Agent der Sterne
»Sonst werde ich Sie umbringen. Ich mag meinen Job, und ich will ihn nicht verlieren, weil mein Chef zu blöd für diese Welt ist. Kapiert?«
»Ja! Lassen Sie jetzt bitte los.«
Sie tat es. »Und jetzt«, sagte sie und zog ihren Notizblock wieder hervor, »zu den Nachrichten. Jim Van Doren hat angerufen.«
»Was Sie nicht sagen!«
»Kaum zu glauben, aber wahr. Er lässt ausrichten, dass er an einem anderen Artikel arbeitet, und möchte wissen, ob Sie diesmal für ein Interview zur Verfügung stehen.«
»Das kann ich nicht machen. Ich habe Ihnen versprochen, dass ich niemanden mehr zusammenschlagen werde.«
»So liebe ich meinen Chef«, sagte Miranda. »Amanda hat angerufen. Sie wollte Ihnen mitteilen, dass sie Tea dazu gebracht hat, völlig scharf auf die Rolle in diesem Will-Ferrell-Film zu sein. Sie sagt, Tea und sie hätten jetzt eine gute Arbeitsgrundlage gefunden. Sie rechnet nicht mehr damit, dass es noch zu großen Problemen kommt.«
»Und Sie haben gedacht, dass Sie Ihre Zeit mit Händchenhalten verplempern müssen.«
»Es ist mir ernst«, sagte Miranda. »Ich glaube, wir haben ein Monstrum erschaffen. Carl hat auch angerufen. Er möchte wissen, ob Sie morgen Mittag Zeit haben, sich mit ihm zu treffen.«
»Ist das als Frage gemeint?«
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie so etwas sagen würden. Deshalb habe ich ihm ausgerichtet, dass Sie ab zwölf Uhr dreißig Zeit haben. Dann treffen Sie sich mit ihm in seinem Büro.«
»Abgespeichert«, sagte ich.
»Letzte Nachricht«, fuhr Miranda fort. »Von jemandem, den ich nicht kenne, der aber behauptet, Sie zu kennen. Hat nur seinen Vornamen genannt.«
»Joshua?«
»Genau«, sagte Miranda. »Eine ziemlich kryptische Botschaft. Aber er meinte, Sie würden sie schon verstehen.«
»Wie lautet sie?«
»Er sagte: ›Etwas ist passiert. Werde mich verspäten.‹«
9
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Carl lehnte sich gegen das Geländer am Santa Monica Pier und mampfte zufrieden einen Corn Dog. Ich hatte ebenfalls einen, war aber nicht so gut gelaunt. In diesem Moment überlegte ich mir, wie ich meinem Chef erklären sollte, dass das Alien, das er meiner Obhut anvertraut hatte, spurlos im Angeles National Forest verschwunden war.
Die gute Nachricht war, dass Joshua tatsächlich ein Handy mitgenommen hatte. Damit hatte er in meinem Büro angerufen und mir die Mitteilung hinterlassen. Die schlechte Nachricht war, dass er nach diesem Anruf nicht mehr ans Handy gegangen war. Sobald ich seine Mitteilung erhalten hatte, rief ich ihn alle fünf Minuten an, bis ich zu Hause war. Aber er war nicht zu erreichen.
Zu Hause zog ich mir Jeans, ein T-Shirt und meine viel zu lange nicht mehr benutzten Wanderstiefel an und trat dann hinaus in meinen Garten. Unterdessen rechnete ich mir aus, dass ein fünfzehn Jahre alter Hund und ein Klumpen Schleim nicht allzu weit gekommen waren. Ich überlegte, welche Richtung sie eingeschlagen haben könnten, und machte mich auf den Weg.
Als ich dreizehn gewesen war, hatte ich jeden Baum, jeden Hang und jeden größeren Stein in den Wäldern hinter unserem Haus gekannt. Von Zeit zu Zeit warf ich ein Buch, mehrere Schokoriegel und ein paar Cola-Dosen in einen Rucksack, schrieb einen Zettel für meine Eltern und marschierte davon. Mehrere Stunden später kam ich im Dunkeln zurück, ohne mir Sorgen zu machen, dass ich mich verlaufen könnte. Schließlich lebte ich in Los Angeles. Man steuerte einfach die Richtung an, wo am meisten Licht war, und zehn Minuten später stand man auf einer Straße in irgendeiner Vorstadt. Außerdem kannte ich mich gut in der Gegend aus, und es war für mich einfach unvorstellbar, mich in den Wäldern zu verirren – genauso wenig, wie ich mich in meinem eigenen Garten verirren würde.
In den fünfzehn Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte jemand in den Wäldern alle Bäume und Steine durcheinandergebracht. Nach fünf Minuten wusste ich überhaupt nicht mehr, wo ich war.
Drei Stunden später war ich voller Kratzer und blauer Flecken und humpelte, weil ich mit einem Fuß in ein Kaninchenloch geraten war und mir den Knöchel verstaucht hatte. Und ich tauchte wieder aus dem Angeles National Forest auf – aber viele Meilen von der Stelle entfernt, wo ich hineingegangen war. Ich wäre völlig orientierungslos gewesen, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, nur zweihundert Meter von meiner alten Highschool entfernt in die Zivilisation zurückzukehren. Dann brauchte ich allerdings noch mal eine Stunde, um nach Hause zu kommen,
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