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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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es war ihm, als könnte er zurück in die Zeit blicken, sähe die mächtigen Dickhäuter vor sich, die alten Leitkühe, die bedächtig ihre Füße setzten, mit ihrem Rüssel die Luft schmeckten, ehe sie ihre Schar weiter durch die üppige Landschaft führten. Instinktiv fanden sie stets den sichersten Weg über Hügel, durch Täler, Flüsse, Sümpfe und dorniges Dickicht, verweilten dort, wo sie Fressen im Überfluss fanden oder flaches Wasser, in dem sie sich kühlten und ihren Durst stillten.
    Südlich von Louren^o Marques streiften sie durch die Sümpfe, rasteten an den Ufern der vielen, namenlosen Seen von Tongaland, ehe sie entlang der Lebombo-Berge hinein nach Zululand wanderten.
    Hier entstand eine Weggabelung. Manche Herden marschierten in weitem Bogen westwärts, überwanden den Hluhluwe-Fluss, der sich wie ein glitzerndes Band durch Palmenhaine schlängelte, und kreuzten kurze Zeit später erst den Schwarzen, dann das felsige Bett des Weißen Umfolozi und später den Mhlatuze-Fluss, manche suchten sich ihren Weg geradewegs durch die Hügel. Etwa am unteren Lauf des Mhlatuze vereinigten sich die Pfade wieder, und die Elefanten zogen unbeirrt weiter, trafen hier und da schon auf die ersten Spuren von Menschen. Im Tal des majestätischen Tugela ruhten sie sich aus, standen bis zu den Bäuchen in saftigem Gras, ehe sie den Fluss überquerten und Meilen südlich endlich an das Ufer einer weiten, von einer Klippe gegen das brüllende Meer geschützten Bucht gelangten.
    Dort kalbten sie und genossen ihr Elefantenleben, um irgendwann - und Stefan konnte sich nicht erklären, was sie dazu veranlasste - auf demselben Weg wieder nach Norden zu wandern. Dieser Kreislauf wiederholte sich, seit der erste Elefant im Morgengrauen der Geschichte seinen Fuß auf dieses fruchtbare Land gesetzt hatte.
    Wie Adern durchzogen ihre Pfade die Landschaft, und allmählich übernahmen die Menschen das Land, erst die Buschmänner, die später von den Ngunivölkern vertrieben wurden. Bienenkorbhütten entstanden, die Menschen benutzten die Elefantenpfade, um Handel mit weit entfernten Siedlungen zu betreiben. Später kamen Weiße über das große Wasser, landeten in dieser paradiesischen Bucht, die sie Port Natal nannten, und benutzten die alten Elefantenstraßen, um das Land zu erkunden und es sich Untertan zu machen.
    Und eines Tages, dachte Stefan, während er sich den Hut gegen den Regen ins Gesicht drückte, eines Tages werden Lokomotiven durch die Hügel fahren, und geteerte Straßen werden sich von Durban nach Lourencjo Marques ziehen, und es wird sich kaum ein Mensch, der diese Straßen benutzte, daran erinnern, dass er sich auf dem Pfad der Elefanten befand. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als hätte sich für den Bruchteil einer Sekunde ein Fenster in die Zukunft aufgetan.
    Das Gewitter war kurz und heftig, und als es versiegte, dampfte die Erde. Stefan fühlte sich pudelwohl. Seine Haut atmete die Feuchtigkeit mit jeder Pore ein. Als er mit seinen Zulus den Tugela nach Natal durchquerte, trug die kräftige Brise schon die salzige Frische des Meers übers Land.
    Er trieb Inyoni an und preschte seinen Leuten voraus, dann aber zog er die Zügel an und schlug einen weiten Bogen zurück zu seinen Leuten. »Hoa, hoa«, schrie er. »Shosholoza! Bewegt euch!« Damit galoppierte er wieder davon.
    Der Weg lief jetzt parallel in so geringer Entfernung zum Meer die Küste entlang, dass er gelegentlich die Brandung hören konnte. Die Schwarzen waren in jenen mühelosen Trott verfallen, den sie, wie Stefan wusste, viele Stunden lang, auch durch unwegsames Gelände, durchhalten konnten. So kamen sie gut voran. Die kurze Dämmerung zog von Süden über den Himmel, als er das Dach des Lobster Pott zwischen dem Grün des Küstenurwalds leuchten sah.
    Catherine lehnte müde in ihrem Stuhl auf der Veranda und beobachtete den Flug der weißen Ibisse nach Norden zu ihren Nistplätzen. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Morgen sollte das Glas für die Fenster aus Durban kommen, und nachdem sie alles Holz mit alten Teeblättern poliert hatte, war sie die restliche Zeit im Gemüsegarten und ihrer Küche beschäftigt gewesen. Annie Block hatte sich erst in vier Wochen angesagt.
    Mit einem Haufen stinkender Häute, die von zwanzig Haien stammte, hatte Dan de Villiers einen seiner Zulus nach Durban geschickt und war gestern über den Tugela ins Innere gezogen, um Tauschgeschäfte mit den Zulus zu machen. Natürlich hatte sie ihn reichlich mit

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