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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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über den Kies knirschten.
    »Und da sind wir nun«, verkündete er mit deutlichem Stolz, als der Kutscher kurz darauf die Pferde vor dem weißen Haus zügelte.
    Maria staunte. Das Mellinghoff'sche Haus war groß und weiß und das, was man sehr repräsentativ nennen konnte. Hohe Säulen hielten das zweiflügelige Eingangsportal, das eben aufschwang. Eine große, vollbusige Dame mit kräftigen Hüften erschien auf den Stufen. Sie war in tabakbraune Seide gekleidet und trug einen funkelnden Diamanten in jedem Ohr.
    Ludovig Mellinghoff wartete ungeduldig, bis der Kutscher den Verschlag geöffnet hatte, und stieg den Tritt hinunter. »Komm schon, komm schon«, rief er und half ihr über das Treppchen. »Die Familie wartet.« Damit schritt er mit ausgreifenden Schritten auf sein Haus zu, schwang dabei auf unternehmungslustige Art seinen Spazierstock.
    Die Dame auf der Treppe raffte ihren Seidenrock, blieb jedoch oben auf den Stufen stehen. »Willkommen in Hamburg, ich bin Elise Mellinghoff«, sagte sie mit einem leichten Neigen des Kopfes, wobei die Diamanten im Sonnenlicht Feuer sprühten, und streckte ihr die Hand hin. »Komm doch bitte herein.«
    Frau Mellinghoffs Ton war hanseatisch kühl, ihr Händedruck flüchtig, und ihr blasses Gesicht blieb gänzlich ohne Ausdruck, ihm fehlte, wie Maria fand, auf eigenartige Weise Leben. Die Hamburger sind so, hatte sie ihre Mutter gewarnt. Kalt wie Fische und schrecklich vornehm. Während sie einen Knicks andeutete, schaute sie sich verstohlen um.
    Im Haus herrschte Dämmerlicht, es gab viel roten Samt und massive Möbel in poliertem Mahagoni, schimmerndes Messing, Palmen in Töpfen und knicksendes Hauspersonal. Schwere, dunkle Vorhänge rahmten die hohen Fenster, davor hingen feine, aber dichte Leinengardinen, die das helle Sonnenlicht in ein fahles Schimmern verwandelten, das kaum die Zimmer erhellte, dafür aber die polierten Oberflächen zum Glühen brachte. Maria staunte wieder.
    Zwar hatte sie sich nie Gedanken gemacht, in welchen wirtschaftlichen Verhältnissen ihre Verwandten lebten, hatte angenommen, dass es ihnen einigermaßen gut ging, aber diese schon herrschaftlich anmutende Opulenz überraschte sie ziemlich.
    »Willkommen, willkommen«, rief ein junger Mann, der hoch aufgeschossen war, als hätte er sich zum Licht gestreckt wie ein Spargel. Er war ganz in elegantes Taubengrau gekleidet, recht stutzerhaft, aber offenbar nach der letzten Mode. »Ich bin Leon, dein Cousin, sechsundzwanzig Jahre, eben mit dem Studium der Medizin fertig.« Seine Verbeugung war kantig wie auch seine langgliedrige Figur und das Gesicht. Das war eher nichts sagend wie ein unbeschriebenes Blatt.
    Es wartet noch aufs Leben, dachte Maria und nahm lächelnd seine ausgestreckte Hand. Sie war nicht kühl, wie sie erwartet hatte, sondern warm und trocken.
    Mit dem Daumen wies Leon nun auf zwei Mädchen in hellen, mit Spitzen verzierten Kleidern und weißen Strümpfen. »Das sind Leonore und Luise. Wir heißen alle mit L, warum, wissen nur mein Vater und der Himmel. Ich bin nie hinter dieses Geheimnis gekommen.« Drei Paar himmelblaue Augen strahlten sie an.
    Elise Mellinghoff kniff die Lippen zusammen. »Nun, Leon, da dein Vater Ludovig heißt, ist das ja wohl offensichtlich, aber es wird Maria kaum interessieren. Leonore, Luise, zeigt eurer Cousine das Zimmer.
    Die Hausmädchen sind eben damit fertig geworden.« Sie klatschte in die Hände.
    Die beiden quirligen Mädchen kicherten und liefen in einem Wirbel von weißer Baumwollspitze Maria voraus die Treppe hinauf. Leon winkte den Hausdiener heran und wies mit einer kurzen Geste auf den großen Koffer, er selbst nahm den kleinen. »Du musst Geduld mit ihnen haben. Leonore ist kaum achtzehn und Luise erst sechzehn, sie sind also fast noch Kinder.«
    Im zweiten Stock angekommen, stieß Leonore eine Tür auf. »Hier ist der Thron«, verkündete sie.
    Maria schaute neugierig hinein. Auf einem hölzernen Podest, das zwei Stufen hatte, stand ein mit Schnitzereien verzierter Toilettenstuhl, schmaler und viel eleganter als der in Inqabas Toilettenhäuschen, aber unverkennbar ein Toilettenstuhl. Darüber hing ein metallener Kasten, von dem eine lange Kette mit einem Handgriff aus Porzellan baumelte. An der gegenüberliegenden Wand war ein Becken aus Porzellan angebracht, das mit einer bunten Blumengirlande verziert war, unmittelbar darüber ragte ein Metallhahn aus der Mauer. Maria war ratlos. Ein Thron? Hatte sie sich verhört? »Der Thron?«, fragte

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