Agent der Sterne
alte Schule, aber es ist völlig normal. Alle großen Actionstars haben so etwas gemacht. Arnold Schwarzenegger hat es getan, bevor er zum Gouverneur wurde. Glaub mir, du bist erst dann ein Actionstar, wenn du eine Latexmaske von dir anfertigen lässt.«
»Aber sie wollen mir Schleim über den Kopf gießen, und dann muss ich stundenlang stillsitzen. Wie soll ich mit so was atmen?«
»Soweit ich weiß, wird man dir Strohhalme in die Nasenlöcher stecken.«
»Kommt nicht infrage«, sagte Michelle.
Ich hörte ein Kratzen an meiner Hintertür. Ich drehte mich um und sah Ralph draußen stehen.
»Michelle, wart mal eine Sekunde. Ich muss meinen Hund reinlassen.«
»Tom, ich kann das mit der Latexmaske nicht machen«, sagte Michelle. »Ich will keine Strohhalme in der Nase haben. Was ist, wenn ich niesen muss? Was ist, wenn sie rausfallen? Wie soll ich dann atmen?«
»Michelle, lass mich mal kurz… einen Moment bitte.« Ich legte den Hörer ab, lief zur Tür und schob sie auf. Dann rannte ich zum Telefon zurück, während Ralph durch die Tür hereinspazierte.
»Michelle, bist du noch da?«, fragte ich.
»Das werde ich nicht machen, Tom«, wiederholte sie. »Ich bin klaustrophobisch. Ich kann mir nicht mal eine Decke über den Kopf ziehen, ohne auszuflippen. Es ist mir egal, ob sie mich feuern oder nicht.«
»Sag das nicht. Hör mal, wann wollen sie das mit der Latexmaske machen?«
»Genau in einer Woche«, sagte sie. »Um drei Uhr nachmittags. In Pomona.«
»Verdammt«, sagte ich. »Das ist am gleichen Tag wie deine Audition.«
»Dann kann ich die Maske sowieso nicht machen lassen.«
Ralph kam zu mir herüber und setzte sich. Geistesabwesend kraulte ich ihm den Kopf. »Wir könnten es folgendermaßen machen. Ich gehe mit dir zu beiden Terminen. Ich hole dich ab und fahre mit dir zur Audition. Nachdem wir damit fertig sind, lassen wir die Latexmaske anfertigen, und ich passe auf, dass die Strohhalme nicht rausfallen. Wie klingt das?«
»Tom…«, begann Michelle.
»Komm schon, Michelle. Anschließend gehen wir im Mondo Chicken essen. Ich lade dich ein.«
»Na gut«, sagte Michelle. »Ach, Tom, du weißt genau, was du zu mir sagen musst.«
»Deshalb liebst du mich so sehr, Michelle.« Ich unterbrach die Verbindung, legte das Telefon weg und ging in die Knie, um Ralphs Fell zu rubbeln.
»Hallo, Ralph«, sagte ich in der Kindersprache, die man üblicherweise bei Hunden anwendet. »Wo ist denn dein kleiner Freund Joshua? Na? Dein kleiner Freund? Dem ich den Hals umdrehen werde, weil er sich einfach in den Wald davonmacht, obwohl ich ihm gesagt habe, dass er das nicht tun soll. Na? Wo ist der kleine Mistkerl, Ralphie?«
»Wieso fragst du mich das?«, sagte Ralph. »Ich bin doch nur ein Hund.«
Ich bekam einen Schreianfall, der ziemlich lange anhielt.
12
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»Mann«, sagte Ralph, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. »Das hat wehgetan. Mit einem simplen ›Schön, dass du wieder da bist‹ wäre ich völlig zufrieden gewesen.«
»Joshua?«, fragte ich.
»Natürlich«, sagte Ralph beziehungsweise Joshua. »Aber ich bin jetzt auch Ralph. Ralphua. Joshualph. Du hast die freie Wahl.«
»Joshua«, sagte ich. »Was hast du getan?«
»Tom, komm runter«, sagte Joshua in gereiztem Tonfall. »Es ist doch offensichtlich, was ich getan habe. Ich bin jetzt ein Hund.« Joshua bellte. »Überzeugt? Oder muss ich noch dein Bein bespringen?«
»Ich weiß, was du bist. Aber jetzt will ich wissen, warum du es getan hast. Ich dachte, du magst Ralph. Ich dachte, er ist dein Freund. Und jetzt hast du ihn…« Ich gestikulierte hilflos, als ich nach Worten suchte. Da mir nichts Intelligentes einfiel, verlegte ich mich auf die nächstbeste Formulierung. »Du hast ihn gefressen, Joshua!«
Joshua lachte, was aus dem Maul eines Hundes unglaublich bizarr klang.
»Tut mir leid, Tom«, sagte er schließlich. »Jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst. Hast du wirklich gedacht, ich hätte nur auf den richtigen Moment gewartet, um von Ralph Besitz zu ergreifen, wie die Körperfresser in diesem Film? So ist es aber nicht. Ich habe dir doch erklärt, dass die Yherajk so etwas nicht machen. Tom, Ralph lag im Sterben. Und dies war die einzige Möglichkeit, ihn zu retten.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Okay, wenn du mir versprichst, mich nicht mehr anzuschreien, erzähle ich es dir. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
»Gut«, sagte Joshua. »Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Könntest du mir einen Gefallen tun und mir ein
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