Afrika Saga 02 - Feuerwind
schimmerte gespenstisch im Mondlicht. Catherine nahm ihr Gewehr und lief im trügerischen Schein über die Veranda zum Kochhaus. Von den Hütten der Farmarbeiter klangen schläfrige Laute herüber, Feuerschein flackerte auf, ein paar helle Stimmen kamen näher, unverkennbar die von Sisanda und ihren Schwestern. Neben ihr im niedrigen Küstenurwald, hustete ein Leopard. Erschrocken fuhr sie zusammen, die angepflockten Pferde wieherten nervös, und sie packte ihr Gewehr fester. Schnell lief sie weiter. Nachts schliefen Schlangen oft auf den noch warmen Holzbohlen, und gelegentlich stattete ein Leopard aus dem Busch dem Hühnerstall einen räuberischen Besuch ab und verspeiste seine Beute an Ort und Stelle.
Im Kochhaus zündete sie eine Kerze an und war eben dabei, das Feuer im Herd zu entfachen, als ihre Mädchen lachend und schwatzend hereinkamen. Rasch gab sie ihnen Anweisungen, was sie zubereiten sollten, während sie Proviant für Johann zusammenstellte.
Johann zündete inzwischen Fackeln an, befestigte mehrere am Verandageländer, steckte die übrigen zwischen die Steine vom Hof und packte in ihrem flackernden Licht seine Satteltaschen.
»Einen wunderschönen guten Morgen, alter Junge«, dröhnte Dan und knöpfte sich dabei sein Hemd über dem beachtlichen Bauch zu.
»Hör zu, da gibt es etwas, was ich gestern vor Red Ivory nicht erwähnen wollte. Cetshwayo hat zu einer großen Jagd aufgerufen, vom Ncome-Fluss zum Mzinyathi und entlang des Tugela bis hinunter zum Meer, und er hat seine Amabutho zum Kriegsrat nach Ondini gerufen. Schon im September sind einige seiner Häuptlinge mit ihren Leute an der Grenze aufgetaucht. Sie trugen Kriegsschilder, Assegais und Gewehre. Das war keine normale Jagd.
Das war ein Vorwand. Zululand klirrt vor Waffen, und du weißt, was das heißt.«
»Ja«, sagte Johann. »Cetshwayo macht buh!«
Dan de Villiers lachte laut. »So kann man's nennen. Aber sieh dich vor. Alle sind nervöser als Katzen auf einem heißen Blechdach, eingeschlossen Bartie Frère und die Generäle.«
»Pass gut auf Catherine auf, lieber Freund.«
Der Schlangenfänger nickte, ergriff Johanns schwere Packtaschen und schwang sie über den Rücken des Packpferds, als wären sie leer.
Aus den Tiefen seiner ausgebeulten Hose holte er eine Flasche hervor und verstaute sie in einer der Satteltaschen. »Feinster Brandy, zum Überleben. Hoffentlich gibt's in diesem Etablissement bald was Anständiges zwischen die Zähne, ich bin hungriger als ein ausgehungerter Löwe«, knurrte er.
Johann sah hoch. »Essen ist schon im Anmarsch, genug, um eine Armee zu füttern, wie ich meine Frau kenne.«
Sie begaben sich zur Veranda. Catherine setzte eine Kanne dampfenden Kaffee auf dem Tisch ab, die drei Zulumädchen schleppten eine große Pfanne mit Rührei, Speck und Kartoffeln, aufgewärmtem Braten mit Süßkartoffeln und zwei Laibe Brot herbei.
Schweigend nahmen die Freunde ihr Frühstück ein. Dann machte sich Johann fertig zum Aufbruch.
Sanftes Rosa verdünnte das Nachtblau des Himmels, verdichtete sich allmählich zu kräftigem Rot, bis die Sonne aus dem Meer stieg und den Himmel in Brand setzte. Johann zurrte die Gurte von Umbanis Sattel fest. »Ich bin gleich da«, sagte er zu Dan und stapfte durch den kühlen Sand hinauf zu Catherine, die oben auf der Veranda auf ihn wartete. Er nahm sie in den Arm und küsste sie. Für eine flüchtige Sekunde kam ihm der Gedanke, dass alle seine Rinder es nicht wert waren, diesen Augenblick dafür aufzugeben, sehnte sich mehr als alles auf der Welt danach, sie aufzuheben, ins Bett zu tragen und ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte.
Dann aber gewann seine Vernunft wieder Oberhand. Später sollte er sich dafür verfluchen, diesem Impuls nicht nachgegeben zu haben.
Er saß auf, und als er das Zeichen zum Aufbruch gab, stieg Catherine mit Dan auf die höchste Düne, und dort stand sie und sah ihm nach, bis das grüne Meer des Buschs ihn verschluckt hatte. Sie stand unbeweglich, ihren Blick fest auf die Stelle geheftet, wo sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Sie stand so, bis der Schein der aufgehenden Sonne die Farben verwischte und ihren Blick täuschte.
Erst jetzt erlaubte sie sich, ihren Tränen freien Lauf zu lassen.
Später, als sie aufgeräumt und mit Dan zusammen eine Tasse Kaffee getrunken hatte, um den Schmerz herunterzuspülen, Johann für eine derart lange Zeit entbehren zu müssen, gleichzeitig zu wissen, wie gefährlich sein Unterfangen war, fielen ihr beim
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