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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verstummen. »War ja auch nur ein Vorschlag«, murrte sie, »um hier nicht herumzustehen und uns wie Tauben braten zu lassen.«
    »Wir müssen warten.« Dr. Bouth wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn. »Wenn es dir zu langweilig ist, können wir ja ein nettes Liedchen singen.«
    Von Ferne hörte man ein Brummen. Es kam näher und klang wie das Summen einer Hornisse.
    »Ein Auto! Wir können weiter, Ralf.«
    »Das nennt man unverschämtes Glück.« Dr. Bouth schraubte den Verschluß des Benzintanks auf. Das Gewinde war verschmutzt, er brauchte ein Taschentuch dazu und viel Kraft, den Deckel aufzudrehen.
    Am Horizont, wo die Straße an den Himmel stieß, tauchte ein dunkler Punkt auf. Schnell kam er näher und nahm die Gestalt eines Lastwagens an, der schnaufend, mit großer Geschwindigkeit, über die Bundesstraße klapperte.
    Mabel Paerson stand mitten auf der Straße und winkte mit beiden Armen. Sie sah entzückend aus, und es würde auf der ganzen Welt keinen Autofahrer geben, der bei diesem Wink nicht sofort alle Bremsen zog.
    Kreischend hielt der Lastwagen. Ein rotes Gesicht erschien am Fenster.
    »Motor kaputt?« schrie der Fahrer.
    »Nein. Kein Benzin mehr!« Dr. Bouth trat mit einer Kanne an den Wagen heran. »Können Sie mir ein bis zwei Liter geben, damit ich bis zur nächsten Tanksäule komme?«
    »Mal sehen.« Der Fahrer kletterte aus dem Führerhaus und klappte an der Seite des Wagens eine Tür auf. Dort lagen drei Kanister mit Benzin, auch hier, im verschlossenen Raum, überzogen mit dem feinen Staub der Wüste. »Geben Sie mal die Kanne her«, meinte der Fahrer. Und während er abfüllte, fragte er: »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Rauf nach Santa Fé.« Dr. Bouth bezahlte und gab dem Fahrer noch eine Packung Zigaretten. »Und wie weit ist's bis zur nächsten Station?«
    »Gut 'ne Stunde. Good bye!«
    Das Lastauto ratterte weiter. Bedächtig füllte Dr. Bouth das Benzin in den Tank, denn jeder Tropfen bedeutete einen Meter Weg. »Ich habe einmal auf einer kleinen Straße in den Bergen mehr als sechs Stunden gewartet, bis ein Auto kam«, sagte er dabei zu Mabel, die neben ihm stand und die Kanne von unten stützte. »Es war Nacht, ich kam von Los Alamos und hatte nicht auf die Benzinuhr geachtet, als ich abfuhr. Hinten im Wagen hatte ich drei Pfund radioaktives Uran 235 in einem dicken Bleikoffer. Und in Oak Ridge wartete man auf das Metall, um den Uranbrenner auffüllen zu können. Es war eine ekelhafte Situation.«
    »Und dann kein Mädchen dabei … das war das Schlimmste, was?« Mabel Paerson lachte, als sie sah, wie Ralf den Mund verzog. »Oder stimmt's nicht?«
    »Ich hatte damals keine Zeit, mich um Frauen zu kümmern. Ich war neu in Los Alamos und mußte zeigen, was ich kann. Ich stand vor den Wunderwerken der Technik und schwor mir, nichts mehr zu kennen als das Geheimnis, das in diesen Riesengebilden vor sich ging.« Er winkte ab. »Ach was, Mabel, lassen wir doch das alles. Wir kommen früh genug in die Felsen und können uns einhüllen in das schauderhafte Gefühl, dem grenzenlosesten Tod unserer Welt gegenüberzustehen.« Er ließ die Kanne sinken. »So. Das wird reichen.« Er schraubte den Deckel wieder auf und wischte sich die Hände an dem Taschentuch ab. »Komm, steig ein, Baby«, sagte er und küßte Mabel auf die Nase, auf der die hellen Schweißperlen standen. »Bis Santa Fé ist noch ein schönes Stück.«
    Der Motor sang auf. Das helle Band der Straße jagte unter den Rädern weg. Die Wüste um sie herum verlor den Schrecken der Einsamkeit. Aus den Klappen der Klimaanlage strömte wohltätige Luft in den heißen Raum. Das Radio spielte leise, fast zärtlich.
    Es war ein schöner Tag, wenn man wußte, daß man die Wüste verlassen konnte.
    Mabel ließ ihren Kopf auf die Schulter Ralfs sinken.
    »Du«, sagte sie leise.
    »Ja, Baby?«
    »Ich liebe dich, Ralf.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Und ich bin glücklich.«
    »Das ist schön.« Dr. Bouth streichelte schnell über ihre blonden, seidigen Locken, ehe er wieder das Steuer ergriff und mit großer Geschwindigkeit über die Straße jagte. »Wann heiraten wir?« fragte er nach einer Weile stummer Fahrt.
    »Wann du willst, Ralf.«
    »In sechs Wochen, Baby?«
    »In sechs Wochen …«
    Sie küßte ihn auf die Wange und streichelte ihm über die Schulter.
    »Wie sicher du fährst, wie kraftvoll. Und wie deine Hände das Steuer halten. Weißt du, daß ich in deine Hände verliebt bin?«
    »Nur in meine Hände?«
    »In den ganzen Kerl Dr.

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