Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
sie.
    »Das Klosett«, quietschte Luise und kringelte sich vor Lachen. »Wir sind reich, wir haben zwei davon. Eins auf dieser Etage und eins unten. In dem Becken da kannst du dir die Hände waschen.« Sie drehte den Hahn auf, und Wasser sprudelte hervor.
    Maria war beeindruckt. In Durban hatte man so etwas nicht, geschweige denn auf Inqaba.
    Verstohlen schnupperte sie. Weder roch es, noch schwirrten Fliegen umher. Eigenartig. Während sie den Mädchen die Treppe hinauf in den zweiten Stock folgte, rätselte sie schweigend, wozu dieser Metallkasten wohl gebraucht wurde, verkniff sich jedoch die Frage danach, weil sie sich keine Blöße geben wollte, befürchtete, dann als unzivilisierte Wilde dazustehen. Nun, dachte sie missmutig, spätestens wenn sie ein menschliches Rühren verspürte, würde sie fragen müssen.
    Leon war ihnen vorausgegangen und bog in einen langen Gang ein.
    Er zeigte auf die ersten drei Türen. »Dort sind unsere Zimmer, hier deins. Hoffentlich gefällt es dir.« Er riss die Tür auf, war mit wenigen Schritten am Fenster, zog die goldbraunen Samtvorhänge und weißen Musselingardinen mit einem Ruck beiseite und öffnete das Fenster. Warme, duftende Juniluft strömte herein.
    Das Zimmer war nicht groß, aber hübsch und hatte auf der einen Seite schräge Wände, in die eine große, geschwungene Dachgaube eingebaut war, deren Fenster nach Westen blickte. Eine zartgelbe Blumentapete gab dem Raum einen heiteren Ausdruck, der Boden war aus blondem Parkett. Maria nahm ihren Hut ab und legte ihn aufs Bett, bemerkte, dass sie von dort aus auf den parkähnlichen Garten schauen konnte. Es würde ein schönes Aufwachen werden, dachte sie. Draußen sangen Drosseln, und in der Ferne hörte sie die schluchzenden, kristallklaren Töne, die nur von einem Vogel herrühren konnten. Ihr Vater hatte ihr den Gesang genau beschrieben.
    »Ist das eine Nachtigall?«
    »Was? Ach, der Vogel da draußen? Keine Ahnung«, bemerkte Luise. »Ist nur irgendein gewöhnlicher Piepmatz, gibt's hier zuhauf.
    Macht einen ziemlichen Lärm für so ein kleines Tier, finde ich. Aber nun erzähl uns von Afrika, das ist aufregend!« Sie warf sich auf die mit Troddeln verzierte Chaiselongue in Marias Zimmer. »Du kannst ja dabei auspacken, oder soll ich Mamas Zofe rufen, damit sie das für dich macht?«
    »Nein, das kann ich sehr gut allein.« Maria lachte. Zofe? Ach du meine Güte! Sie stellte sich amüsiert vor, wie so ein Mädchen ihre Kleider, denen man unzweifelhaft nicht nur ansah, dass sie eine wenig versierte Schneiderin angefertigt hatte, sondern auch, dass sie modisch völlig veraltet waren, mit spitzen Fingern herausheben würde. Während sie ihren Koffer öffnete und die von der langen Reise und Meeresfeuchtigkeit verknitterten, dumpf riechenden Kleider herausholte, beantwortete sie bereitwillig alle Fragen, mit denen die Mädchen sie überschütteten. Die Schwestern lauschten Marias Beschreibung Inqabas mit vor Aufregung glänzenden Augen. Leon lehnte mit eleganter Geste an der Wand und beobachtete sie mit einem eigenartigen Ausdruck in seinen hellblauen Augen.
    »Wie schön muss Inqaba sein«, seufzten seine Schwestern und übten darauf unter viel Gelächter den Klick, mit dem das ›q‹ in Inqaba ausgesprochen wird.
    »Ihr dürft es nicht aussprechen wie euer deutsches ›k‹«, mahnte Maria. »Das wäre dann ein behaarter Bauch oder ein Bauchnabel.«
    Wieder löste sie Gelächter aus. So verging der erste Tag rasch und auf angenehme Weise.
    Nach dem üppigen Abendessen, das im Speisezimmer eingenommen wurde, dessen hohe Glastüren alle weit geöffnet waren und die süße Juniluft hereinließen, zog sie sich bald auf ihr Zimmer zurück. An dem Schreibtisch, der unter dem weit geöffneten Fenster stand, begann sie im Licht der tief stehenden Sonne einen Brief an ihre Eltern, doch bald verschwammen ihr die Buchstaben vor den Augen, und sie sank, plötzlich todmüde, in die höchst ungewohnt weichen Federkissen ihres Betts. Die späte Sonne, gefiltert durch zartes Musselin, kitzelte ihr noch die Lider, und draußen flöteten die Amseln aus vollem Halse. Eigentlich scheute sie sich, Tageslicht zu verschwenden, war es gewohnt, mit der Sonne aufzustehen und mit ihr wieder ins Bett zu gehen. Aber es war nach acht Uhr, und auf Inqaba war es jetzt schon längst tiefe Nacht. Mit diesem Gedanken schlief sie ein.
    Vogelgesang, wie sie ihn noch nie gehört hatte, weckte sie am nächsten Morgen wieder auf. Die weißen Gardinen blähten

Weitere Kostenlose Bücher