Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
verstummte.
    »Zeig keine Angst, dann sehen sie dich nicht als Beute.« Noch einer von Stefans Ratschlägen.
    Wie würde das aussehen? Lange würde sie das nicht mehr durchhalten, das wusste sie. Es musste etwas geschehen. Versuchsweise machte sie noch einen schnellen Schritt auf den Tisch zu.
    Der Löwe schnaubte und gähnte, und sie verfiel augenblicklich in eine Art Schreckstarre und wagte, nur flach zu atmen. Ob er aufgestanden war oder noch lag, konnte sie nicht sicher erkennen. Nur seine Katzenaugen, die das schwache Licht im Raum reflektierten, tanzten als zwei schwach glühende Punkte vor ihr.
    Ein leises Schaben ließ sie angestrengt in die linke Ecke des Zimmers starren. Bewegte sich die Python auf sie zu? Aber egal, wie sehr sie sich bemühte, alles, was sie erkennen konnte, waren schwarze Schatten. Sie starrte, bis sie rote Sterne sah. Ein Schauer lief ihr über die Haut, und Angstschweiß durchnässte ihre Bluse, lief ihr unter dem Lederhosenrock die Beine herunter.
    Unwillkürlich fiel ihr ein, dass Antilopen, die in den Fängen einer großen Raubkatze hingen, ganz am Ende, kurz bevor der letzte Atem aus ihnen herausgepresst wurde, aufgaben. Etwas in ihr bäumte sich auf. Sie musste es versuchen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, das hatte Grandpere schon immer gesagt.
    »Afrika hat dich an der Gurgel gepackt.« Lillys fröhliche Stimme vor vielen, vielen Jahren! Mein Gott, haben wir an diesem Tag gelacht, dachte sie. Jetzt lag sie für immer in Afrikas Erde und würde bald selbst zu rotem Staub zerfallen. Tränen stachen ihr in den Augen.
    Hastig blinzelte sie die Nässe weg. Ihre Gedanken glitten ab.
    Lilly. Lilly-Andrew-Lulamani-Cetshwayo-Kikiza-Stefan. Nicholas Willington. Konstantin. Johann.
    Ihr wurde schlecht.
    Mit aller Selbstbeherrschung, derer sie fähig war, zwang sie sich, tief einzuatmen. Darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken, dafür war jetzt keine Zeit. Später, dachte sie, konnte aber den Gedanken nicht verhindern, ob es ein Später für sie geben würde. Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Wo stand der Stuhl? Ganz langsam streckte sie ihren Arm nach hinten, tastete durch die Luft, bis sie die Kante des Stuhls zu fassen bekam. Mit aller Kraft umklammerte sie ihn. Ein blasser Lichtschimmer fiel durch das Loch im Dach, und sie erkannte schwach die Umrisse des Löwen in der Türöffnung.
    Ich packe den Stuhl mit beiden Händen, betete sie sich vor, dann rauf damit auf den Tisch, ich hinterher und auf den Stuhl klettern, aber bloß nicht hinunterschauen, auf gar keinen Fall das! Dann so weit wie möglich nach oben strecken, und, so Gott will, einen Balken erwischen und mich hinaufziehen.
    In Gedanken ging sie die geplanten Bewegungen mehrfach durch.
    Stuhl packen, auf den Tisch heben, hinaufklettern, nach oben strecken, Balken ertasten, hinaufziehen. Es klang schnell und so einfach.
    Catherine warf sich herum, packte den Stuhl, knallte ihn auf den Tisch, schwang ihr rechtes Bein hinauf, stemmte sich hoch und kletterte auf den Tisch, den Stuhl, schaute nicht hinunter, der Stuhl schwankte unter ihr, sie riss ihre Arme hoch, streckte sich nach dem Balken.
    Und griff ins Leere.
    In Panik wedelte sie mit den Armen, aber fand keinen Balken. Ihr fehlten nur zwei oder drei Zoll. Es reichte nicht. Sie riskierte einen winzigen Sprung, verfehlte den Balken aber, und der Stuhl wackelte erneut. Sie schrie, hörte plötzlich menschliche Stimmen, nahm an, dass sich eine Gruppe Zulus aufs Haus zubewegte. Hoffnung schoss in ihr hoch. Doch die Krallen der großen Katze klickten auf dem Holzbohlen, und dann roch sie seinen üblen Atem.
    Ihr Herzschlag setzte aus. Wer immer sich dem Haus näherte, würde zu spät kommen. Es war vorbei. Sie schloss die Augen.
    Absurderweise galt ihr letzter Gedanke ihrer Lesung, die sie nun nie mehr halten konnte, und der Einweihungsfeier, die es nicht mehr geben würde.
    Mit den ersten Sonnenstrahlen wateten sie durch das brusthohe, reißende Wasser des Umfolozi und wandten sich nach Nordwesten.
    Kurz darauf kamen sie zu der alten Akazie, die erfüllt war vom Gezwitscher der Webervögel, dem hohen Piepsen ihrer Küken. Mangaliso kletterte gewandt den Stamm hinauf, stocherte mit einem Stock kräftig in Nestern herum, bis er sich sicher war, dass sich dort keine Schlange versteckte, langte hinein und sammelte mehrere Dutzend Eier, die er Ziko und Johann hinunterreichte.
    Als die Sonne am höchsten stand, rasteten sie im Buschschatten.
    Johann

Weitere Kostenlose Bücher