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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Hinterwäldler aus dem kalten Osten Bayerns sein soll? Natürlich würde das einiges erklären …«
    Elise Mellinghoff spießte sie mit einem stählernen Blick auf. »Herr Steinach ist ein Großgrundbesitzer, er hat riesige Ländereien im Osten Bayerns … ganze Wälder … ein Landjunker sozusagen.« Ihr gefiel diese Beschreibung sehr. Das war doch was! »Und mein Leon ist die Ehrbarkeit in Person. Selbst Herr von Schmalenbeck schätzt ihn aufs Höchste«, plapperte sie und merkte nicht, wie Frau Mollhagens Nase zuckte, wie sie es immer tat, wenn sie etwas witterte, was sie eigentlich nichts anging.
    »Herr von Schmalenbeck?«, fragte diese mit harmloser Miene.
    Nun merkte Frau Mellinghoff, was sie gesagt hatte, und tat sogleich, als hätte sie es nicht gesagt. »Wie kommen Sie denn auf diesen Herrn? Reden wir nicht von diesem Mädchen, das sich in Leons Zimmer geschlichen und den Anzug entwendet haben muss?
    Nein, gestohlen«, berichtigte sie sich. »Gestohlen! Ich bin sicher, darauf steht Gefängnis. Sie ist eine Diebin, dieses lotterhafte Mädchen. Kein Wunder, würde ich sagen, sie kommt aus Afrika, hat ihr Leben mit Wilden verbracht…«
    Dass ihr geliebter Leon irgendetwas mit dieser schmachvollen Sache zu tun hatte, war selbstverständlich vollkommen unmöglich.
    Sie fühlte sich dem ganzen Vorfall ohnehin nicht gewachsen. Ludovig würde da eingreifen müssen. Natürlich konnte dieses unmoralische Geschöpf nicht länger mit ihrer Familie unter einem Dach wohnen, dafür würde sie schon sorgen.
    »Dein Onkel wird dir schon etwas zu sagen haben! Komm du nur nach Hause, du …« Sie atmete erregt, während sie, ohne Maria auch nur eines einzigen weiteren Blicks zu würdigen, an ihr vorbei über den Bürgersteig fegte.
    »Eigenartiges Mädchen«, murmelte Frau Mollhagen, während sie ihrer Freundin folgte. »Ich meinte schon neulich gesehen zu haben, dass sie unter ihrem hübschen Samtumhang eine Hose trug, die genauso geschnitten war wie jene dieser japanischen Herren, die sich ständig den Bauch aufschlitzen.«
    »Du faselst«, fauchte Elise Mellinghoff. Vielfaches Hufgetrappel erklang und kurz darauf Jubel und Hochrufe. Sie schaute nervös die Straße hinunter und erblickte zu ihrem abgrundtiefen Entsetzen die Prachtkutsche des Kronprinzen, angeführt und begleitet von berittenen Gardisten. Der scharfe Wind riss die Blätter von den Bäumen und verwirbelte sie, sodass das Kronprinzenpaar sich in einem Goldregen zu nähern schien.
    Ihre Nichte stand noch immer mitten auf der Straße, und der Wachtmeister, der sie mittlerweile losgelassen hatte und in strammster Habachthaltung erstarrt war, ebenfalls. Die Kavalkade kam unaufhaltsam näher, die Damen, die eben noch das Geschehen um Maria mit größtem Vergnügen verfolgt hatten, versanken bereits in tiefem Hofknicks, und die begleitenden Herren, so sie in Uniform waren, ließen ihre Hände in zackigem Salut an die Helme schnellen.
    Frau Mellinghoff schloss die Augen und betete, dass ein Blitz vom Himmel herunterfahren und Maria vernichten sollte und sie am besten gleich dazu. Aber nur das Hufgetrappel wurde lauter, die energischen Befehle der Leibgardisten des Kronprinzen, die das Volk auf Abstand hielten, waren deutlich zu vernehmen.
    Nachdem der Kaiser, sein Vater, zwei ruchlose Attentate überlebt hatte, waren die Sicherheitsvorkehrungen auch für das Kronprinzenpaar wesentlich strenger geworden. Das Revolverattentat im Mai hatte Majestät unverletzt überstanden, aber das im Juni, wo ein Landwirt namens Nobiling mit einer Schrotflinte auf ihn schoss, hatte ihn blutüberströmt zusammensinken lassen. Die Kugeln hatten ihn beim Salutieren in Wange, Hals, Schulter und rechter Hand getroffen, einige waren selbst durch seinen Helm gedrungen und hatten seine Stirn gestreift. Der hoch betagte Kaiser erholte sich nur langsam von seinen Verletzungen und hatte deshalb den Kronprinzen als seinen Vertreter bestimmt.
    Jetzt war der Achtspänner schon so nah, dass Frau Mellinghoff die Hoheiten erkennen konnte, als plötzlich einer der Leibgardisten, die zu Fuß neben der Kutsche liefen, vorsprang, Maria packte, die zugegebenermaßen misstrauischen Augen als höchst verdächtig in dem langen Umhang des Wachtmeisters erscheinen musste, und sie zu Boden stieß. Mit gezogener Waffe stand er über ihr. Die Menge schrie auf, im Nu war die immer noch am Boden liegende Maria von Gardeoffizieren umringt. Es herrschte konfuses Gedränge, Befehle wurden gebrüllt, Pferde wieherten,

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