After Moonrise (German Edition)
Levi.
„In Ordnung. Es ist aber noch nicht fertig. Offensichtlich.“
Er legte den Kopf schräg und betrachtete sie noch eingehender. „Wann hast du angefangen, es zu malen?“
„Vor etwa zwei Wochen. “ Sie versuchte, unter seinem eindringlichen Blick nicht die Finger ineinander zu verschränken oder sich zu winden – bis ihr der Gedanke kam, dass dieser eindringliche Blick etwas Gutes war. Kriminelle hatten keine Chance gegen die Kraft und Wildheit dieses Mannes. Wenn ihr Gemälde eine wahre Begebenheit zeigte, würde Levi herausfinden, wer dieser Mann war, und ihn bestrafen. „Stück für Stück habe ich die einzelnen Details hinzugefügt.“
Wieder schwiegen sie für eine Weile, ehe er seufzte. „Legen wir erst einmal einen anderen Gang ein. Abgesehen davon, dass du noch nie zuvor etwas Ähnliches gemalt hast – warum denkst du, es wäre eine Erinnerung?“
Ehrlich gesagt, sie war noch nicht bereit, einen Fremden von ihren Blackouts wissen zu lassen, der sie vielleicht gegen sie verwenden würde. Aber sie war auch nicht bereit, diesen Mann zu belügen, der sie aus seiner Wohnung hätte werfen können, es aber nicht getan hatte. Er hatte ihr zugehört, ihr Fragen gestellt, und er schien tatsächlich daran interessiert, ihr zu helfen.
Also sagte sie: „Manchmal überkommen mich Angstzustände“, und sah hinab auf ihre Füße. Die Stiefel aus rosa Schlangenleder gehörten zu ihren Lieblingsstücken. Vier Bilder hatte sie verkaufen müssen, um sie sich zu leisten, und sie hatte sich einen Monat lang nur von Erdnussbuttersandwiches mit Marmelade ernährt, aber sie hatte ihre Wahl nie bereut. So hübsche Schuhe. „Augenblicke, in denen ich die Schellen fast an meinen Händen und meinen Füßen spüre.“
„So etwas können Wahnvorstellungen auch“, wendete er ein.
Tu nicht überrascht, du wusstest, wozu es kommen kann. Und Zweifel waren besser als der andere Weg, den er hätte einschlagen könnte: Anschuldigungen. „Naja. Ich hoffe, es ist wirklich nur eine Wahnvorstellung“, flüsterte sie.
„Ich auch, Miss … Harper?“
„Einfach Harper. “ Sie würde sich nicht so einfach ihren richtigen Namen entlocken lassen, vielen Dank auch.
„War’ nen Versuch wert“, sagte er schulterzuckend. „Was, wenn du herausfindest, dass du diejenige auf der Platte warst, irgendwie entkommen bist und dann alles verdrängt hast?“
„Unmöglich. Ich war nicht länger als …“ Sie biss sich auf die Lippen, um das voreilige Geständnis aufzuhalten, ehe es entschlüpfen konnte. „Ich hätte Quetschungen haben müssen, und die hatte ich nicht.“
Er saß noch einen Augenblick schweigend da, ehe er nickte, als hätte er soeben eine Entscheidung getroffen. Dann stand er auf und zeigte mit dem Finger auf sie. „Bleib hier. Rühr dich nicht vom Fleck. Ich ziehe mich an, und wir gehen zusammen in deine Wohnung. Nick einmal, wenn du verstanden hast.“
„Und da ist wieder diese wunderbare Einstellung“, murmelte sie.
„Nick.“
Oh, schon gut. Sie nickte.
„Brav. Missachte den Befehl, und ich habe dir schneller Handschellen angelegt, als du sagen kannst: ‚Es tut mir leid, Levi, das war das Dümmste, was ich je getan habe. ‘“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten – er glaubte offensichtlich nicht, dass sie dazu noch fähig wäre –, drehte er sich auf der Stelle um und marschierte in den Flur.
„Äh, du solltest eventuell wissen, dass man deine Waffe sehen kann“, rief sie ihm nach.
Kurz ehe er um die Ecke verschwand, glaubte sie ihn sagen zu hören: „Kleines, du kannst froh sein, dass du nur den Griff zu Gesicht bekommst.“
So schlimm war sie doch nicht. Oder doch?
Harper lauschte, hörte aber keine Tür ins Schloss fallen. Na gut, davon würde sie sich nicht aufhalten lassen. Sie stand auf, fest entschlossen, sich in seiner Wohnung umzusehen und in seinen Sachen zu schnüffeln.
Vielleicht war sie doch so schlimm.
„Ich habe gesagt, du sollst dich nicht bewegen“, rief Levi mehr als genervt.
Hatte er etwa ihre Kleider rascheln gehört? „Bitte sag mir, dass du mit deiner Freundin nicht in dem Tonfall redest. “ Sobald ihr klar wurde, was sie gesagt hatte, stöhnte sie innerlich auf. Warum flehte sie ihn nicht direkt an, sie zu heiraten und eine Million Babys mit ihr zu zeugen.
„Keine Freundin. “ Angespanntes Schweigen. „Und du?“
„Nein, auch keine Freundin. “ Der Scherz diente zwei Zwecken. Erstens lockerte er die Stimmung, und zweitens würde sie
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