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Afterdark

Afterdark

Titel: Afterdark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Die Straßenbeleuchtung und das Licht der Reklametafeln dringen von außen durch die Jalousien und erhellen ihn. Der Mann schließt die Bürotür und geht in den Korridor. Während er mit laut klackenden Schuhen den Korridor entlangschreitet, gähnt er ausgiebig. So als ginge ein Tag wie jeder andere zu Ende.
    Er fährt mit dem Fahrstuhl nach unten, öffnet eine Seitentür, geht hinaus und schließt ab. Sein Atem verwandelt sich sofort in kleine weiße Wolken. Er muss nur einen Moment warten, dann ist sein Taxi da. Der Fahrer, ein Mann in mittleren Jahren, lässt das Beifahrerfenster hinunter, um Shirokawa nach seinem Namen zu fragen. Dabei wirft er einen unauffälligen Blick auf die Mülltüte in Shirokawas Hand.
    »Es sind keine Essensreste darin, sie stinkt nicht«, sagt Shirokawa. »Außerdem werfe ich sie gleich irgendwo in der Nähe weg.«
    »Schon in Ordnung. Bitte«, sagt der Fahrer und öffnet die Tür. Shirokawa steigt ein.
    Im Rückspiegel sieht ihn der Fahrer an. »Entschuldigen Sie, aber habe ich Sie nicht schon mal abgeholt? Auch um diese Zeit. Sie wohnen doch in Ekoda?«
    »Ja, am Philosophenpark«, sagt Shirokawa.
    »Ach ja, genau, das war's. Soll ich Sie heute auch dorthin fahren?-»ja, ob es mir passt oder nicht. Sonst kann ich nirgendwo hin.«
    »Es ist gut und praktisch, ein festes Zuhause zu haben«, sagt der Fahrer und lässt den Wagen an. »Aber es muss schwer sein, immer um diese Uhrzeit zu arbeiten.«
    »Die Zeiten sind schlecht, es gibt keine Gehaltserhöhung mehr, dafür aber mehr Überstunden.«
    »Bei uns ist es das Gleiche. Der Verdienst ist mickrig, also muss man die Arbeitszeit strecken und so die Löcher stopfen. Aber solange Sie Überstunden machen können und das Taxigeld von der Firma bekommen, sind Sie noch ganz gut dran, offen gesagt.«
    »Wenn sie mich bis um diese Zeit arbeiten lassen und mir kein Taxigeld geben, komme ich nicht nach Hause«, sagt Shirokawa mit einem bitteren Lächeln.
    Plötzlich fällt ihm etwas ein. »... Ach ja. Fast hätte ich es vergessen. Könnten Sie bei der Kreuzung da vorn rechts abbiegen und vor dem Seven Eleven halten? Meine Frau hat mich gebeten, etwas zu besorgen. Es geht ganz schnell.«
    Der Fahrer schaut ihn im Innenspiegel an. »Wenn ich da vorn rechts abbiege, kommen wir in eine Einbahnstraße und müssen einen Umweg machen. Auf dem Weg gibt es noch mehr Supermärkte. Ginge auch einer von denen?«
    »Das, was sie möchte, gibt es möglicherweise nur dort. Außerdem möchte ich den Müll hier schnell wegwerfen.«
    »Gut. Für mich macht es ja keinen Unterschied. Nur der Taxometer wird vielleicht etwas mehr anzeigen. Wollte Ihnen nur Bescheid sagen.«
    Der Fahrer biegt an der Kreuzung rechts ab, fährt ein Stück, hält an einer geeigneten Stelle und öffnet die Tür. Shirokawa lässt die Mappe auf dem Sitz, nimmt die Mülltüte und steigt aus. Vor dem »Seven Eleven« stapeln sich mehrere Müllsäcke. Er legt seine Tüte dazu. Zwischen den vielen gleich aussehenden Plastiktüten verliert sie auf der Stelle jede Eigenart. Am Morgen wird die Müllabfuhr sie beseitigen. Da keine Essensreste darin sind, werden sich sicher auch keine Krähen darüber hermachen und sie zerreißen. Nachdem er noch einen letzten Blick auf den Berg mit den Mülltüten geworfen hat, betritt er den Supermarkt.
    Es sind keine anderen Kunden darin. Der junge Mann an der Kasse ist in ein Gespräch auf seinem Handy vertieft. Ein neues Lied der Southern Old Stars ertönt. Shirokawa geht direkt zum Milchregal und nimmt eine Tüte fettarme Milch von Takanashi heraus. Er überprüft das Haltbarkeitsdatum. In Ordnung. Er nimmt noch ein Joghurt in einem großen Plastikbehälter. Plötzlich fällt es ihm ein, und er zieht das Handy der Chinesin aus der Manteltasche. Er schaut sich um und legt es, als er sicher ist, dass er von niemandem gesehen wird, neben eine Packung mit Käse. Das kleine silberfarbene Telefon fügt sich seltsam natürlich in diese neue Umgebung ein. Es macht den Anschein, als läge es schon lange dort. Es verlässt Shirokawas Hand und wird ein Teil des »Seven Eleven«.
    An der Kasse zahlt Shirokawa und geht eilig zum Taxi zurück. »Haben Sie alles bekommen?«, fragt der Fahrer. »Ja«, erwidert Shirokawa.
    »Tja, dann fahren wir jetzt direkt zum Philosophenpark.«
    »Vielleicht schlafe ich ein bisschen. Würden Sie mich wecken, kurz bevor wir da sind?«, fragt Shirokawa.
    »Auf dem Weg gibt es eine Showa-Shell-Tankstelle, da würde ich noch gern

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