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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bouth hielt an, als er das rote Stopzeichen vor sich blinken sah.
    »Guten Abend, Doktor«, sagte Oberst Perkins, als er an die Tür trat. »Gute Fahrt gehabt?«
    »Leidlich. In der Wüste ging mir das Benzin aus.« Dr. Bouth sah sich um. »Ist etwas Neues, daß ihr jetzt so streng seid?«
    »Wir haben Befehl von Washington, keinen Unbekannten in die Stadt zu lassen.«
    »Das ist ein guter Witz, Perkins!« Bouth lachte leise. »Soll ich vom Präsidenten persönlich ein Handschreiben bringen?«
    »Sie nicht. Aber die junge Dame ist unbekannt.«
    »Mensch, Perkins, nun seien Sie friedlich. Die Dame ist Mabel Paerson, die Tochter vom Professor.«
    »Sie hat keine Besuchserlaubnis von Washington!«
    »Das nicht! Aber ihr Vater ist verunglückt und …« Dr. Bouth brach ab. »Ist es übrigens schwer, Perkins?«
    »Gott sei Dank nicht. Der radioaktive Strahl traf ihn hinter einer drei Meter dicken Betonwand! Er brach plötzlich zusammen und wurde ganz grün im Gesicht. Dr. Fermi und Dr. Oppenheimer haben ihn sofort zum Lazarett gebracht. Dort hat man nur leichte Schäden festgestellt.« Oberst Perkins blickte auf die schlafende Mabel. »Wie lange schläft sie?«
    »Seit Stunden.«
    »Sie hat nicht den Weg gesehen, den Sie gefahren sind?«
    »Unmöglich, Perkins.«
    Der Oberst nickte. »Na, dann fahren Sie los, Doc! Weil Sie's sind.«
    Dr. Bouth grüßte und fuhr weiter durch die Nacht. Langsam schraubte er sich auf ein Hochplateau hinauf. Dieses Hochplateau zwischen Los Alamos und den Pueblo Cañons ist der Mittelpunkt der unsichtbaren Atomstadt. Hier sind die Gebäude der technischen Abteilung, während in den Cañons selbst, in den Schluchten, auf den schmalen Rücken der Felsenebenen die anderen Gebäude liegen – 302 Wohnhäuser mit 620 Wohnungen, 52 kleine Kasernen, 200 Wohnungen und 52 große Schlafsäle. Hier hausen 4.000 Arbeiter und Forscher, 2.000 Mann Militär zur Bewachung und Sicherung – bewacht, umstellt, abgeschnitten von der Welt, Verlorene für die Menschen außerhalb der Schluchten nordwestlich von Santa Fé.
    Dr. Bouth fuhr langsam an dem Hochplateau vorbei und wandte sich einem Seitencañon zu, in dem die Gebäude der wissenschaftlichen Abteilung und das Lazarett standen.
    Er hielt an und legte den Arm um Mabel. Vorsichtig hob er ihren Kopf und küßte sie auf die halb geöffneten Lippen.
    Erschrocken fuhr sie zusammen. Doch dann erkannte sie Ralf und lachte leise.
    »Du sollst doch fahren!« sagte sie mit leisem Vorwurf. »Wir wollen doch schnell in Los Alamos sein.«
    »Das sind wir bereits.« Er half ihr aus dem Wagen. Um sie herum war Dunkelheit. Nur aus einigen Fenstern fiel schwacher Lichtschein auf den Felsenboden und die emporragenden steilen Wände.
    Mabel Paerson schauderte zusammen. »Ich habe Angst«, flüsterte sie.
    »Angst haben alle, die neu in diese merkwürdige Stadt kommen. Angst vor den Felsen, den Atomen, den Strahlen. Aber wenn die Sonne scheint, sieht es ganz anders aus. Dann leuchten die Cañons, die Flüsse und Bäche blinken wie flüssiges Silber, und nirgends sind die Wolken so schön, wie in dem Augenblick, in dem sie von einem Felsen zum anderen ziehen wie Schleier, die eine unsichtbare Riesenhand durch die Luft trägt.«
    Dr. Bouth nahm Mabels Mantel aus dem Wagen und legte ihn ihr um. Dann hakte er sich bei ihr unter und führte sie zu einem langgestreckten Haus, das an einen Felsen gelehnt schien.
    Sie kamen in einen schmalen, weißen Gang und wurden von einer Schwester empfangen. Das Haus roch nach Karbol und Lysoform.
    »Wir möchten zu Dr. Paerson«, sagte Ralf und zeigte seinen und Mabels Ausweis. Genau prüfte die Schwester die Papiere, dann nickte sie.
    »Bitte warten Sie«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Der Herr Professor hat gerade Besuch aus El Paso. Ich werde Sie anmelden.«
    Leise, wie sie gekommen, verschwand sie wieder mit rauschenden Röcken. Es dauerte nicht lange, bis ein junger Arzt erschien. Er begrüßte Mabel und Ralf freundlich und erstattete den ersten Bericht.
    »Es ist kein Grund, sich zu ängstigen, gnädiges Fräulein«, meinte er. »Die Schockwirkung bei der Feststellung, daß die Strahlen durch die dicke Beton- und Bleiwand gingen, war größer als die Strahlenwirkung selbst. Zwei Wochen, und der Herr Professor ist wieder wohlauf.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Mabel leise.
    Dann gingen sie bis zum Ende des Ganges, eine Tür klappte auf, und sie standen in einem mäßig großen Zimmer, das von einem breiten Bett beherrscht wurde. Alle

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