Afrika Saga 02 - Feuerwind
bemerkte, dass Nicholas Willington eben in einem seiner Planwagen verschwand, und packte geistesgegenwärtig die Gelegenheit beim Schöpfe. »Ich werde dich entschuldigen.« Energisch schob sie ihn vorwärts. »Ich werde sofort wieder bei Ihnen sein, Miss Willington. Bitte setzen Sie sich doch.« Eile tat Not, denn der Bruder kletterte gerade vom Planwagen herunter, bürstete seinen Rock ab und näherte sich der Veranda. »Komm, mein Lieber«, drängte sie, Willington dabei nicht aus den Augen lassend. Sie schaffte es tatsächlich, Stefan zu seinem Pferd zu lotsen, ohne dass die beiden Männer aufeinander trafen. Langsam löste sich ihre Anspannung. Das Schicksal gewährte ihr offenbar noch einmal Pardon.
Stefan küsste ihr die Wange und saß auf. »Mach dir um Papa keine Sorgen, ich werde auf jeden Fall nach ihm Ausschau halten, wenn ich in Zululand bin, und dir einen Boten schicken, falls es etwas zu berichten gibt. Wenn du etwas von ihm hörst, schicke mir einen Boten.« Damit nahm er die Zügel auf, warf noch einmal einen Blick zu Benita Willington hinüber, riss Inyoni herum und galoppierte in der Haltung eines siegreichen Ritters vom Hof.
Kurz darauf schallte seine Stimme über die Palmen. Absurderweise sang er aus vollem Halse die Marseillaise.
Catherine sah ihm nach. Sie war gerade noch einmal davongekommen. Ganz schwach vor Erleichterung musterte sie Benita Willington, die mit ihrem Bruder auf der Veranda sprach. Die junge Frau schien plötzlich von innen zu strahlen, als trüge sie einen Umhang aus Licht. Catherine schluckte trocken. Es gab keinen Zweifel. Die Zeichen waren mehr als deutlich. Stefan hatte sich bis über beide Ohren verliebt.
»Es wird gemunkelt, dass er ein ehemaliger Sträfling ist. Der Reverend Peters behauptet, dass die Kirche diese Ehe nicht anerkennt«, drängte Milas Stimme ihre Gedanken in eine andere Bahn.
»Jede Frau, die meinen Sohn glücklich macht, werde ich lieben«, hörte sie ihren eigenen Ausspruch, den sie oft verkündet hatte, als Stefan noch auf der Suche nach einer Frau war.
Eines Tages dann brachte er ihr Lulamani. Die junge Zulu stand vor ihr, in ein einfaches Kleid aus fein gewebter Jute gekleidet, barfuß, mit dem verängstigten Ausdruck einer gehetzten Gazelle in ihren schönen Augen, der sie geradewegs ins Herz traf. Spontan hatte sie ihre Arme geöffnet und Lulamani an sich gezogen, wie man ein Kind in die Arme nimmt, das man trösten möchte, so wie sie ihre eigenen Töchter in den Arm genommen hätte und wie sie es auch mit der kleinen Lulamani oft getan hatte.
Eine große Traurigkeit lag über der schönen Zulu, und es dauerte Wochen, ehe diese von der jungen Braut wich. Sosehr sie sich bemühte, gelang es Catherine nicht, herauszufinden, was diese verursacht hatte. Am Ende schob sie es auf die Tatsache, dass Lulamani, obwohl sie die Lebensweise der Weißen auf Inqaba bis zu einem gewissen Maße kannte, Schwierigkeiten hatte, sich im täglichen Leben dieser anzupassen.
Stefan blühte vor ihren Augen auf, war so glücklich, dass sich ihre herzliche Zuneigung für Lulamani in Liebe verwandelte, die die junge Zulu vertrauensvoll erwiderte. Dass Lulamani gewissermaßen ein Geschenk des Königs war, erfuhr sie am Tag der Hochzeit von Andrew Sinclair.
Es war ein herrlicher afrikanischer Sommernachmittag gewesen, heiß und still, der Himmel weit und von tiefem Blau. Catherine hörte es als Erste. Ein tiefer, rhythmischer Gesang, den sie als die Hymne von Lulamanis Clan erkannte.
»Sie kommen«, flüsterte sie.
Stefan straffte seine Schultern, Johanns Miene verriet nichts, Catherine musste sich eingestehen, dass sie Herzklopfen hatte. Sie kannte die Hochzeitszeremonie der Zulus gut genug, um zu wissen, was Lulamani heute erlebt hatte. Nach wochenlangen Vorbereitungen, ständigem Hin und Her, was den Tag betraf, an dem sie ihr Elternhaus endgültig verlassen würde, ein Zeitpunkt, den ihr Vater der Tradition gemäß so lange hinauszögerte wie möglich, nach ausgedehnten Feiern im Umuzi ihrer Eltern in der vergangenen Woche war vor wenigen Tagen die Botschaft gekommen, dass heute, am Morgen nach dem vollen Mond, der große Tag sein würde. Lulamani würde ins Haus ihres Bräutigams kommen.
Zum Fest seiner Tochter hatte Sihayo einen Ochsen geschlachtet.
An dem anschließenden Festgelage nahmen Lulamani und ihre Freundinnen teil, aber nicht ihre Eltern, um ihr das Verlassen ihres Elternhauses und ihrer Jugend nicht noch schwerer zu machen.
Später wurde sie
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