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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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erwiderte Maria erleichtert und betrachtete ihn einen Augenblick, bevor sie ihn mit einem angedeuteten Knicks begrüßte. Marias Großmutter und der Vater ihres Onkels waren Geschwister gewesen. Doch in dem großflächigen, stark geröteten Gesicht Ludovig Mellinghoffs, das von einem glänzend blonden Backenbart verdeckt war, konnte sie keinerlei Ähnlichkeiten entdecken. Höflich richtete sie die Grüße ihrer Eltern aus, besondere natürlich von ihrer Mutter. Ludovig Mellinghoff dankte, legte ihr den Arm unter den Ellbogen und führte sie zu ihrem Erstaunen zu einer stattlichen, zweispännigen Equipage, deren Dach nach hinten gefaltet war.
    »Ist das dein ganzes Gepäck?«, fragte er etwas ungläubig, und als sie ihm sagte, dass sich ihr Überseekoffer noch an Bord befand, schickte er seinen livrierten Kutscher los, um ihn abzuholen. Während sie auf den Mann warteten, erkundigte sich ihr Onkel nach ihrem Befinden und ob die Reise angenehm verlaufen war.
    »Wir hatten einen Sturm in der Biskaya, aber glücklicherweise werde ich nicht seekrank, so hat mir das nichts ausgemacht.« Von dem Landgang in dem quirligen Hafen von Sao Paulo de Loanda an der westafrikanischen Küste, von dem sie zu spät zurückgekehrt war und dadurch die verspätete Abfahrt des Schiffs verursacht hatte, erzählte sie nichts. Die wütende Standpauke des Kapitäns dröhnte ihr noch heute in den Ohren.
    Der Kutscher kehrte zurück und verstaute ihren großen Koffer im Gepäckfach hinter der Passagierkabine und zurrte ihn fest. Dann öffnete er die Kutschentür, klappte ein Treppchen herunter und half Maria beim Einsteigen. Als er die Tür hinter seinem Arbeitgeber geschlossen hatte, kletterte er auf den Bock, löste die Bremse und schnalzte. Die Kutsche ratterte über das Kopfsteinpflaster stadteinwärts.
    Marias Onkel warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Wir fahren offen heute, es ist wunderbarstes Frühsommerwetter«, erklärte er.
    »Oder frierst du etwa mit deinem afrikanischen Blut in den Adern?«
    Maria verneinte das. Auch wenn sie gefroren hätte, hätte sie es nicht zugegeben. Nach dem ersten guten Eindruck aus der Ferne hatte sie etwas an ihrem Onkel entdeckt, das ihr ein ungutes Gefühl vermittelte. Genau konnte sie es nicht definieren, aber sie bekam den deutlichen Eindruck, dass er ein Mensch war, der ständig die Schwächen seines Gegenübers suchte und sich darüber lustig machte.
    Auf der Fahrt zum Haus der Mellinghoffs, das in Harvesterhude lag, war sie tief beeindruckt von der Schönheit Hamburgs, den sauberen Straßen, den schmucken Segelbooten, die in der Junisonne über die glitzernde Alster glitten, den vornehmen, weißen Häusern, die das Ufer säumten, und als sie über den Jungfernstieg fuhren, fühlte sie sich von der Eleganz der flanierenden Damen eingeschüchtert.
    Erstaunt stellte sie fest, dass niemand mehr den Cul de Paris trug, dieses merkwürdige Gebilde aus einem Stahlgestänge mit kürbisgroßem Rosshaarpolster, das das Gesäß zu einem grotesken Auswuchs aufbauschte. Der ›Pariser Steiß‹ war ein Muss in Natal, und die Gesäßauswüchse der Durbaner Damen wetteiferten in ihren fantastischen Ausmaßen mit denen der Damen aus der Hauptstadt Pietermaritzburg.
    Insgeheim war sie sehr froh, dass sie ihr marineblaues Reisekleid trug, dessen enge Taille in einen schmal fallenden Rock überging. Wie ihr Mrs Smithers, die Schneiderin, die eine äußerst praktische Frau war, vorausgesagt hatte, erwies sich der Verzicht auf den Cul de Paris auf der Reise als sehr praktisch. Mit einem verstohlenen Seufzer lehnte sie sich in das Lederpolster der Kutsche zurück.
    In flottem Trab ging es unter blühenden Bäumen an der Alster entlang, bis sie endlich durch ein großes, schmiedeeisernes Tor über den kiesbestreuten Weg in einen weitläufigen, baumbestandenen Park einfuhren. Unter dem frischen Grün riesiger Eichen glühten feurige Azaleen, duftende Rosen überwucherten Mauern, und ein Pfau stolzierte über den sonnenbeschienenen Rasen. Im Hintergrund schimmerten weiße Mauern durch die Bäume.
    »Wie schön es hier ist«, rief Maria aufgeregt. Das Deutschland, das ihre Mutter ihr geschildert hatte, war anders gewesen. Düsterer und kälter sicherlich, nicht zu vergleichen mit diesem Park, der Equipage, den wunderschönen Häusern an der Alster, den eleganten Menschen. Vergnügt schaute sie sich um.
    »Unser kleiner Garten.« Ihr Onkel zwirbelte sichtlich geschmeichelt seine Bartspitzen, während die Kutschenräder

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