Afrika Saga 02 - Feuerwind
und warf die Serviette auf den Fisch.
Im Hinausgehen holte er seine Jacke aus Antilopenleder und seine Gewehre und begab sich im Laufschritt nach draußen. Es war schon nach halb sieben, er musste sich sputen. Die Herrschaften im Royal Hotel warteten sicherlich schon ungeduldig auf ihn. Es gab viel zu besprechen. Sie würden die Nacht in den Planwagen auf seinem Anwesen verbringen, denn morgen wollten sie noch vor Sonnenaufgang aufbrechen.
Doch bevor er zum Hotel ritt, kletterte er auf einen der Planwagen, die ihn begleiten würden, und öffnete eine Kiste, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete. Die Kiste enthielt Gewehre. Er nahm eins in die Hand und ließ seinen Daumen über den Schlagbolzen gleiten. Zufrieden legte er es dann zurück. Er hatte gute Arbeit geleistet. Den Bolzen hatte er eigenhändig um nur wenig mehr als eine Haaresbreite abgeschliffen, aber genug, um ihn seiner Funktion zu berauben. Mit dieser Flinte würde niemand eine Kugel abfeuern, aber nur eine eingehende Inspektion würde die Manipulation aufdecken. Natürlich führte er einige funktionstüchtige Gewehre zur Demonstration mit. Er war ja schließlich nicht dumm. Die Zulus für leichtgläubig zu halten, war ein Luxus, den er sich nicht erlauben konnte.
Er legte die nutzlose Waffe zurück und nahm ein durch Ölpapier geschütztes Gewehr zur Hand. Es war auf Hochglanz poliert, der Kolben mit Messing verziert, viel zu üppig für seinen Geschmack, aber diese Waffe war für König Cetshwayo bestimmt. Er würde sie ihm schenken als Bonus für ein großes Geschäft, denn die gesamte Waffenladung war für ihn bestimmt. Der Schlagbolzen war nicht abgeschliffen, und nur ein sehr genaues Auge konnte erkennen, dass der Lauf um einen Hauch gebogen war. Nach seiner Berechnung würde die Kugel im Lauf stecken bleiben, die Explosion nach hinten losgehen. Er sah es vor sich und schmunzelte. Ein Knall, und schon wäre das gewichtigste seiner Probleme aus der Welt geschafft. Seine größte Sorge war, dass der König darauf bestehen würde, das Gewehr auszuprobieren, während er noch in Reichweite war. Mit leichtem Schaudern dachte er daran, was mit ihm geschehen würde, sollte Cetshwayo Lunte riechen. Aber es war die zweite Waffenladung eines halben Jahres, und die erste war von bester Güte gewesen. Es gab also für den König keinen Grund, Verdacht zu schöpfen. Sorgfältig wickelte er das Gewehr wieder ein und verschloss die Kiste mit einem Schloss, dessen Schlüssel er einsteckte.
Die Zeit war knapp geworden. Er wies einen seiner Stallburschen an, seinen Wallach zu satteln, während er im Gewimmel seiner zahlreichen Treiber, Läufer, Häuter, Gewehrträger und Spurensucher Nisaka, seinen zuverlässigsten Läufer, suchte. Als er ihn gefunden hatte, redete er lange und eindringlich auf ihn ein. Dann begab er sich wohlgemut zum Hotel, um seine Gäste zu begrüßen.
Vor dem Eingang zum Royal Hotel erkannte er zu seinem Leidwesen die schlohweiße Mähne Justus Kappenhofers, der sich mit ein paar Leuten unterhielt. Gesenkten Kopfes wollte er an ihm vorbeischlüpfen, doch der alte Herr schien Augen im Hinterkopf zu haben. Er zog Andrew am Ärmel etwas abseits in den tanzenden Schatten des riesigen Flamboyantbaums.
»Andrew, gut, dass ich dich treffe, sonst wäre ich heute noch zu euch hinausgekommen.« Justus Kappenhofer hatte eine Stimme wie das Grollen eines Löwen. »Die Van-Dongen-Sache ist gestorben. Du kannst den Vertrag nicht vorweisen, und deine Behauptung, er wäre verbrannt, wird nicht von allen geglaubt. Wir haben dem Einspruch stattgegeben. Offenbar bist du etwas sehr lasch mit fremdem Eigentum umgegangen …«
»Was willst du damit sagen?«
»Was ich damit sagen will, mein lieber Junge, ist, dass du van Dongen Diamanten geklaut hast. Wir können dir das nicht schlüssig nachweisen, aber du und ich, wir wissen genau, dass es so war.«
Andrew war tomatenrot angelaufen. »Sieh dich vor, was du sagst, Justus. Das lass ich mir nicht bieten. Auch nicht von dir.« Nichts hasste er mehr als diese herablassende Art, ihn als ›mein lieber Junge‹ zu bezeichnen.
»Ach, das wäre aber besser, Andrew. So kommst du wirklich glimpflich davon, und das hast du, auch wenn du es nicht glauben wirst, mir zu verdanken. Schließlich bist du der Mann meiner Tochter.
Grüß sie übrigens herzlich, ich komme in den nächsten Tagen vorbei.
Sie gefällt mir momentan nämlich gar nicht. Außerdem gibt es da noch eine Sache, die ich mit
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