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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Bier geben?«
    »Was?«
    »Ein Bier, Tom. Du weißt schon, dieses Gebräu aus Hopfen und Malz. Ich habe keine Tentakel mehr, mit denen ich Dinge aufmachen kann. Aber nur weil ich jetzt ein Hund bin, heißt das nicht, dass ich nicht mehr gelegentlich ein Bier vertragen könnte. Wir treffen uns im Wohnzimmer.« Er trottete hinaus. Ich holte ein Bier aus dem Kühlschrank, nahm eine Schüssel mit, aus der er es trinken konnte, und ein paar Aspirin für mich. Dann folgte ich ihm ins Wohnzimmer und setzte mich in meinen Liegesessel.
    Ich schluckte die Aspirin, spülte sie mit Bier hinunter und kippte den Rest in die Schüssel. Joshua leckte es auf. Ich streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. So etwas kam mir jetzt nicht mehr angemessen vor. Man tätschelte nicht einfach so intelligente Lebewesen.
    »Jetzt geht es mir schon viel besser«, bemerkte Joshua. »Danke, Tom.«
    »Gern geschehen. Jetzt erzähl mir, was da draußen passiert ist.«
    »Ralph hatte eine Herzattacke«, sagte Joshua, und dabei sah ich mir das Hundemaul genauer an. Das Maul – oder musste man bei einem intelligenten Lebewesen von einem Mund sprechen? – stand einfach offen, während er sprach. Es war, als hätte er ein Radio verschluckt. »Wir waren ein paar Meilen von hier entfernt und stiegen einen Abhang hinauf. Bis dahin war es Ralph gutgegangen. Aber dann hörte ich, wie er ein leises Winseln von sich gab. Als ich zurückblickte, sah ich, dass er zusammengebrochen war. Ich kehrte um und schaute nach, ob irgendwas nicht stimmte, aber ich konnte keine Verletzungen oder Knochenbrüche erkennen. Also drang ich in sein Gehirn ein, und da stellte ich fest, dass er eine Herzattacke hatte.«
    »Woran hast du das gemerkt?«
    »Ich konnte spüren, wo er Schmerzen hatte. Sein Brustkorb fühlte sich an, als würde er zusammengequetscht. Ralph war natürlich völlig verwirrt. Schließlich ist er nur ein Hund. Er hatte keine Ahnung, was mit ihm los war.«
    »Warum hast du mich nicht angerufen? Ich wäre sofort gekommen und hätte Ralph zum Tierarzt gebracht.«
    »Denk nach, Tom«, sagte Joshua. »Du warst zu diesem Zeitpunkt in Venice Beach. Bis du uns erreicht hättest, per Auto und noch ein Stück zu Fuß, wäre es mit Ralph längst zu Ende gewesen. Und selbst wenn du rechtzeitig gekommen wärst und ihn zu einem Tierarzt gebracht hättest, hätte der Tierarzt dir nur erklärt, dass er nichts mehr für ihn tun kann. Außerdem ist er eigentlich gar nicht dein Hund. Du hättest sowieso nichts machen können.«
    Das saß. Joshua schien es bemerkt zu haben. »Damit wollte ich nicht andeuten, dass du irgendetwas falsch gemacht hast, Tom«, sagte er vorsichtig. »Nur, dass die Zeit nicht gereicht hätte. Und selbst wenn, war es so auf jeden Fall besser. Ralph hat es nicht verdient, unter fremden Menschen auf dem Behandlungstisch eines Tierarztes zu sterben.«
    »Gut, Ralph hatte also einen Herzanfall«, sagte ich mit leicht belegter Stimme. »Was hast du dann getan?«
    »Als Erstes habe ich die Schmerzempfindung blockiert. Ich wollte nicht, dass er leidet. Und ich habe auch seine Motorik blockiert, damit er nicht losrennt, nur weil er sich wieder besser fühlt. Dann habe ich einen Tentakel in seinen Brustkorb gestreckt, um nachzusehen, wie schlimm die Sache ist, und ob wir den Rückweg zum Haus schaffen. Leider sah es ziemlich schlimm aus. Ralph war alt, und sein Herz war nicht mehr gut in Form. Zu diesem Zeitpunkt bekam Ralph kaum noch etwas mit. Sein kleines Gehirn stellte langsam den Betrieb ein. Ich wollte nicht, dass er stirbt, Tom, deswegen tat ich zwei Dinge. Zuerst rief ich deine Assistentin an, um ihr zu sagen, dass wir uns verspäten würden. Und dann übernahm ich ihn.«
    »Was bedeutet das genau?«, wollte ich wissen.
    »Schau mich an«, sagte Joshua.
    »Ich meine, inwiefern ist das anders, als wenn Ralph einfach gestorben wäre? Schließlich steckt nicht mehr Ralph in diesem Körper, sondern du, Joshua.«
    »Das stimmt nicht ganz. Alle Erinnerungen und Empfindungen von Ralph sind noch da. Ich weiß genau, wie es ist, ein Hund zu sein und Sachen zu machen, die Hunde so machen.«
    »Aber du bist nicht Ralph.«
    »Richtig«, räumte Joshua ein. »Andererseits ist Ralph nicht gestorben. Seine Persönlichkeit ist… mit meiner verschmolzen. Aus Ralphs Perspektive ist er plötzlich viel intelligenter geworden. Er ist jetzt ein Hund mit einem IQ von 180. Was mich betrifft, weiß ich jetzt, wie die Welt aus der

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