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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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dir erörtern muss.« Das Verfahren wegen der Waffenlieferungen an die Zulus hatte er bereits angestrengt. Sinclairs Tage in Natal waren gezählt. Jetzt musste er nur noch Lilly überzeugen.
    Andrew blinzelte. Justus Kappenhofer hatte diese wirklich unangenehme Art, einen anzustarren. Diese kühlen, grauen Augen bohrten sich in seine, als wären sie aus Messerstahl. Völlig ohne Humor. Reflexartig wischte er sich übers Gesicht und betrachtete verstohlen seine Hand, erwartete fast, Blut daran zu sehen. Aber die Hand war nur schweißnass. Zornig über sich selbst steckte er sie in die Hosentasche. »Ich werde mir überlegen, ob ich einen Anwalt bemühen muss. Derartige Unterstellungen sind wirklich ungeheuerlich. Jetzt entschuldige mich, meine Gäste aus Übersee warten.« Damit duckte er sich an seinem Schwiegervater vorbei und hastete in die Hotelbar, tröstete sich damit, dass er in den nächsten Wochen nicht in dessen Reichweite sein würde. Seine Gäste entdeckte er schon von weitem.
    »He, Sinclair, wird aber langsam Zeit!«, brüllte ein rundlicher, bebrillter Mann mit Schlapphut, von dem ein Waschbärenschwanz baumelte, und schwenkte überschwänglich sein Glas, sodass der Whisky auf den Boden schwappte.
    Andrew atmete tief durch. Gottlob hatten sich seine Gäste nicht gelangweilt. »Einen kleinen Moment Geduld noch. Ich muss eben über die Straße laufen, um sicherzustellen, dass wir nur den besten Whisky mitnehmen.« Er zwinkerte dem Mann verschwörerisch zu. »Sonst wird's im Busch zu trocken.«
    »Notfall also. Gehen Sie, gehen Sie, wir warten!« Der Mann nahm einen tiefen Schluck.
    Andrew hob eine Hand zum Gruß und machte sich auf den Weg.
    Georgina Mercer wohnte im Haus gegenüber.
    Im Morgengrauen des nächsten Tages machte sich Nisaka bereit für eine gefährliche Aufgabe. Er entledigte sich des Khakihemds und auch seiner europäischen Hosen, die er auf Geheiß seines Herrn, Nkosi Sinzi, stets trug. Nur noch mit einem Kuhschwanzschurz bekleidet, füllte er mehrere Hand voll getrockneter Mopaniraupen und ein paar gekochte Zulukartoffeln in einen Beutel und spießte ein großes Stück Fleisch als Vorrat auf seinen Assegai. Seine zusammengerollte Schlafmatte schulternd, begab er sich auf den gepflasterten Hof des großen Hauses. Sein Arbeitgeber wartete schon ungeduldig.
    »Wo bleibst du denn? Die Sonne geht schon auf. In vier, höchstens fünf Tagen musst du in Ondini sein. Verlange, den König sehen zu dürfen. Bestehe darauf, als sein Untertan hast du das Recht.« Andrew rieb sich heftig seine Magengegend. Die Begegnung mit seinem Schwiegervater hatte er noch nicht verwunden. »Wiederhole, was ich dir gestern gesagt habe«, verlangte er.
    »Lulamani, die der König dem Umlungu Setani zur Frau gegeben hat, trifft sich heimlich mit Madoda, dem Induna, und liegt bei ihm in seiner Hütte wie seine Frau. Damit verrät sie ihren Mann und auch den König«, deklamierte Nisaka.
    »Gut. Vergiss es nicht. Wenn man dich fragt, woher du das weißt, erwähne nie, unter keinen Umständen, meinen Namen. Sag, du hast die beiden zufällig gesehen und bist empört darüber, dass Lulamani, die ein Geschenk des Königs war, ihn so hintergeht. Hast du das verstanden? Vielleicht heimst du sogar eine Belohnung dafür ein.«
    »Yebo, Nkosi, ich habe es selbst beobachtet«, nickte der Mann, ergriff Beutel, Speer, Kampfstock und Schild und lief davon, leichtfüßig und leise wie eine Katze.
    Lilly schloss das Fenster im Obergeschoss ihres Hauses, so geräuschlos sie konnte, konnte sich keinen Reim auf das machen, was sie gesehen und die Wortfetzen, die sie gehört hatte. Lulamani? Diese Zulufrau von Stefan Steinach? Was hatte Andrew mit ihr zu tun? Sie presste beide Hände gegen die Schläfen. Himmel, ihr Schädel drohte zu platzen. »Grete!«, schrie sie und warf sich aufs Bett. »Bring mir kaltes Wasser und einen Waschlappen«, befahl sie der Haushälterin, als diese die Tür aufschloss. »Und wage ja nicht, die Tür wieder zu verschließen, oder ich sorge dafür, dass man dich zurück in dein kaltes, grässliches Deutschland schafft.« Die Tür fiel ins Schloss, aber das Ratschen des Schlüssels blieb aus.
    Vom Hof drang das Klirren der Ochsengeschirre, Andrew brüllte Befehle, seine Jagdhunde kläfften. Erleichtert atmete sie auf. In Kürze würde sie allein im Haus sein. Grete kehrte eben im Laufschritt mit einer Schüssel kalten Wassers zurück. Lilly tauchte ein Tuch hinein, wrang es aus und legte es sich auf die Stirn.

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