Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
»Inqaba«, klickte sie genüsslich, »in Zululand.
    Das liegt im Süden Afrikas«, setzte sie hinzu.
    »Afrika!«, rief der Gesetzesmensch und lief knallrot an. »Nun wird Frollein unverschämt. Wie erklärt Sie sich denn ihre weiße Haut, was?«
    Jetzt war es an Maria, ihn verständnislos anzustarren. Was meinte er? »Meine Eltern sind weiß«, stotterte sie schließlich. »Mama ist hier ganz in der Nähe geboren, Papa ist aus Bayern. Man kommt nicht schwarz heraus, nur weil man in Afrika geboren ist.« Herr im Himmel, betete sie, erlöse mich von diesem Dummkopf.
    Gehörig verwirrt legte Wachtmeister Schröder seinen Federhalter hin und knöpfte verstohlen den Knopf über seinem Bauch auf. »Je nun, dann ist sie gewissermaßen hier nicht zu Hause«, sagte er mehr zu sich selbst, »aber doch muss sie sich an unsere Gesetze halten … ja, sicher, doch, so denke ich, und so ist auch das Gesetz, Afrika hin oder her. Immerhin handelt es ich um die Impersonation einer Person gehobenen Standes, und dann noch einer männlichen!« Nach einem langen Blick auf das liebevoll geputzte Foto des Kaisers, das neben dem Fenster hing, beugte er sich über das Protokoll und machte einen dicken Strich durch das, was er bisher geschrieben hatte. »So, ich will Milde walten lassen. Da Sie aus dem Dschungel in Afrika sind, kann ich nicht voraussetzen, dass Sie sich in der Zivilisation gleich zurechtfinden, was? Muss ja erst gelernt werden, oder?« Seine Stimme war noch lauter geworden, als befürchte er, dass Maria ihn sonst nicht verstehen würde. Er beugte sich in seinem hölzernen Stuhl vor und musterte sie eindringlich. Er schien nachzudenken.
    »Sagen Sie mir doch, Frollein, wie das Leben in Afrika so ist«, sagte er endlich. »Ist es so wie hier?«
    Diese Frage wiederum brachte Maria zum Nachdenken. Wie war das Leben hier im Vergleich zu Afrika? Geregelter, nicht so frei, ungefährlicher. Dunkler, so kam es ihr vor, weil die Häuser so hoch waren und Mauer an Mauer standen, und enger, als trüge man ein Korsett. Immer hatte sie das Gefühl, nicht durchatmen zu können.
    »Aufregender ist es«, sagte sie sinnend. »Der Mensch ist klein in Afrika, die Natur ist gewaltig, sie bestimmt das Leben und auch oft das Sterben.« Wieder dachte sie nach, sah sich mit den Mellinghoffs am Sonntag nach der Kirche zum Flanieren über den Jungfernstieg aufbrechen. Ludovig Mellinghoff und Leon schlenderten voran, Elise und ihre Töchter, angetan mit Handschuhen und zierlichen Schuhen und auch an bedeckten Tagen durch Sonnenschirme geschützt, spazierten gegenseitig untergehakt hinterher. Maria ging meist allein, glaubte oft, platzen zu müssen, so eng schien ihr der hochgeschlossene Kragen, so sehr fehlte ihr körperliche Bewegung.
    Man schritt gemächlich unter den schönen Bäumen der Hansestadt an der Außenalster dahin, vorbei an den prächtigen Gärten in Harvesterhude, und gelegentlich fuhr man mit der Kutsche zu den erst im letzten Jahr eröffneten Colonnaden und nahm seinen Kaffee im Wiener Cafe an der Ecke zum Neuen Jungfernstieg ein.
    Nach dem inhaltsvollen Mittagessen zogen sich die Mellinghoffs stets zurück und ruhten für eineinhalb Stunden. Maria, die kaum wusste, wohin mit ihrer Energie, machte dann meist allein noch einen ausgedehnten Spaziergang. Nur einmal fanden die Mellinghoffs Maria erhitzt und dreckverschmiert im Garten kniend und Unkraut jätend.
    Eindrücklich machte ihr Elise klar, dass das nun überhaupt nicht comme il faut wäre. Sollten denn die Nachbarn denken, dass Maria wie ein Dienstmädchen Fronarbeit leisten musste?
    Später gab es Kaffee und Kuchen im Salon, und nur wenn das Wetter windstill und nicht zu heiß, zu kalt oder zu feucht war, ließ Elise in der Gartenlaube decken.
    Nun schob sich allmählich ein anderes Bild vor ihre Augen.
    Über die Entfernung zweier Kontinente konnte sie ihren Vater erkennen, Sohn eines Sägemühlenbesitzers, der aus dem Bayerischen Wald kam und nach Amerika wollte, aber in Afrika landete und inzwischen Kapitän geworden war, der dann sein Schiff und alle Besitztümer und fast auch sein Leben auf den Felsen vor der Küste Zululands verlor, sich unverdrossen aufrappelte und Handel mit den Zulus betrieb bis zu dem Tag, als er den Lieblingssohn König Mpandes vor einem Leoparden rettete und das Stück Land erhielt, das er Inqaba nannte.
    Sie lehnte sich vor und sah Wachtmeister Schröder an. »Anders ist es, ganz anders. In Afrika zählen nicht Herkunft und Titel, auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher