Afrika Saga 02 - Feuerwind
Lippen.
»Wenn Sie mir die Rezepte aufschreiben könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Ich werde sie Sanjay zum Ausprobieren geben.« Sie nippte an ihrem Weinglas. »Ich habe schon in Kapstadt von ihrer Farm in Zululand gehört. Sie sind geradezu berühmt. Jeder kennt die Geschichte von Inqaba. Wie ich Sie beneide, wie romantisch muss es sein, diese grandiose Natur, die wilden Tiere … wie das verlorene Paradies. Sie müssen es sehr lieben …«
Catherine nippte an ihrem Wein. Sie nahm sich Zeit mit der Antwort.
Wie sollte sie dieser jungen Frau erklären, die alles hatte, was man sich wünschen konnte, die ein Leben im Luxus mit großer gesellschaftlicher und intellektueller Abwechslung gewohnt war, was man vermisste, wenn man auf der romantischen Farm im Herzen Afrikas lebte? Alle Klischees vom funkelnden afrikanischen Sternenhimmel über die paradiesische Tierwelt zu den noblen, edel gesinnten Wilden fielen ihr ein.
»Wenn Sie den Tugela überschreiten, werden Sie die Welt, die Sie bisher kannten, zurücklassen. In einer Zeitspanne von Minuten und mit wenigen Schritten wandern Sie hundert Jahre und mehr zurück in der Geschichte und fast ein Jahrtausend, soweit es die einheimische Bevölkerung betrifft. Von diesem Augenblick an gibt es zwischen Ihnen und Afrikas Natur keinen Schutz, allenfalls die dünne Plane ihres Ochsenwagens.« Sie lächelte in sich hinein. »Mussten Sie schon einmal buschen?«
Benita schüttelte verneinend den Kopf. »Buschen? Was soll ich darunter verstehen?«
Jetzt konnte Catherine einen teuflischen Anfall von Schadenfreude kaum unterdrücken. »Wenn Sie das Bedürfnis haben, sich zu erleichtern, müssen Sie dafür in den Busch gehen. Aus langer Erfahrung würde ich Ihnen empfehlen, immer ein Gewehr mitzunehmen. Es sind weniger ungebetene Zuschauer, die Sie fürchten sollten, sondern die Schlange, die sich just dort versteckt hat, der Büffel, in dessen Schlafzimmer Sie gestolpert sind, von dem der Raubkatzen gar nicht zu reden. Sie werden sich bald nach der Zivilisation sehnen.«
Benita Willington schenkte ihr einen langen, schweigenden, beunruhigend direkten Blick, wobei Catherine irritiert feststellte, dass die Augen der jungen Frau von Grau zu Grün wechselten wie die Oberfläche eines sturmgepeitschten Meeres. Ein leichtes Lächeln umspielte die vollen Lippen, als Benita Willington antwortete. »Oh, ich denke, darauf werde ich mich einstellen können. Sie müssen diesen Dessertwein probieren, Mrs Steinach, er ist wirklich sehr delikat.«
Touche, dachte Catherine. Die Kleine hat Format und ist nicht auf den Mund gefallen.
»Täuschen Sie sich nicht in meiner Schwester, Mrs Steinach, gar so zerbrechlich, wie sie scheint, ist sie nicht, im Gegenteil, sie hat eine recht robuste Einstellung dem Leben gegenüber.« Bei seinen Worten hatte er sich vorgebeugt und massierte mit dem Daumen das Schuhleder über den äußeren Zehen seines rechten Fußes.
»Schmerzt es wieder?«, fragte seine Schwester und beugte sich fürsorglich herunter.
Er richtete sich auf. »Wie immer, wenn ich viel gelaufen bin.
Entschuldigen Sie bitte mein laxes Benehmen, Mrs Steinach.« Er schob seinen Fuß wieder unter den Tisch.
»Du solltest wirklich mit deinem Schuhmacher sprechen, dass er deine Schuhe besser anpasst. Es kann doch nicht sein, dass sie so arg drücken, dass du dich immer wieder wund läufst«, sagte Benita energisch.
Catherine schaute hin und fand an dem Schuh nichts auszusetzen.
Er war spiegelblank, schien aus feinstem Leder und hatte exakt gesteppte Nähte. Ein wenig ausgebeult war er im Vorderfuß. Vielleicht war das Material für die harte Beanspruchung im Busch einfach zu weich.
Sie äußerte diese Vermutung. »Als ich nach Natal kam, gab es hier nirgendwo Schuhe zu kaufen, und die lächerlichen Dinger, die ich mitbrachte, waren denkbar ungeeignet für den Busch. Es dauerte nur wenige Wochen, und ich lief auf meinen Fußsohlen, was eine sehr schmerzhafte Erfahrung war. Daniel de Villiers, den man den Schlangenfänger nennt, einer unserer besten Freunde, tötete eine Python für mich, ließ seine Zulus das Leder so lange kauen, bis es weich war - eine schreckliche Vorstellung, nicht wahr? -, und nähte mir eigenhändig Schuhe daraus. Später habe ich seinen Rat angenommen und bin meist barfuß gelaufen, um Schuhwerk zu sparen. Es ist gar nicht so schlimm, wenn man erst einmal eine dicke Hornhaut hat«, fügte sie fröhlich hinzu, als sie die entsetzte Miene Benitas sah. Die
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