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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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was an meinem verstauchten Knöchel lag.
    Als ich mich später in der Badewanne von meinem Abenteuer erholte, fasste ich einen Plan. Wenn Joshua nach Hause kam, würde ich in Erfahrung bringen, ob es möglich war, Protoplasma zu strangulieren. Es war ein guter Plan, und ich beglückwünschte mich dafür, dass ich ihn ganz allein ausgearbeitet hatte.
    Joshua blieb mir jedoch einen Schritt voraus. Denn er kam einfach nicht wieder.
    Um zwei Uhr nachts gab ich es auf und ging ins Bett. Mein Verstand sagte mir, dass ein Lebewesen, das Billionen Meilen luftleeren Raums überwunden hatte, in der Lage sein musste, eine Nacht in den Vorstadtwäldern von Los Angeles zu überleben. Doch der verrückte kleine Mann in meinem Kopf war davon überzeugt, dass Joshua längst von den Kojoten gefressen worden war. Ich dachte kurz daran, meine Telefongesellschaft zu kontaktieren, damit man die Position des Handys triangulierte, aber ich vermutete, dass das Gerät in diesem Fall empfangsbereit sein musste. Außerdem war da noch das kleine Problem, dass Joshua ein Außerirdischer war. Das machte es schwierig, den Suchtrupps zu erklären, was mein Telefon in einem Klumpen aus intelligentem Rotz machte. Letztlich hielt ich es für die beste Idee, meine Verandatür offen zu lassen und zu hoffen, dass Joshua und Ralph irgendwann nach Hause kamen.
    Gegen sechs schlief ich endlich ein. Weder Joshua noch Ralph hatten sich blicken lassen. Als ich schließlich um elf das Haus verließ, um mich auf den Weg zu Carl zu machen, waren die beiden immer noch nicht wieder aufgetaucht.
    Ich hatte es geschafft, das einzige Alien aus dem Weltraum, das sich auf diesem Planeten aufhielt, zu verlieren. Dafür konnte ich nur gefeuert werden.
    »Mein Gott«, sagte Carl und hielt seinen halb aufgegessenen Corn Dog hoch. »Ich liebe Corn Dogs. Wer hätte gedacht, dass eine Schweineschnauze so gut schmeckt, wenn man sie einfach aufrollt, mit Nitraten impft und in Maismehl paniert? Aber es funktioniert. Wie alt sind Sie, Tom?«
    »Achtundzwanzig«, sagte ich.
    »Als ich in den Zwanzigern war, bin ich oft mit Susan, meiner ersten Frau, hierhergekommen. Wir haben uns ein paar Corn Dogs mitgenommen und sind dann bis zum Ende des Piers gelaufen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Das war Ende der Siebziger, als der Smog noch so schlimm war, dass es ein schweres Gesundheitsrisiko darstellte, frische Luft zu atmen.«
    »Ich erinnere mich an den Smog«, sagte ich. »Dadurch konnte ich mir oft den Sportunterricht ersparen. Wir mussten drinnen bleiben und Filme anschauen. Auf diese Weise habe ich sehr viel über die kalifornische Mission gelernt.«
    »Wissen Sie, so sehr vermisse ich den Smog gar nicht«, sagte Carl und starrte in die Ferne. »Dadurch gab es sehr hübsche Sonnenuntergänge. Die späten Siebziger waren eine schreckliche Epoche in der Geschichte des Universums, Tom. Es gab Stagflation, die amerikanischen Geiseln im Iran und furchtbar schreckliche Mode. Und den Smog. Aber die Sonnenuntergänge waren gar nicht schlecht. Das hat alles andere nicht aufgewogen, aber es beweist, dass nicht alles auf einmal schlecht sein kann.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie mehr als einmal verheiratet waren«, sagte ich zu ihm. »Ich dachte immer, Elise wäre Ihre erste Frau.« Carls Frau Elise war der unheimlichste Mensch, den man sich vorstellen konnte – sie war eine erschreckend intelligente Strafverteidigerin, die außerdem einen Doktor in Psychologie hatte. Sie überlegte, ob sie sich für den Posten des Bezirksstaatsanwalts von Los Angeles bewerben sollte. Von dort wäre es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Bürgermeisterin. Gemeinsam würden Carl und Elise es innerhalb eines Jahrzehnts schaffen, die Macht über den Süden von Kalifornien zu gewinnen.
    Carl warf mir einen Seitenblick zu. »Elise ist meine zweite Frau. Susan starb 1981. Bei einem Autounfall. Ein betrunkener Idiot kam aus der falschen Richtung eine Ausfahrt hoch und knallte frontal in ihren Wagen. Beide waren sofort tot. Außerdem war sie damals schwanger.«
    »Das tut mir schrecklich leid«, sagte ich. »Es war nicht meine Absicht, schmerzhafte Erinnerungen zu wecken.«
    Carl winkte ab. »Es gibt keinen Grund, warum Sie es nicht wissen sollten. Ich rede nie darüber, und in meiner Umgebung redet auch niemand darüber. Das ist einer der Vorteile, wenn man zu der Sorte von Chefs gehört, die allen Untergebenen eine Heidenangst einjagen. Susan war eine wunderbare Frau – genauso wie Elise. Ich habe

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