Agent der Sterne
Hundeperspektive aussieht. Als Joshua bin ich natürlich die dominante Persönlichkeit. Aber sei nicht überrascht, wenn ich etwas tue, das dich sehr an Ralph erinnert. Es ist alles noch da, zu einem größeren Paket geschnürt. Deswegen sprach ich vorhin von ›Ralphua‹.«
»Wie hat Ralph darüber gedacht, wenn du mir diese Frage gestattest?«
»Er ist gut damit zurechtgekommen«, sagte Joshua. »Allerdings auf eine Weise, die du kaum verstehen wirst. Grundsätzlich habe ich ihn wissen lassen, dass er sich keine Sorgen machen soll, und er hat mich wissen lassen, dass er mir vertraut. Dann wurden er und ich zu wir. Woraus dann ich wurde. Und ich bin froh, am Leben zu sein.«
Ich lehnte mich im Sessel zurück. »Das bereitet mir Kopfschmerzen.«
»Nimm noch eine Aspirin«, schlug Joshua vor.
Unschlüssig blickte ich auf Joshua. Er hockte wie ein typischer Retriever da. »Was hast du mit deinem alten Körper gemacht? Hast du ihn im Wald zurückgelassen? Müssen wir ihn jetzt suchen und begraben oder was?«
»Nein«, sagte Joshua. »Er ist hier drinnen. Bodysharing sozusagen. Im Augenblick befinden sich meine Körperzellen in Ralphs Verdauungstrakt und in seinen Blutgefäßen. Er isst, was ich esse, und meine Zellen haben die Rolle des Blutes übernommen und versorgen seine Zellen mit Sauerstoff. Schau dir mal meine Zunge an.« Joshua ließ die Hundezunge heraushängen, die ungewöhnlich blass aussah. »Sie ist nicht mehr so rot wie vorher. Trotzdem ist das nur eine vorläufige Lösung. Zwei Körper zu steuern macht ziemlich viel Arbeit, auch wenn ich meinen eigenen Körper quasi auf Autopilot geschaltet habe.«
»Wie sieht die langfristige Lösung aus?«
»Irgendwann werden meine Zellen all seine Körperzellen ersetzt haben. Das ist wesentlich effizienter, weil ich mich dann nicht mehr um die vielen spezialisierten Organe kümmern muss. Dann muss ich nur noch aufpassen, diese Gestalt aufrechtzuerhalten, was aber nicht allzu schwierig sein wird. Das dürfte etwa eine Woche in Anspruch nehmen.«
»Was passiert mit Ralphs alten Zellen?«
»Ich verdaue sie.«
»Mann!«, sagte ich. »Du bist doch ein Körperfresser!«
»Tom«, sagte Joshua. »Das ist gar nicht so krass, wie du denkst. Außerdem geht es nicht anders. Ich kann nicht auf Dauer zwei Körper in Betrieb halten, und mein Yherajk-Körper ist wesentlich flexibler.«
»Und du findest, dass all das…« – ich wedelte unbestimmt mit den Händen – »… nicht im Widerspruch zu deiner ›Ich-übernehme-keine-fremden- Körper‹-Philosophie steht?«
»Nun ja«, sagte Joshua. »Es ist in der Tat ein Grenzfall. Die Einschränkung gilt für ›intelligente Lebensformen‹. Wir könnten uns jetzt darüber streiten, ob Ralph mit seiner ausgeprägten Persönlichkeit den Tatbestand der Intelligenz erfüllt oder nicht. Ich persönlich würde sagen, dass er durchaus intelligent war, wenn auch in verhältnismäßig geringem Grad. Aber das ist meiner Meinung nach nur ein gradueller Unterschied und kein grundsätzlicher. Außerdem hatte ich den deutlichen Eindruck, dass er mir sein Einverständnis gegeben hat. In gewisser Weise. Auch darüber könnte man sich streiten. Aber ich habe nicht das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben. Und es gefällt mir, ein Hund zu sein. Auf dem Weg hierher habe ich jeden Baum markiert, weißt du. Das ist jetzt alles mein Revier.«
»Gut, dass meine Katze nicht mehr am Leben ist«, sagte ich. »Ich kann mir vorstellen, dass ihr beide in diesem Punkt unterschiedlicher Meinung gewesen wärt.«
»Apropos«, sagte Joshua. »War sie getigert?«
»Ja«, sagte ich. »Gelb-braun. Ein recht großer Kater.«
»Zu den Farben kann ich nichts sagen, aber ich habe eine Erinnerung, wie ich vor ein paar Jahren eine große getigerte Katze gejagt habe und wie sie auf der Straße von einem Pick-up überfahren wurde.« Joshua wand sich, was bei einem Hund recht eigenartig aussah. »Von einem Ford Explorer, wie es aussieht.«
»Wunderbar. Ralph war ein Katzenmörder. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
»Er hat nur mit der Katze gespielt, Tom«, sagte Joshua. »Und ich kann dir versichern, dass er anschließend ein sehr schlechtes Gewissen hatte.«
Ich schlug mir auf die Oberschenkel und stand auf. »Jetzt kann ich auch ein Bier gebrauchen.«
»Bringst du mir auch noch eins mit? Weil ich jetzt keine Flasche mehr aufkriege und so.«
»Moment mal«, sagte ich. »Wenn du keine Tentakel mehr bilden kannst, wie hast du es dann geschafft, mich
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