Afrika Saga 02 - Feuerwind
Fünfzig?«
»Ah, Setani, was soll ich mit einem Mann? Er würde unter einem Baum sitzen, Bier trinken, unnützes Zeug reden, und ich müsste auf seinen Feldern arbeiten und seine Kinder bekommen.« Sie warf den Kopf zurück und lachte aus vollem Halse, bis ihr Körper bebte. »Ich möchte eine Lady sein …« Sie spreizte ihre Arme und wackelte mit dem Hinterteil.
»Dann musst du Schuhe tragen, lange Röcke und einen Hut, und du musst wie eine Lady gehen«, rief Catherine. »Schau her!« Mit gezierten Schritten, die Hände affektiert haltend, stolzierte sie durch die Küche. »Und du musst mit der Gabel essen.«
Jabisa kreischte vor Lachen. »Hoho, mit der Gabel, warum denn, wenn man Finger hat, eh? Und Schuhe vielleicht, wenn meine Füße hart wie ein Stück Holz sind?« Sie hob einen Fuß und zeigte die stark verhornte Sohle. »Umlungus! Was haben die nur im Kopf!«, rief sie vergnügt und setzte einen Kessel mit Suppe auf das schon munter flackernde Feuer. Noch immer in sich hineinglucksend, schnitt sie emsig Butternusskürbis, nierenförmige Zulukartoffeln und die ersten, jungen Bohnen in die Suppe.
Nach einem prüfenden Blick auf Stefan schlug sie noch ein paar Eier hinein. Setani war dünn geworden, dachte sie. Lulamani konnte sicherlich immer noch nicht ordentlich kochen, und außerdem hatte ihre Nichte nur Flausen im Kopf, kleidete und benahm sich, als wäre sie eine Umlungu. Bei nächster Gelegenheit würde sie ein ernstes Wort mit dem Mädchen reden müssen.
Catherine schnitt das frische Brot auf und nahm sich die Schweinekeule vor. Sorgfältig schabte sie die grüne Schmierschicht von der Schwarte, schnitt den gammeligsten Teil davon ab, warf die Stücke den Katzen hin und teilte das Fleisch in große Scheiben.
Stefan nahm den Hut ab, schüttelte sich wie ein junger Hund, dass die Tropfen flogen, und fuhr sich mit beiden Händen durch das schwarze Haar, das ihm bis auf die Brauen hing. »Was hörst du von Maria?« Er lehnte sich mit einer Schulter an die Türöffnung.
Mit dem Unterarm wischte Catherine sich übers schweißglänzende Gesicht. Die Luft war so nass, dass sie meinte, Wasser zu atmen.
»Nichts.« Sie biss sich auf die Lippen. »Ich habe schon Anfang September über Kapstadt und Madeira ein Telegramm an den Anwalt Puttfarcken nach Hamburg geschickt. Ich erwarte die Antwort jeden Tag.«
Das war es also, was ihr solche Sorgen bereitete! »Ich werde morgen in Durban nachfragen. Vielleicht ist die Antwort schon da.
Was ist nur in mein kleines Schwesterchen gefahren? Sonst schreibt sie doch mindestens so viel wie sie redet.« Der gequälte Blick, den ihm seine Mutter zuwarf, hielt ihn von weiteren Bemerkungen über Maria ab. Um sie von ihrem Kummer abzulenken, erzählte er ihr von seiner letzten Safari und schaffte es, dass sie ein paarmal hell auflachte.
Aus den Tiefen seiner Packtaschen fischte er eine Hand voll, in eine alte Zeitung eingewickelte, getrocknete Mopaniraupen und warf sie Jabisa hin. »Hier, die kannst du mit in die Suppe tun.«
Jabisa wickelte das Paket aus und betrachtete die bräunlichen Raupen kritisch. Durch die Feuchtigkeit waren ihre Ränder aufgeweicht, und winzige, weiße Maden mit schwarzen Köpfen krochen darauf herum. Essbar, entschied sie und schüttete sie mit einem Ruck in die kochende Suppe. Die Zeitung glättete sie und legte sie beiseite.
Katheni hatte ihr Lesen beigebracht, und sie war begierig zu erfahren, was die Weißen als so wichtig ansahen, dass sie es in eine Zeitung schrieben.
Sie nahmen ihr Abendessen in der Wohnhalle ein. Stefan hatte den Tisch von der Veranda hereingetragen, einen anderen gab es noch nicht. Die Katzen saßen zu ihren Füßen, leckten sich die Pfoten und putzten ihr glänzendes Fell, Dik und Dikkie steppten im Gleichschritt mit leise klickenden Hufen durchs Zimmer, Bobo schnarchte, über ihm lugte ein Gecko mit schwarzen Knopfaugen von einem Mauervorsprung herunter und kicherte. Stefan seufzte zufrieden. Er war zu Hause.
»Mama, möchtest du mich morgen nicht nach Durban begleiten?
Du ziehst dein schönstes Kleid an, und ich lade dich ins Royal ein. Es ist mal wieder an der Zeit, dass die Banausen in unserem Kaff eine Schönheit wie dich zu sehen bekommen.«
Catherines Gabel schwebte in der Luft, sie strahlte. »Das ist sehr lieb von dir. Könnten wir bitte morgen darüber reden, heute bin ich zu müde, um darüber nachzudenken. Lass uns überlegen, wo du heute Nacht schlafen kannst. Ich habe leider noch keine
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