Agent der Sterne
Haufen unverlangt eingesandter Manuskripte, aber es ist großartig. Es geht um einen polnischen Dichter, einen Katholiken, der im Zweiten Weltkrieg im KZ gelandet ist, weil er Juden geholfen hat.«
»Krzysztof Kordus?«, fragte ich.
Roland sah mich überrascht an. »Richtig, so heißt der Mann. Sie haben mich schon wieder beeindruckt, Tom. Die meisten Leute in dieser Branche wissen nicht mehr als das, was in Variety steht. Jedenfalls ist dieses Skript brillant und sehr bewegend. Vor ein paar Jahrzehnten hat man etwas über diesen Kordus im Fernsehen gemacht…« – wieder klang das Wort aus seinem Mund wie ein obszöner Begriff – »… aber das Drehbuch geht weit darüber hinaus. Natürlich stehen wir jetzt vor dem Problem, die Genehmigung zu bekommen, Leben und Werk dieses Mannes verfilmen zu dürfen. Ich habe Rajiv schon darauf angesetzt, herauszufinden, wer das literarische Erbe von Kordus verwaltet und was sich machen lässt. Wahrscheinlich müssen wir uns dumm und dämlich zahlen, um die Genehmigung zu bekommen. Aber so läuft es nun mal in diesem Geschäft.«
»Sie können Rajiv zurückpfeifen«, sagte ich. »Denn ich weiß, wer Krzysztofs literarisches Erbe verwaltet. Sie sitzen ihm gegenüber.«
Roland ließ den Arm von der Couchlehne rutschen und beugte sich vor. »Raus hier!«, sagte er. »Ich lasse mich nicht auf den Arm nehmen.«
»Das tue ich nicht«, erwiderte ich. »Mein Vater war Krzysztofs Agent. Bevor der Autor starb, hat er meinen Vater testamentarisch zu seinem Nachlassverwalter ernannt. Als mein Vater starb, erbte ich diese Ehre. Ich hatte versucht, Krzysztofs Vermächtnis bei einem richtigen Literaturagenten unterzubringen, aber seine Hinterbliebenen wollten, dass es in der Familie bleibt. Ich konnte schlecht Nein sagen, also bin ich weiterhin Krzysztofs Nachlassverwalter. Die Aufgabe ist eigentlich gar nicht so schwer, da alle seine Bücher vertraglich unter Dach und Fach sind. Ich muss nicht mehr tun, als die Verträge über die Neuauflagen zu unterschreiben und seiner Tochter alle drei Monate einen Scheck zu schicken.«
»Tom«, sagte Roland, »ich bin ja so froh, dass Sie vorbeigekommen sind. Warten Sie einen Moment, und ich hole Ihnen das Drehbuch. Lesen Sie es, und dann reden wir weiter.«
»Zwei Drehbücher bitte. Vergessen Sie nicht, worüber ich eigentlich mit Ihnen reden wollte.«
»Aber selbstverständlich«, sagte Roland. »Wir werden Miss Beck auf jeden Fall vorsprechen lassen. Sagen wir, genau in einer Woche? Um Mittag?«
»Das wäre hervorragend.«
»Wunderbar«, sagte Roland und stand auf. »Rühren Sie sich nicht von der Stelle. Ich bin in wenigen Sekunden wieder da.« Er ging hinaus, um sich die Drehbücher von seinem Assistenten zu holen.
Ich trank den Scotch aus. Es war wirklich ein sehr guter Scotch.
Sobald ich zu Hause war, rief ich Michelle an, um ihr die gute Neuigkeit mitzuteilen. Sie quiekte wie ein glückliches Schwein, was meiner Ansicht nach ihre Chancen auf die Rolle nicht gerade verbesserte.
»Danke, Tom, danke, danke, danke!«, rief sie. »Ich bin so glücklich! Ich kann es noch gar nicht fassen!«
»Beruhige dich, Michelle«, sagte ich durchaus freundlich. »Bisher hast du nicht mehr in der Tasche als eine Audition. Das heißt noch nicht, dass du die Rolle hast. Es könnte passieren, dass sie feststellen, dass du nicht dafür geeignet bist.« Das war meine subtile Strategie, sie auf die mögliche Enttäuschung vorzubereiten.
Es funktionierte nicht. »Ach, das ist mir egal. Ich bin bereit, schließlich habe ich meine Hausaufgaben gemacht. Sie werden überrascht sein. Du wirst es sehen. Du wirst doch dabei sein, Tom, nicht wahr?«
»Äh… Ach, was soll’s? Ich werde mitkommen.«
»Tom, ich könnte dich küssen!«, sagte Michelle.
»Wir sollten es vermeiden, unser gutes Agent-Klient-Verhältnis zu ruinieren.« Als Michelle kicherte, zuckte ich innerlich zusammen und wechselte das Thema. »Miranda sagte mir, du hättest ein Problem mit dem Team von Rache für die Erde. Irgendwas mit einer Latexmaske.«
»Ach, das«, sagte Michelle. »Tom, sie wollen mir Latex über den Kopf gießen, damit sie von mir ein Puppendouble oder so was machen können. Das will ich nicht.«
»Michelle, das ist gar nicht so schlecht. Sie müssen solche Masken herstellen, damit sie Aufnahmen von deinem Kopf machen können, für die du deinen echten Kopf nicht hergeben möchtest. Wenn die Haut aufreißt oder die Augen platzen und solche Sachen. Das ist ein bisschen
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