Afrika Saga 02 - Feuerwind
und sie hielt Johanns Hand fest in ihrer.
Am nächsten Tag war die christliche Hochzeitszeremonie angesetzt.
Alle ihre Freunde aus Durban waren eingeladen, und alle waren gekommen. Zehn Planwagen standen auf der Farm, und sämtliche Zimmer im Haus waren belegt. Zufrieden schaute Catherine in die Runde. Inqaba beherbergte fast so viele Gäste wie zur Hochzeit von Viktoria und Lionel Spencer. Die meisten waren schon eine Woche vorher angereist. Die Männer gingen auf die Jagd, die Damen blieben meist auf Inqaba, es wurden Spiele gespielt, gut gegessen, Neuigkeiten ausgetauscht und voller Hingabe der saftigste Klatsch der Kolonie zerpflückt. Natürlich würde diese Hochzeit das Gesprächsthema auf allen Zusammenkünften der nächsten Monate sein. Bis hinunter nach Kapstadt, dachte Catherine und musste lächeln. Was würden sich alle die Mäuler zerreißen!
Zu der Trauung und dem anschließenden Festmahl waren auch Sihayo und Nomiti als die Eltern Lulamanis eingeladen, weigerten sich jedoch anfänglich, weil das gegen ihre Sitte war.
»In unserer Kultur sind die Eltern der Brautleute Ehrengäste«, hatte ihnen Catherine erklärt, Nomiti hatte genickt, und nach einigem Überreden hatte auch Sihayo zugestimmt. Nach dem Brauttanz erschien er mit seiner Familie und einem Tross von Freunden auf dem Hof von Inqaba.
Catherine ließ gerade für ihre Gäste eine kleine Stärkung auf der Veranda servieren, als der Zulu die kleine Treppe zu ihnen heraufstieg.
In einem Wirbel von weißen Kuhschwanzquasten und silberblauen Affenpelzstreifen, die wie ein weiter Mantel fast den Boden fegten, das Leopardenfell um die Schultern gehängt, die Federn des blauen Kranichs wie eine Krone auf dem Kopf tragend, betrat Sihayo, seit heute Schwiegervater ihres Sohns, die Veranda.
Sein Kriegsschild, das seinen Körper fast vollständig deckte, in der linken Hand haltend, in der rechten seinen verzierten Tanzstock, kam er auf sie zu. Schwere Messingmanschetten glänzten an seinen Oberarmen, um den Hals lag eine Kette von Löwenzähnen.
Sein Auftreten versetzte die Weißen in summende Aufregung.
Nomiti, die zu Catherines Überraschung europäische Kleidung trug, folgte ihm, wirkte wie das trist gewandete Weibchen eines prachtvollen Paradiesvogels. Für einen irren Moment fühlte sich Catherine an den bayerischen Fasching erinnert, an ein Kostümfest.
Energisch rief sie sich zur Ordnung, trat vor und begrüßte ihren langjährigen Freund, den Bruder Sicelos, und seine Frau, die einmal Sicelos Frau gewesen war.
Zur kirchlichen Trauung, die unter dem weiten Himmel Zululands auf der Veranda stattfand, trug Lulamani ein elfenbeinfarbenes Kleid aus zartestem, fein glänzendem Batist, auf ihrem Kopf einen Kranz aus duftenden Amatungulublüten, der den Spitzenschleier hielt.
Catherine hatte es für sie nähen lassen und musste zugeben, dass die junge Zulu atemberaubend darin aussah.
»… bis dass der Tod euch scheidet«, tönte der Priester und schaute streng über den Bibelrand auf die beiden Brautleute.
»Ich will«, sagte Stefan stolz und steckte seiner Braut seinen Ring an den Finger.
»Ich will«, flüsterte Lulamani auf Englisch und hob ihr Gesicht zu dem Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen sollte. Ihre Augen glänzten vor Tränen. Nur kurz ertrug sie es, ihm in die Augen zu sehen, dann glitt ihr Blick an ihm vorbei und heftete sich auf einen Punkt am Rande des Buschs.
Catherine sah es, folgte ihrem Blick, meinte, für Sekunden das dunkle Abbild des geheimnisvollen Fremden im grünen Flirren zu erkennen, aber als sie genauer hinschaute, standen da nur Freunde und Nachbarn, und Lulamani lächelte ihrem brandneuen Ehemann zu.
Offenbar hatte sie sich getäuscht.
»Möge Gott sie schützen«, murmelte Johann, der während der Zeremonie ihre Hand so fest gehalten hatte, dass ihr die Knochen knackten, und in seiner Stimme schwang die gleiche Angst, die sie insgeheim verspürte. Aber heute war nicht der Tag, darüber zu sprechen.
Stefan und nahm seine junge Frau an der Hand und führte sie seinen Eltern zu.
Catherine nahm erst ihre Schwiegertochter und dann ihren Sohn in den Arm. »Werde glücklich, mein Liebling, und bleibe es, so lange du lebst«, flüsterte sie ihm ins Ohr, und er drückte sie wortlos.
Als Sihayo vortrat, wichen alle anderen zwei, drei Schritte zurück.
Er stand vor dem jungen Paar, hoch aufgerichtet, prächtig und stolz anzusehen. Sein Federbusch wehte wie ein Banner, der Affenpelzumhang glänzte
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