Agenten lieben gefährlichen
Ufer auf den Rücken. Auch Rita ließ sich zurücksinken. Ihr zerschundener, mißhandelter Körper brannte und juckte. Aber noch heißer zerfraß der Haß auf Cliff Haller und Ellen Donhoven ihr Herz. Sie klapperte mit den Zähnen vor innerer Erregung und krallte die Nägel in den weichen Waldboden.
»José!« rief sie. Ihre Stimme hatte wieder einen volleren Klang, war aber dennoch schrill vor loderndem Haß.
»Favorita?«
»Wer bist du? Wer bist du wirklich?«
»Ich erkläre es dir später. Noch fünf Minuten – da, hörst du?«
Leises Brummen. Noch weit weg, ein dunkles Summen nur zwischen den Tausenden Nachtstimmen des Urwaldes, aber schnell näherkommend, wachsend wie ein Donnergrollen.
»Flugzeuge«, murmelte Rita. Sie setzte sich und beobachtete Cascal, der aufgesprungen war, am Ufer des Tefé stand und die schwere Pistole hoch über seinen Kopf in den Nachthimmel hielt.
Das dumpfe Brummen war nun fast über ihnen. Cascal drückte ab. Ein dumpfer Knall, die kleine Rakete schoß empor in das Schwarz des Himmels und zerplatzte dort. Ein roter Ball schwebte sekundenlang an einem winzigen Fallschirm durch die Luft und versank dann nahe dem jenseitigen Ufer im Fluß.
Noch dreimal schoß Cascal seine roten Leuchtkugeln ab, dann kam er zu Rita zurück und umarmte sie.
»Wir sind gerettet«, sagte er. »Du wirst ein richtiges Bett haben, ein Arzt wird dich untersuchen, man wird dich pflegen wie eine Prinzessin … und dann werden wir Cliff töten.«
Sie nickte stumm, legte den Kopf an seine Brust und starrte über den Fluß. »Wer bist du?« fragte sie nach langer Zeit erneut. Cascal küßte sie in die Halsbeuge und streichelte ihren glatten, herrlichen Körper.
»Ich bin José Cascal, Hauptmann der brasilianischen Armee und Mitglied des Geheimdienstes, Sektion Manaus. Das ist alles.«
»Geheimdienst!« Rita starrte Cascal aus weitgeöffneten Augen an. »Von Anfang an hast du Cliff gejagt …«
»Nein. Ich wußte gar nicht, daß es ihn gibt. Unser Zusammentreffen war zufällig. Aber welch ein Glück, daß wir uns trafen! Hat er dir erzählt, was er hier im Urwald von Tefé suchte?«
»Nein. Nie. Aber jede Nacht funkte er. Wir wären drei Tage später aufgebrochen und weitergezogen, so war's geplant – da trafen wir auf euch.«
»Wo hast du ihn kennengelernt?«
»In Rio. In einer Bar. Ich tanzte dort.«
»Und bist mit ihm sofort in den Urwald gegangen?«
»Ich habe ihn geliebt, José. Er war ein Mann wie aus einem Bilderbuch. Ich war wie betäubt in seinen Armen.« Sie legte den Kopf zurück und küßte Cascal. »Jetzt weiß ich, in wieviel Verkleidungen der Teufel auftreten kann – ich werde ihn töten, José!«
»Nicht du – ich werde es tun! Und du sollst zusehen, wie man dem Tod eines Stieres in der Arena zusieht.«
Dann lagen sie nebeneinander auf dem weichen Waldboden, eng aneinandergeschmiegt, aber ohne sich zu lieben … nur das Gefühl, daß der eine dem anderen nahe war, daß ihre Haut sich berührte, war ihnen Seligkeit genug.
Nach knapp einer Stunde hörten sie ein helles Schwirren in der Luft. Cascal zeigte zum Himmel und lachte.
»Da sind sie!« rief er. »Sie holen uns! Wenn der Morgen kommt, liegst du in einem weiß bezogenen Bett …«
Sie liefen zu den zurückgelassenen Gepäckstücken. Rita zog ein einfaches Baumwollkleid an, Cascal suchte ein Hemd heraus, und kurz darauf zuckte hell über den Rio Tefé der Lichtstrahl eines Scheinwerfers. Ein Hubschrauber mit Schwimmern unter dem Rumpf senkte sich langsam auf den Fluß, wasserte vorsichtig, die Rotorflügel drehten sich mit halber Geschwindigkeit, das Brüllen des Motors erstarb, und leise brummend glitt der Hubschrauber auf den Pontos zum Ufer.
Cascal rannte hinunter zum Fluß. Mit ausgebreiteten Armen lief er in den Strahl des Scheinwerfers, der jetzt den Urwald abtastete. »Amigos!« schrie er. »Hierher! Hierher!«
Die Kanzel des Hubschraubers öffnete sich, ein Schlauchboot klatschte ins Wasser, ihm folgte ein Mann in lederner Uniform und dickem Fliegerhelm. Cascal drehte sich um. Rita kam in den Strahl des Scheinwerfers gelaufen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Sie lachte, während ihr die Tränen über das zuckende Gesicht rannen, und Cascal nahm sie auf seine Arme und trug sie hinunter zu dem Gummiboot.
»Sie sind gekommen«, stammelte Rita. »Sie holen uns heraus. Ich habe es nicht geglaubt, José … ich habe es wirklich nicht geglaubt!«
Zwei Stunden später lag sie in einem weichen, weiß bezogenen
Weitere Kostenlose Bücher