laufen seit Langem wieder einmal sehr schwer. Als nach Stunden ein Auto kommt und anhält, fragt der Tourguide die Insassen, ob sie mich bis Purros mitnehmen könnten. Er würde mit Lukas und den Kamelen die restlichen 24 Kilometer nachkommen. Da wir schon sechs Stunden unterwegs sind, nehme ich das Angebot gerne an. Auf dieser Strecke verpasse ich sicherlich nichts und beneide die Männer und die Kamele keinen Moment.
Die Autobesitzer, ein älteres englisches Paar, erweisen sich als freundliche und gute Gastgeber. Da sich mein ganzes Gepäck auf
Weitere Kostenlose Bücher