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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Robustheit der jungen Frau hatte also doch Grenzen.
    So plauderten sie angeregt, Nicholas Willington war ein amüsanter Tischgenosse, Benita Willington wirklich liebenswert, wie sich Catherine eingestehen musste. Bevor sie es verhindern konnte, tauchte sogar ein kurzer Gedanke an eine Verbindung zwischen ihr und Stefan auf, aber sie unterdrückte ihn im selben Moment. Das war ein unsinniger Traum und würde einer bleiben. Stefan würde sich nie von Lulamani trennen. Allerdings wurde sein Name öfter erwähnt, meist von Benita Willington, und meistens stellte sie Fragen über das, was er tat. Der Name von Konstantin fiel überhaupt nicht. Natürlich nicht. Warum auch? Die Willingtons kannten ihn nicht, und sie wollte ihn vergessen.
    Erst als der frühe Schimmer des Morgens die funkelnden Sterne verblassen ließ, sank sie endlich in ihr Bett und musste insgeheim zugeben, dass sie lange nicht mehr so gut gespeist und sich so angeregt unterhalten hatte.

17
    Lilly Sinclair ging es schlecht. Ihr Kopf dröhnte, ihr Gehirn schien stetig anzuschwellen, und in ihrem Magen schwamm flüssige Säure.
    Sie warf einen kurzen Blick in ihren Handspiegel und legte ihn dann angeekelt weg.
    »Ich muss dir ein Kompliment machen«, sagte Andrew, während er in sein Hemd schlüpfte, »deine Vorstellung gestern Abend war bühnenreif.« Mit geschickten Fingern befestigte er seine Manschettenknöpfe.
    Lilly blickte ihn unsicher an. »Ich weiß nicht, was du meinst…«
    Er lachte böse. »Du meinst, du kannst dich nicht mehr erinnern?«, fragte er mit vor Spott triefender Stimme. »Du hast einen Cancan auf dem Tisch getanzt, und alle anwesenden Herren haben dir unter den Rock geschaut.«
    Lilly zog die spitzenbesetzte Bettdecke höher und stopfte sich ein Kissen in den Rücken, presste ihre Handballen auf die Augen und versuchte, die Mauer ihrer Kopfschmerzen zu durchdringen und sich ins Gedächtnis zu rufen, was wirklich geschehen war. »Das glaube ich nicht, du willst mich nur ärgern.« Verstohlen griff sie in ihre Nachttischschublade und tastete nach dem silbernen Flachmann, der stets, mit gutem Cognac gefüllt, dort lag. Ihre Finger glitten über ein Glasfläschchen, das Laudanum enthielt, über knisterndes Papier - Briefe ihrer Mutter die kühle, seidigglatte Oberfläche einer Goldkette, den Flachmann aber fand sie nicht. Unruhig schaute sie sich um.
    Hämisch beobachtete Andrew ihre immer hektischer werdenden Handbewegungen. »Ich dich ärgern? Aber nein, meine Liebe, wo denkst du hin? In Paris, von einer Kokotte getanzt, wäre es amüsant gewesen. Aber du bist Mrs Andrew Sinclair, und ich werde dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Deinen Flachmann wirst du vergebens suchen und auch alle anderen Flaschen, die du im Haus versteckt hast. Was? Du glaubst, ich würde das nicht merken?«
    Er lachte auf eine Art, die ihr einen Schauer den Rücken hinunterjagte.
    »Ab heute gibt es Fruchtsäfte, klares Wasser, Milch, alles, was du möchtest, aber keinen Schluck Alkohol. Schlag dir auch gleich aus dem Kopf, dass du dir welchen besorgen kannst. Für die nächste Zeit wirst du im Haus bleiben, Fred und Grete haben den Auftrag, jeden Tropfen Alkohol aus dem Haus zu schaffen und aufzupassen, dass du keinen mehr in die Finger bekommst.«
    Lilly fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen. »Was? Du willst, dass ich das tue, was unser teutonischer Hausdrachen und ein schwarzer Wilder, der sich als Butler verkleidet, mir befehlen?«, schrie sie mit überschlagender Stimme. »Du musst den Verstand verloren haben. Ich werde mit meinem Vater reden.« Damit schlug sie die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Schwankend, käseweiß, mit strähnigen Haaren stand sie da.
    »Du warst stockbetrunken, du hast mich vor der ganzen Gesellschaft unmöglich gemacht, ich habe mich noch nie so gedemütigt gefühlt, und das, liebe Lilly, wird nicht noch einmal vorkommen.«
    Damit gab er ihr einen leichten Stoß. Sie fiel der Länge nach aufs Bett und blieb mit einem Schluchzer liegen. Er sah auf sie hinunter. Sie war eine Schönheit gewesen, so temperamentvoll und voller Esprit, wie man es den Rothaarigen nachsagte, und jetzt lag da nur eine aufgedunsene, fett gewordene Frau mittleren Alters. Angewidert verzog er sein Gesicht, wünschte, dass er noch Zeit hätte, Georgina Mercer einen Besuch abzustatten. Er konnte sich nicht von Lilly scheiden lassen, er brauchte ihr Geld und er brauchte das Prestige ihrer Familie. Ein Umstand, der ihn jederzeit in

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