Agenten lieben gefährlichen
Fotokarte, die aus fast 20.000 Metern Höhe von einem Spezialflugzeug aus aufgenommen worden war.
Am 20. Tag der Höllenwanderung wurde Rafael Palma wahnsinnig. Es kam ganz plötzlich, als habe ein Blitz sein Gehirn zerstört. Das Gift der Mamaliko-Wurzel hatte ihn langsam von innen zerfressen.
Plötzlich, während einer Rast an einem schmalen Flußlauf, der auf keiner Karte verzeichnet war und den Cliff gewissenhaft in seine Fotokarte einzeichnete, sprang Palma auf, tanzte auf seinem gesunden Fuß herum wie ein Tänzer im Karneval von Rio, lachte dabei gellend und schauerlich, wälzte sich dann auf dem Boden und schrie wie ein verwundetes Pferd. Schaum trat ihm vor den Mund, und bevor Cliff ihn festhalten konnte, sprang Palma wieder auf und rannte um sich schlagend in den Fluß.
»Palma!« brüllte Cliff und riß sein Gewehr hoch. Auch Campofolio und Dr. Forster schossen gleichzeitig mit ihm auf die plötzlich lebendig werdenden, wie verfault aussehenden Baumstämme, die träge in dem gelben Wasser trieben. Jetzt zeigten sie weit aufgerissene Rachen und schossen in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit auf den ins Wasser rennenden Palma zu.
»Zurück! Palma!«
Der Irre hörte nichts mehr. Lachend warf er sich ins Wasser, lachend winkte er zu dem blauen, flimmernden Himmel … dann hatten ihn vier Krokodile auf einmal erreicht und schnappten nach ihm. Ein Aufschrei, der das Blut gefrieren ließ, zerriß die kurze Stille der Lähmung aus Grauen und Hilflosigkeit. Dann schossen Forster, Campofolio und Cliff erneut auf die Reptilien, aber das Gewirr aus hornigen Panzerleibern, menschlichen Gliedmaßen, Blut und dumpfem, schrecklichen Fauchen und Schmatzen lösten sie nicht mehr. Sie trafen drei Krokodile, aber aus dem Sumpf- und Dschungelgewirr glitten neue Bestien ins Wasser und zerfetzten den Körper Rafael Palmas. Nach wenigen Minuten trieb nur noch eine Blutlache über den Fluß, in der die Panzer der erschossenen und gleichfalls zerissenen Krokodile wie flache Flöße schwammen.
Ellen hatte sich abgewandt und beide Hände gegen die Ohren gepreßt. Ihr Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. Erst, als Cliff ihr langsam die Hände von den Ohren zog, warf sie sich herum und vergrub ihr Gesicht an seiner breiten Brust.
»Es ist vorbei …«, sagte Haller stockend.
»Und so werden wir alle drauf gehen!« schrie Campofolio neben ihm. »Mein Gott, warum habe ich Sie damals, als Sie wieder auftauchten, nicht gleich erschossen?! Warum ist man bloß so anständig?!«
»Wenn Sie weiter zum Rio Tefé gezogen wären, lägen Sie jetzt schon längst als kopfloses Gerippe am Flußufer. Unser einziger Weg ist der nach Peru.«
»Das wir nie erreichen!«
»Mit Ihrem Pessimismus nicht.« Cliff Haller lud sein Gewehr und füllte den leeren Rahmen mit neuen Patronen. »Das einzige, was uns jetzt noch passieren kann, ist eine Alarmierung der Indios. Unsere Schüsse hat man gehört. Glauben Sie ja nicht, daß wir hier allein mit den Tieren sind.«
Die bösen Ahnungen Cliffs sollten sich bewahrheiten. Am nächsten Tag kreisten drei Hubschrauber über dem Gebiet, in dem sich die vier Menschen Schritt um Schritt vorwärtsquälten. Wie riesige Hornissen summten sie dicht über den Baumkronen und verschwanden dann aus dem Blickfeld. Cliff und Dr. Forster hörten jedoch, wie in ihrer Nähe die Rotorflügel donnerten und sie sich nicht entfernten. Haller und Forster blickten sich schnell an. Sie verstanden sich ohne Worte.
Sie setzen Truppen ab. Irgendwo dort in der näheren Umgebung gibt es ein paar Kahlstellen im Urwald, wo sie mit den Hubschraubern so tief gehen können, daß die im Dschungelkrieg geschulten Soldaten abspringen können.
Vor und hinter sich hörten sie das eintönige Donnern der Propeller. »Sie kreisen uns ein«, sagte Cliff heiser zu Dr. Forster. »Wie Hasen bei einer Treibjagd werden sie uns hetzen. Ellen …« Er legte den Arm um ihre Schulter. Sie blickte zu ihm auf und sah einen fremden Mann an. Alles Jungenhafte war aus seinem Gesicht verschwunden. Cliff wirkte kantig, wie aus einem Fels roh herausgehauen. »Du kannst schießen?«
»Ja, gut sogar, Cliff.«
»Nimm das Schnellfeuergewehr. Du und der Doc gehen voraus … ich bleibe mit Campofolio zurück und halte sie auf.«
»Nein!« Ellen warf den Kopf in den Nacken. Es war die Geste, mit der sie ausdrückte, daß keiner sie mehr in eine andere Richtung zwingen konnte. »Ich bleibe bei dir.«
»Verdammt! Du tust, was ich dir sage!« schrie Cliff sie
Weitere Kostenlose Bücher