Afrika Saga 02 - Feuerwind
Laufschritt seitwärts in die Büsche schlug. Extremer Durst, Bauchkrämpfe, heftiger Durchfall, konstatierte sie. Die Symptome waren deutlich. Jabisa, diese hinterlistige Hexe, musste ihnen Rizinussamen ins Essen getan haben. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, dass es mehr als einer gewesen war. »Entschuldigt mich bitte einen Augenblick«, murmelte sie und hastete zum Kochhaus.
Die Zulu schrubbte fröhlich trällernd den Topf, in dem der Curry gewesen war. Der Rest des Currys war im Abfalleimer gelandet, wie Catherine bemerkte. Sie packte Jabisa am Arm und drehte sie um.
»Sag mir auf der Stelle, wie viel Inhlakuva du in den Curry getan hast!«
Jabisa hörte auf zu trällern, entspannte ihre Gesichtszüge, bis ihre Unterlippe herunterhing und ihr Gesicht einen dümmlich abwesenden Ausdruck annahm. Stumpf ließ sie ihren Blick in unbestimmte Fernen schweifen und zuckte die Schultern mit einer Geste, die sagen sollte, dass sie nicht wusste, wovon ihre Umlungu redete.
Catherine musste widerwillig anerkennen, dass der Zulu die Parodie einer dummen, unwissenden Schwarzen perfekt gelang. Aber sie war zu besorgt und wütend, um sich darüber zu amüsieren. Drei zerdrückte Rizinussamen galten als ausreichend, um einen Menschen umzubringen. Das war Mord, und sie wäre verantwortlich. Sie würde in Teufels Küche kommen. »Jabisa, lass das! Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Also, wie viele Rizinussamen hast du ins Essen getan? Raus mit der Sprache, und zwar schnell!« Sie schüttelte die Zulu kräftig.
Jabisa seufzte tief, starrte erst auf ihre breit getretenen Füße, dann an die Decke, seufzte wieder. Endlich spaltete ein schneeweißes Lachen ihr dunkles Gesicht. »Einen, Katheni, nur einen. Es wird ihnen schlecht gehen, Feuerschlangen werden ihre Därme zerfressen, aber sie werden noch nicht zu ihren Ahnen gehen …« Vor sich hinglucksend tauchte sie ihre Hände wieder in die Seifenlauge und schrubbte weiter.
Ein ganz und gar unheiliges Lächeln unterdrückend, kehrte Catherine zu Johann auf die Veranda zurück.
»Du musst die Herde in Sicherheit bringen, das ist wichtiger«, sagte sie sanft, »und du musst Ziko mitnehmen, ohne ihn lass ich dich nicht gehen.« Sie hatte seine Hand mit ihrer bedeckt.
Er sah sie an. Längst war er es gewohnt, dass sie seine Gedanken lesen konnte, kaum dass er sie gefasst hatte. Ihn überfiel das Verlangen, sie sofort in die Arme zu nehmen, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte, wie sehr er sie brauchte, dass er ohne sie nicht leben konnte, aber er begnügte sich mit einem Lächeln. »Danke«, sagte er, und noch einmal: »Danke.«
Catherine hatte natürlich Recht. Bei dieser herkulischen Anstrengung wäre er ohne den ruhigen Zulu, der auch das bockigste Rind zähmen konnte, völlig verloren. Der hatte von seinem Vater Sicelo den sechsten Sinn geerbt, was die Rinderzucht anbetraf. Er redete mit den Tieren, blies ihnen sanft in die Nüstern, dass sie die Augen verdrehten, kraulte sie hinter den Ohren und umgarnte sie wie ein Liebhaber seine Angebetete. Auch der störrischste Ochsen wurde lammfromm unter seinen Händen. »Ich werde sie nach Stanger treiben und Francis Court bitten, sie auf seinem Land unterzubringen. Es ist die nächste Möglichkeit, und er hat ja weiß Gott genug Platz. Ich schicke gleich einen meiner Zulus mit einer Nachricht zu ihm.«
Er bewegte seine Lippen, als er die Strecke berechnete. »Ich werde die Kälber vorher noch gegen die Lungenkrankheit impfen müssen, sonst verlieren wir wohlmöglich sechs von zehn. Alles zusammen wird das gut vier Wochen in Anspruch nehmen, wenn alles glatt geht.
So lange wirst du allein sein.« Es war eine Frage.
»Ich werde auf sie aufpassen«, brummte Dan, der Catherine seit dem Tag, als er sie auf der White Cloud, die die Steinachs und ihn von Kapstadt nach Durban brachte, zum ersten Mal traf, mit jeder Faser seiner zutiefst romantischen Seele liebte.
»Wie du hörst, werde ich bestens aufgehoben sein.« Catherine zwang sich, leicht und sorglos zu klingen, und sie hoffte, Johann damit täuschen zu können, ihm nicht zu verraten, wie schwer ihr diese Zeit werden würde.
Johann sandte noch am selben Tag Kuriere nach Stanger zu Francis Court und nach Inqaba. Bis zu seiner Ankunft mussten einige Dutzend guter Rinderhirten bereitstehen, um den Auftrieb einigermaßen zu sichern.
13
Sie standen lange vor dem Morgengrauen auf. Die Schatten waren noch schwarz, die Luft schmeckte kühl und salzig, und das Meer
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