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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Stufen der Wache hinunter.
    Der Regen hatte aufgehört, und es war die Zeit am Tag, wo die Damen der Gesellschaft sich in der dünnen, herbstlichen Sonne in den Wallanlagen ergingen, und die lagen in Sichtweite der Polizeistation.
    Frau Mellinghoff, prächtig anzusehen in einem eng anliegenden, senffarbenen Wollkostüm mit üppigem Pelzkragen und Pelzbesatz am Rocksaum, spazierte eben mit ihrer Freundin, Frau Mollhagen, im goldenen Wirbel der fallenden Blätter unter den Bäumen auf der Straße vor der Wache entlang. Ganz Rostock war auf den Beinen, hoffte doch jeder schon einen Blick auf den Kronprinzen und die Kronprinzessin zu werfen.
    Frau Mellinghoff grüßte rechts und links, huldvoll oder eifrig, je nach Stand der zu grüßenden Person. Frau Mollhagen ließ ihren Blick herumschweifen, um festzustellen, ob auch ihr neues Kleid aus königsblauem Samt mit der üppigen Posamentstickerei genügend zur Kenntnis genommen wurde, als sie den Wachtmeister und Maria Steinach erblickte. Aufgeregt zupfte sie Frau Mellinghoff am Ärmel und deutete verstohlen auf das junge Mädchen.
    »Liebe Freundin, was macht denn Ihr exotischer Hausgast auf der Polizeiwache? Schaut es nicht gerade so aus, als wäre sie festgenommen worden?«, raunte sie und äugte genauer hinüber. Da wehte der Wind Marias Umhang hoch, und Frau Mollhagen konnte nicht glauben, was sie da erblickte. »Ja, was ist denn das? Ob es wohl wegen ihres Aufzugs ist?«, brach es aus ihr heraus.
    »Mir scheint doch, dass sie unter diesem Umhang einen Herrenanzug trägt. Sie schaut ja aus wie ein Student. Sogar ein Käppi sitzt auf ihrem Kopf.« Sie lachte mit vornehm vorgehaltener Hand und neigte sich dann weit zur Seite, bis sie an der Taille um neunzig Grad abgeknickt war. »Ich kann ihre Knöchel sehen«, presste sie hervor.
    Frau Mellinghoff schaute hinüber und erblickte Schröder, den Wachtmeister, der Marias Arm festhielt und mit strenger Miene auf sie einredete. Konsterniert schnappte sie nach Luft. Ein Mitglied ihrer Familie, wenn auch ein sehr entferntes, in den Fängen der Polizei, und das vor Frau Mollhagen! Eine Katastrophe!
    Angriff war immer noch die beste Verteidigung, entschied sie und zerrte ihre Freundin hoch. »Vielleicht sollten Sie daran denken, sich eine Brille zuzulegen, liebe Freundin, das ist in Ihrem Alter anzuraten.
    Ich sollte doch Maria erkennen, und das ist sie nicht. Ganz sicher nicht. Sie irren sich also.«
    Doch der kräftige Herbstwind schlug wieder ein paar Kapriolen und hob den Saum von Marias Umhang, enthüllte dabei dieses unsägliche Kleidungsstück - Frau Mellinghoff weigerte sich, an das Wort ›Hose‹ im Zusammenhang mit einer Dame auch nur zu denken - in voller Länge, und Marias Fußgelenke waren für alle Welt deutlich zu sehen.
    Frau Mellinghoff wurde schlecht. Ihr drehte sich regelrecht der Magen um. Eilig raffte sie ihren Rock und wollte sich abwenden, einfach verleugnen, was dort geschah, als dieses unglückselige Mädchen sich von dem Polizisten losriss und über die Straße auf sie zulief. Entsetzt erkannte sie, dass es kein Entkommen gab. Nun war es nicht zu übersehen, dass sie, Elise Mellinghoff, geborene Lenggsdorf, mit dieser skandalösen Person bekannt war. Die neugierigen Blicke der sich an den Wallanlagen ergehenden Herrschaften, die mittlerweile stehen geblieben waren und das Geschehen unter Getuschel und unterdrücktem Gelächter beobachteten, brannten wie Feuer auf ihrer Haut. Abwehrend streckte sie die Hände aus.
    Maria blieb auf der Straße stehen, und als Elise Mellinghoff zweifelsfrei die Initialen ihres Sohns auf der Brusttasche entdeckte, zitterte sie nicht nur innerlich. Welch eine Schlange hatte sie am Busen ihrer Familie genährt!
    »Sag doch einmal, liebe Elise, sind das nicht die Initialen deines Leon dort auf der Brusttasche? Er wird doch mit dieser jungen Dame nicht unter einer Decke stecken? Bildlich gesprochen, natürlich.« Frau Mollhagen amüsierte sich königlich. Was würde sie ihren anderen Freundinnen zu berichten wissen!
    »Dame! Ha, die da? Selbstredend nicht«, rutschte es Elise Mellinghoff heraus. »Allerdings ist ihre Mutter eine le Roux«, bemühte sie sich, den Lapsus flugs zu verdecken.
    Frau Mollhagen hatte nicht vor, sie so leicht davonkommen zu lassen. »Natürlich, natürlich, das zählt. Stimmt es, dass ihr Vater ein … nun«, hier lächelte sie scheinheilig, »verzeihen Sie den Ausdruck, meine Liebe, aber das ist, was man so hört, also, dass der Vater ein

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