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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Kolonie angekommen. Johann hatte die erste in Kapstadt gekauft, die allerdings im Bauch der White Cloud, die vor den Felsen von Durban im Meer versunken war. Natürlich konnte man diese Lampen ein Jahr später auch in Durban erstehen, trotzdem benutzten sie doch hauptsächlich ihre selbst gefertigten Bambuskerzen ab. Glücklicherweise wuchs der Rohstoff Bambus in rasender Geschwindigkeit nach, wenn sie auch mit dem Rindertalg immer noch sparen musste. Allerdings war das während des vergangenen Jahres für kurze Zeit anders geworden, denn ein Nebeneffekt der Dürre war, dass mehr Rinder als üblich geschlachtet wurden, also gab es auch mehr Talg. So war der zumindest billiger geworden. Sie zwirbelte den Baumwolldocht der Kerze hoch, zündete sie an und stellte den Glaszylinder darüber.
    Bobos Krallen klickten über den Holzboden. Mit einem zufriedenen Seufzer rollte sich der große Hund zu ihren Füßen zusammen. Auch Tika und Tika saßen plötzlich neben ihr, starrten sie aus ihren unergründlichen Sphinxaugen an und vergnügten sich damit, nach den Insekten zu haschen, die ins Kerzenlicht flogen. Sie rückte den Stuhl so hin, dass der Kerzenschein auf ihr Buch fallen würde.
    Dann zauderte sie, überlegte, ob sie ihre Flöte holen sollte, die ihr Pierre zum Geburtstag geschnitzt hatte und die sie seit dem Winter nicht mehr gespielt hatte. Ihr herrlicher, glasklarer Ton, schöner noch, als der ihrer anderen Flöte, die sie auf einem Ritt ins Innere im Fluss verloren hatte, half ihr meist wieder, zu sich zu finden. Sie lief ins Haus, fand das Instrument im Schlafzimmer und setzte sich damit an den Verandatisch. Ihre Gelenke knackten, als sie die Finger dehnte und massierte, um sie geschmeidig zu machen. Sie atmete tief ein und hob die Flöte zum Mund.
    Das tiefe C knarrte, das hohe quietschte, Bobo jaulte, Tika und Tika verschwanden wie schwarze Blitze in die dunklen Schatten zwischen den Amatungulus. Sie ließ die Flöte sinken. Die feuchte Seeluft hatte das Holz des Instruments aufquellen lassen und den Klang zerstört, weil sie es versäumt hatte, es in den luftdichten Kasten zu legen, den Pierre gebaut hatte. Afrika verzieh nie einen Fehler. Zornig auf sich selbst legte Catherine die Flöte beiseite und nahm das Buch. Sie hielt es weit von sich, weil die Buchstaben aus der Nähe unscharf erschienen. Wieder ein Anzeichen dafür, dass ihr Körper begann, sie zu verraten.
    Nicht jetzt. Später.
    Über den Buchrand erkannte sie im violetten Licht der kurzen Dämmerung die Umrisse von Häuptling Mahakane auf seinem Felsen.
    Beruhigt schlug sie die erste Seite auf. Die Palme neben ihr, die tagsüber flirrenden Schatten spendete, knatterte im Wind. Dik und Dikkie, die Duiker-Zwillinge, trippelten auf ihren zierlichen, bleistiftdünnen Beinchen herbei, dabei ihre winzigen Hufe graziös wie Ballerinas voreinander setzend. Suchend beschnupperten die kleinen Antilopen ihre Hand, fanden nichts Nahrhaftes und rollten sich zu ihren Füßen, eng an die Wärme der großen Dogge geschmiegt, zusammen. Sie hatte sie als winzige Kitze neben ihrer verendeten Mutter gefunden und mit der Hand großgezogen. Es schien den Tierchen bei ihr und in ihrem Gemüsegarten wesentlich besser zu gefallen als draußen in der freien Wildbahn. Sie tätschelte ihnen das glänzende hellbraune Fell und begann zu lesen.
    »Ich grüße dich, Mama«, sagte eine Stimme dicht neben ihr, gleichzeitig schoss Bobo wütend bellend hoch.
    Sie erschrak fürchterlich, das Buch polterte auf den Boden, und für Sekunden starrte sie völlig verwirrt in das grienende Gesicht ihres Sohns. »Stefan! Du ungezogener Junge, wenn ich einem Herzanfall erliege, hast du Schuld!« Sie sprang auf und warf sich in seine offenen Arme. »Wie wunderbar! O wie wunderbar! Wo kommst du her?«
    »Aus dem Norden, und ich muss auch spätestens übermorgen weiter. Ich habe eine weitere Safari angenommen. Das Geld war einfach zu verlockend.« Er lachte mit blitzenden dunklen Augen auf sie hinunter. Seine Haut war walnussbraun, das schwarze Haar über schulterlang, und seine Muskeln spannten sich unter dem schwarzen Baumwollhemd.
    »Meine Güte, du siehst aus wie ein Waldschrat.« Liebevoll strich sie ihm das Haar aus dem Gesicht und kratzte mit dem Fingernagel über seine Bartstoppeln. »Du lässt dir doch nicht etwa einen Bart stehen?
    Du weißt, ich kann Gestrüpp im Gesicht nicht leiden.«
    »Lulamani liebt es. Unter den Zulus gelte ich damit als besonders männlich. Zulumädchen

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