Afrika Saga 02 - Feuerwind
Sätzen schlagartig einsetzte.
Sihayo erstarrte zur Statue, Stefan, Johann und Dan de Villiers stürzten mit geballten Fäusten auf ihn zu.
»Nicht«, sagte Catherine laut. »Nicht heute. Lasst mich das machen.« Sie fixierte Andrew Sinclair mit frostigen Augen. »Du verlässt sofort unser Haus. Du bist hier nicht mehr willkommen. Wage es nicht, je wieder hier aufzukreuzen.«
Andrew warf einen Blick in die Runde und zog es offensichtlich vor, der Aufforderung nachzukommen. Man musste wissen, wann ein Rückzug klug war. Mit einer ironischen Verbeugung verließ er die Veranda. Eisiges Schweigen begleitete ihn, bis er seine Sachen gepackt hatte. Lilly weigerte sich, ihren Mann zu begleiten, und legte sich mit Kopfschmerzen und einer Flasche Cognac ins Bett.
Als er kurz darauf in den Hof ging, um sein Pferd zu satteln, sah er sich der geballten Wut der Steinachs und aller ihrer männlichen Freunde gegenüber. Wie eine Mauer bauten sie sich vor ihm auf.
Neben Stefan, seinem Vater und Dan de Villiers stand Christian Kappenhofer, der ältere Bruder seiner Frau, der Stefans engster Schulfreund war, Pierre, Justus Kappenhofer und Rupert Farrington.
Catherine sah, dass er heimlich nach seinem Jagdmesser tastete und sein Gewehr fester packte. Blitzschnell ging sie dazwischen. »Hau ab, aber schnell«, fauchte sie. »Und komm nie wieder.«
Unter ihren stählernen Blicken war er in die Nacht geritten.
Timothy Robertsons Stift flog während der ganzen Szene über die Seiten seines Notizbuchs. Dan de Villiers bemerkte das, trat auf ihn zu und streckte schweigend seine Hand aus. Tim zögerte, dann riss er die Seiten heraus und zerknüllte sie.
»In Ordnung«, murmelte er. »Kein Wort in meiner Zeitung.«
Das unterbrochene Fest ging weiter, aber bald zerfiel die Menge in Grüppchen, die Fröhlichkeit versickerte, wie eine Giftwolke schienen Andrew Sinclairs Worte die Stimmung zu zersetzen. Die Hochzeitsfeierlichkeiten kamen zu einem abrupten Ende. Besorgt beobachtete Catherine ihren Sohn, den Schlangenfänger und Christian Kappenhofer. Ihre Mienen und Gesten waren eindeutig. Sie hatten vor, mit Andrew Sinclair abzurechnen. Die drei gingen hinüber, wo Sihayo, Shikashika und Ziko standen. Stefan redete, sie konnte seine Worte nicht verstehen, aber das war auch nicht notwendig.
Seine Gestik war drastisch, und sie konnte sehen, dass sie Funken in den Herzen der Zulus schlug.
Andrew Sinclair würde darauf achten müssen, was hinter seinem Rücken passierte. Catherine fröstelte es.
Die Neuigkeit von dem Eklat verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Kolonie geriet in entzückte Aufruhr. Bis nach Kapstadt schwirrten die Gerüchte, sammelten am Wegrand neue auf, wurden größer und farbiger, erreichten die entlegensten Ecken des südlichen Afrikas.
Einen derartig deliziösen Skandal hatte es seit langem nicht gegeben.
Stefan flüchtete sich für Wochen in den Busch, Lulamani begriff nicht, was geschehen war, und Catherine vermutete, dass es ihr ohnehin gleich wäre. Johann tobte, und sie hatte ihre liebe Mühe, ihn davon zu überzeugen, dass Stefan am meisten damit gedient war, wenn er die Sache auf sich beruhen ließe.
Beharrlich verbot sie es sich, über die Folgen dieser Verbindung nachzudenken, doch in unbedachten Momenten musste sie zugeben, dass sie darüber nicht mehr unbeschwert froh sein konnte, und das hatte nichts mit der Person Lulamani zu tun, die liebenswert und entzückend war, sondern einzig und allein mit ihrem Abbild, das sie in den Augen der weißen Kolonisten sah. Bei ihrem nächsten Besuch in Durban schien sie auf der Straße ständig Menschen zu begegnen, denen man ihre gemischte Abstammung nur zu deutlich ansah, und sie konnte es kaum aushalten, zu sehen, wie diese Menschen, waren es Kinder oder Erwachsene, einer solchen Verbindung behandelt wurden.
Von den Weißen wie von den Zulus wurden sie nicht als die ihrigen anerkannt, irrten zwischen den Grenzen, befanden sich in emotionalem Niemandsland. Ihre Seelen schienen zu verkümmern, sie wirkten niedergedrückt und melancholisch, und ihr war bekannt, dass nicht wenige freiwillig aus dem Leben gingen. Der Prozentsatz unter den Farbigen, wie sie euphemistisch genannt wurden, war ungleich höher als unter den Weißen. Den Zulus war Selbstmord ohnehin so gut wie fremd.
Es war grausam, ungerecht, verachtenswert und noch vieles mehr, dass diese Menschen in ihrem eigenen Land gedemütigt wurden, nur weil ihre Haut braun war oder milchkaffeefarben, oft auch
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