Afrika Saga 02 - Feuerwind
Puttfarcken aufgehört hat zu existieren. Hölle und Verdammnis, nun muss ich mich doch an die Mellinghoffs wenden«, knirschte sie, kümmerte sich nicht um das erschrockene Gesicht Benita Willingtons, die sicherlich noch nie eine Frau so hatte fluchen hören. »Stefan, du reitest doch heute noch nach Durban. Ich werde sofort eine Antwort schreiben, die du mitnehmen und dem Postkutscher nach Pietermaritzburg geben kannst. Dann ist das Telegramm in zwei oder drei Tagen in Kapstadt … Stefan? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Bitte? Ach ja. Allerdings werde ich heute etwas später reiten. Mir ist gerade etwas dazwischengekommen.« Sein verträumter Blick glitt an ihr vorbei hinüber zu Benita Willington.
»Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du, sobald ich das Telegramm an die Mellinghoffs aufgesetzt habe, aufbrechen würdest.« Ihr Tonfall hatte eine gewisse Schärfe. Dann besann sie sich auf ihre Gastgeberinnenpflichten. »Kann ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«, fragte sie die Willingtons und hoffte inständig, dass diese ablehnen und so schnell wie möglich von ihrem Hof verschwinden würden. Aber die Hoffnung blieb unerfüllt.
»Sehr gern, danke, Mrs Steinach. Wenn ich um ein Glas Saft oder Tee bitten dürfte?« Benita Willingtons schönes Gesicht war rosig überhaucht. Catherine führte das auf die feuchte Hitze nach dem Mordsgewitter der Nacht zurück.
Stefan half ihr behutsam vom Pferd, als wäre sie aus zerbrechlichstem Glas. »Auf der Veranda sitzt es sich sehr schön. Man hat einen Blick aufs Meer, und mit etwas Glück, können Sie die Delphine in den Wellen spielen sehen.«
»Delphine«, girrte Benita. »Wie entzückend.«
Stefan lief eine Gänsehaut über den Rücken. Er hatte das deutliche Gefühl, von ihr gestreichelt worden zu sein. Seine Mutter und Nicholas Willington aufs Unhöflichste ignorierend, führte er sie hinaus auf die Veranda.
Catherine sah ihm irritiert ob seines ungehörigen Benehmens nach, war auf der anderen Seite froh darüber. Je weniger Stefan auf Nicholas Willington achtete, umso besser. »Ich werde in der Küche Bescheid sagen. Bitte nehmen Sie doch so lange in der Halle Platz, Mr Willington.« Stefan stand mit der Schwester auf der Veranda und hatte nur Augen für sie. Blieb Willington im Haus, könnte es ihr gelingen, das Aufeinandertreffen zu verhindern. Sie lief zum Kochhaus, gab einer brummig dreinschauenden Jabisa ihre Anweisungen und hastete darauf hinüber zu Stefans Leuten, beschied ihnen, Inyoni zu satteln, da Nkosi Setani in Kürze aufbrechen würde. Zurück im Haus, beeilte sie sich mit dem Telegrammtext, wedelte die Schrift trocken und rief ihren Sohn, der sich erst auf ihren zweiten Ruf hin zögerlich von der Seite Benitas löste und zu ihr kam. »Wenn du dich sputest, geht der Brief noch mit der letzten Postkutsche ans Telegrafenamt in Pietermaritzburg.« Sie hielt ihm das Schriftstück hin. Für eine Sekunde schien es, dass er sich weigern würde. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Bitte, ich sorge mich so um Maria.«
Das genügte, dass er sich zusammenriss. »Gut. Ich komme sofort.«
Damit trat er wieder zu Benita Willington. »Es tut mir unendlich Leid, aber ich muss Sie verlassen.«
»Wie gern hätte ich noch mehr von Ihren Abenteuern im Busch gehört. Wir werden zu Weihnachten wieder in Durban sein, vielleicht sehen wir Sie dann wieder?«, fragte Benita und ließ ihre Wimpern flattern.
Darauf kannst du Gift nehmen, und wenn ich auf allen vieren durch den Busch von Zululand hierher kriechen muss, dachte Stefan. »Ich werde hier sein und auf Sie warten, bis Sie kommen, egal wie lange es dauern mag«, versprach er leidenschaftlich und streifte waghalsig ihren Handrücken mit den Lippen. Benita errötete bis zu ihren dunklen Haarwurzeln.
Catherine sah von einem zum anderen, traute kaum ihren Augen.
»Auf Wiedersehen, Mr Steinach«, hauchte Benita und schenkte ihm ihr schmelzendes Lächeln und einen umwerfenden, meergrünen Augenaufschlag.
Hingerissen öffnete dieser den Mund, schien etwas sagen zu wollen, klappte ihn wieder zu, starrte sie für einen langen Moment stumm an und küsste ihr endlich stattdessen zum wiederholten Male die Hand. Erst nach einer Ewigkeit ließ er sie frei. Seine Mutter sah zu und fand, dass er ziemlich beschränkt aussah. Dann wandte er sich ihr zu und hielt sie fest, ganz fest, als wollte er ihr etwas mitteilen. »Ich muss mich noch von Mr Willington verabschieden. Wo ist er?«
Suchend sah er sich um.
Catherine
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