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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Reptil stand eine Blechschüssel, deren Boden mit einer Pfütze goldfarbener Flüssigkeit bedeckt war.
    »Mathilda ist schon wieder blau und schläft ihren Rausch aus«, bemerkte Catherine im Vorbeigehen. »Es ist das einzige Lebewesen, das ich kenne, das eine Gallone Bier heruntersäuft und danach noch nicht schwankt.«
    Johann scherzte, lachte, grüßte nach rechts und nach links, blieb an mehreren Tischen stehen, um ein paar Worte zu wechseln. Jeder schien die Steinachs zu kennen. Auch Catherine lächelte und nickte, schwieg aber, umging es so, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Ihr war jetzt einfach nicht danach. Sie fand einen Tisch am Fenster, setzte sich und winkte den rot behosten, indischen Kellner heran.
    »Madam«, murmelte er und verbeugte sich so tief, dass ihm die Troddel seines goldbestickten roten Fez in die Stirn fiel. Seine Finger hinter die Aufschläge seiner angeschmutzten weißen Baumwolljacke gehakt, leierte er das Speiseangebot herunter.
    Der Herr im perlgrauen Anzug lehnte sich vom Nachbartisch zu Catherine hinüber und flüsterte ihr etwas zu. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Danke, Francis. Gut, dass du mir das sagst. Zweimal Hammel mit Minzsoße, bitte«, bestellte sie dann. Der Kellner nickte müde und entfernte sich. Seine bloßen Füße verursachten ein sanftes, klatschendes Geräusch auf dem Fliesenboden.
    Johann hatte seine Runde beendet, ließ sich neben ihr auf den Stuhl fallen und streckte aufatmend seine langen Beine unter den Tisch. »Nun, hast du bereits etwas ausgewählt? Ich habe brüllenden Hunger.«
    »Sie haben Hammel-, Springbockbraten und Perlhühner, die aber zäh wie Hosenleder sind, wie mich Francis warnte. Auch der Springbock soll schon Großvater gewesen sein. Außerdem gibt's das übliche Gemüse und Kartoffeln aus der Frühlingsernte und Wildpastete, die ich aber nicht anrühren würde. Wildpasteten sind das Sammelbecken aller Essensreste der vergangenen Woche, die, schön vermengt und scharf gewürzt, unter einer Blätterteigkruste versteckt werden. Ich habe den Hammelbraten bestellt. Vorher aber brauche ich einen starken Kaffee. Erzähl, gibt es neuen Klatsch?«
    Johann drehte sich um und begrüßte Francis Court, der gleichzeitig mit ihnen 1850 auch mit der White Cloud Durban angekommen war.
    Dann winkte er den Kellner noch einmal heran und bestellte Kaffee und ein großes Bier für sich selbst. »Rhino Lamb ist von Löwen gefressen worden«, beantwortete er ihre Frage. »Sie haben nur noch einen Schuh gefunden. Der Fuß steckte noch drinnen.«
    Catherine starrte ihn an. »Gott, wie entsetzlich. Der arme Rhino!
    Wie ist das passiert?«
    »Er hatte eine ganze Flasche Brandy intus, hat gewettet, dass er einen Löwen mit bloßen Händen erwürgen könnte, und ist im Busch verschwunden, ehe seine Kumpane ihn zurückhalten konnten. Der blöde Hund ist offenbar im Suff mitten in ein Rudel Löwen gewandert.«
    »Klingt nach einer typischen Rhino-Geschichte. Ich wette, gleich fliegt die Tür auf, er kommt hereinspaziert und lacht sich darüber tot, dass wir den Unsinn geglaubt haben.« Sie sagte es in abwesendem Ton, denn aus heiterem Himmel hatte sie plötzlich eine starke innere Unruhe ergriffen, die sie wie einen körperlichen Schmerz spürte. Sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum. Ohne Vorwarnung drängte sich Jabisas Stimme in ihre Gedanken.
    »Maria wird es dir mitteilen, wenn sie dich braucht«, hatte die Zulu vor ein paar Tagen gesagt und ihr überlegenes Zululächeln gelächelt, als wüsste sie um alle Dinge dieser Welt. »Auch wenn sie über den Rand der Erde gefallen ist, sie wird dich erreichen.«
    Catherine hatte gelacht, es als Aberglauben abgetan, aber jetzt, in diesem Augenblick wusste sie so sicher, als hätte ihre Tochter nach ihr gerufen, dass Maria in Schwierigkeiten war.
    Über zwei Kontinente hinweg, in einer fremden Stadt, in einer anderen Jahreszeit, und doch im selben Atemzug, überlegte Maria, wie sie sich retten konnte.
    »Die Polizei wird gleich kommen! Die wird Ihnen die Flausen schon austreiben, Sie… Sie… Wesen, Sie!«, schrie Professor Brosse völlig außer sich und schnaufte schwer durch seine dicke Nase. Wenn Sie es wagen, plötzlich zu fliehen, werde ich den Bürgermeister alarmieren, der wird die gesamte Gendarmerie Rostocks hinter Ihnen herschicken, also bleiben Sie dort stehen!« Mit bebenden Fingern zog er das karierte Taschentuch aus seiner Brusttasche und tupfte sich das hochrot angelaufene Gesicht ab. Hinter

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