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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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von ihren Brüdern und ihrem Vater liebevoll eingekleidet, und zu der traurigen Abschiedsweise, die ihre Brautjungfern sangen, hatte Sihayo seine Tochter aus dem Tor seines Umuzis geführt, wo ihre Begleitung auf sie wartete. In ihrem Brautstaat, ihr Gesicht versteckt hinter einem langen Fransenschleier aus besonderen Blättern, nahm Lulamani ihren Platz in der Mitte des Brautzugs ein, und sie machten sich auf den Weg.
    Die Clan-Hymne singend, marschierte die Brautgesellschaft Stunden später mit erhobenen Schildern auf den Hof von Inqaba. Eine Ziege wurde getötet, indem man ihr das Maul zuhielt und den Hals umdrehte, ein Ritus, gegen den sich Stefan gewehrt hatte, aber letztendlich doch zustimmen musste. Die Ziege war als Imbiss gedacht, von einem reichen Mann wie Stefan aber wurde erwartet, dass er auch einen Ochsen schlachten würde. Seit den frühen Morgenstunden drehte sich dieser bereits am Spieß und duftete, dass Catherine das Wasser im Mund zusammenlief.
    Nach dem Festmahl zogen sich die Zulufrauen in den Busch zurück, um sich für das kommende Fest anzukleiden und Lulamanis Körper mit Hippopotamusfett und duftenden Kräutern einzureiben.
    Stefan, seine Eltern und viele Freunde, die Farmarbeiter und Zuschauer, die zufällig vorbeigekommen waren, tranken Bier und Wein und warteten im Hof auf die Tanzdarbietungen.
    Jubelschreie und schrilles Trillern ausstoßend, stolzierten die Frauen in den Hof, nach ihnen kamen die Männer. Alle setzten sich, und die unverheirateten Mädchen, mit Lulamani in ihrer Mitte, bewegten sich in einem schlängelnden Tanz vorwärts, vor und zurück, fächerten auseinander, bildeten einen offenen Kreis, und dann tanzte Lulamani allein den Brauttanz vor ihrem zukünftigen Mann.
    Ihre braune Haut glänzte, der Blätterschleier flog, silberweiße Kuhschwänze an ihren Oberarmen und der Kalbslederrock, der mit zehn kunstvoll geflochtenen Grasgürteln gehalten wurde, hüpften im Takt, an ihren Handgelenken trug sie etwas, was Catherine erst beim zweiten Blick als die aufgeblasenen Gallenblasen der Ziege und des Ochsen erkannte, die geschlachtet worden waren. Mit jeder Bewegung wippten die blauschwarzen Schwanzfedern des Paradieswitwenvogels auf ihrem stolz erhobenen Kopf.
    Unter den Zuschauern fiel Catherine ein Mann auf, ein großer, muskulöser Zulu. Er stand allein, hielt sich im Hintergrund, trug sein Schild und den Kampfstock in den Fäusten. Seine Miene war voller Wut und Trauer, und er ließ Lulamani nicht für eine Sekunde aus den Augen. Befremdet beobachtete sie ihn eine Weile, dann neigte sie sich zu ihrem Sohn. »Siehst du den Mann dort, der Schild und Kampfstock trägt? Kennst du ihn? Er starrt Lulamani auf ziemlich unverschämte Weise an.«
    Stefan lachte. »Würde ich auch. Ist sie nicht bildschön?« Suchend schaute er hinüber. »Wen meinst du? Ich sehe niemanden.«
    Der Mann war verschwunden, aber Catherine war sich sicher, dass er dort gestanden hatte. Später tauchte er wieder auf, starrte wieder nur Lulamani an. Catherine bahnte sich ihren Weg durch die Menge, doch wieder verschwand er, bevor sie ihn erreichen konnte, und in dem folgenden Trubel vergaß sie ihn. Stefan neben ihr, in Frackschößen, weißem Hemd und Krawatte, ein Glitzern in seinen Augen, wie sie es noch nie gesehen hatte, feuerte seine Braut mit lauten Rufen und Klatschen an.
    Lulamanis Begleiter gerieten in Ekstase. Sie stampften, sie trillerten, wanden und drehten sich. Ihr Gesang schwoll an. Die jubelnden, weiblichen Stimmen übernahmen die Führung, voll und weich in den Tiefen, brillant und strahlend in den Höhen, dann fielen die Männer ein, ihre Stimmen tief und vibrierend wie Bassgeigen, und im Hintergrund schlugen die Trommeln, zwangen alle Herzen in ihren Takt. Einer nach dem anderen nahmen die Gäste den Rhythmus auf, die weißen wie die schwarzen, summten, trampelten oder klatschten, die hölzerne Veranda bebte, und zum Schluss hielt es Stefan nicht mehr aus.
    Mit einem Triumphschrei sprang er vor, seine Füße schlugen einen Trommelwirbel auf dem Boden, er hob die Arme und umtanzte seine Braut in einer Art, die Catherine sehr an das Werben eines Flamencotänzers erinnerte. Seine Frackschöße flogen, er riss sich die Krawatte vom Hals, und bald folgte sein Jackett, er juchzte und gockelte, zeigte deutlich, dass er hierher gehörte, ein Sohn der roten Erde Afrikas war. Er war Afrikaner, noch nie war Catherine das so klar geworden. Ihr rann ein Schauer nach dem anderen über den Rücken,

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