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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihn plötzlich dastehen sah – groß, breit, mit ausgebreiteten Armen, ein Lachen in dem sonnengegerbten, von Bartstoppeln überwucherten Gesicht.
    Dr. Forster riß das Gewehr herum und legte es auf Cliff an. Er spürte, wie eine schreckliche Kälte ihn durchzog, er war bereit, ohne zu zögern diesen Mann, den er wie nichts auf der Welt haßte, mit einem Fingerdruck zu töten.
    »Bleiben Sie stehen, Cliff«, sagte er hart. »Keinen Schritt weiter! Heben Sie die Arme hoch! So bleiben Sie stehen, bis Campofolio wiederkommt und Sie entwaffnet.«
    Cliff Haller hob langsam die Hände. »Sind Sie übergeschnappt, Doc?« rief er zurück. »Begrüßt man so einen Lebensretter?«
    »Was wollen Sie hier? Wir haben Sie nicht gerufen, wir legen keinen Wert auf Ihre Gegenwart. Wenn Sie nicht freiwillig von uns ablassen, werde ich mit Ihnen das tun, was Sie mit Cascal gemacht haben.«
    »Cascal geht es gut, nehme ich an. Besser als uns! Mann, Doc, seien Sie kein Idiot! Ich bin zur rechten Zeit gekommen. Sie rennen in Ihren Tod. Zum Rio Tefé wollen Sie … dort stehen bereits die Indios, um aus Ihnen einen zierlichen Schrumpfkopf zu machen. Sie marschieren genau in die falsche Richtung. Glauben Sie's mir! Ellen, wenn er ein Schwachkopf ist, dann glaub du es mir. Ich bin dir nachgelaufen, um dich zu retten! Ich …«
    Er machte einen Schritt vorwärts. Dr. Forster hob sein Gewehr, der Finger krümmte sich am Abzug. Cliff sah es und blieb sofort wieder stehen. Nur seine Augen wurden starr und eisig.
    »Drei Schritte zurück!« kommandierte Dr. Forster. »An den Baum dort. Und die Arme hoch über den Kopf!«
    Cliff gehorchte. Und da geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte: Ellen warf ebenfalls die Arme hoch, rannte an Dr. Forster vorbei, genau in die Schußlinie, Forster ließ das Gewehr sinken und wandte sich ab … und Ellen rannte weiter, warf sich Cliff in die Arme, hing an seinem Hals und küßte ihn, stammelte seinen Namen, ließ sich hochheben und ebenfalls küssen und war wie von Sinnen in ihrem Glück, Cliff wiederzusehen und wiederzuhaben.
    »Sie haben gewonnen, Cliff«, sagte Dr. Forster, als beide später zu ihm kamen, Hand in Hand, ein seliges Liebespaar.
    »Tut mir leid, Doc …«, sagte Cliff ernst.
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    »Danke.« Cliff hielt Dr. Forster die Hand hin. »Sie sind ein guter Verlierer, Doc. Warum können wir nicht Kameraden sein?«
    »Uns trennt zu viel, Cliff.«
    »Und trotzdem müssen Sie jetzt mit uns mitten durch des Satans Schlafzimmer. Zum Rio Juruá. Wir müssen uns noch lange ertragen.«
    »Und du, Ellen?« Dr. Forster blickte auf Ellen. Traurigkeit lag in seinem Blick. »Willst du mit ihm in das Ungewisse?«
    »Ja.«
    »Du weißt nicht, was daraus wird!«
    »Nein! Ich weiß nur, daß ich glücklich bin. So glücklich. Mehr will ich auch nicht wissen.«
    »Sie müssen es verantworten, Cliff!« Dr. Forster sah Haller fest in die Augen. »Ich werde mich bemühen, so lange zu leben wie Sie. Denn wenn unser Abenteuer schiefgeht, muß einer übrigbleiben, der Sie zur Rechenschaft zieht.«
    »Das können Sie, Doc.« Cliff Haller umarmte Ellen und zog sie an sich. »Für solch eine Frau setze ich mein Leben ein.«
    »Und für die Filme, die Sie in der Tasche haben.«
    »Auch für die Filme. Es gibt Männer, Doc, die mit beiden Händen Bier trinken … in jeder Hand ein Glas!«
    Er lachte, und es war ein so siegessicheres, volles Lachen, daß auch Ellen zu lachen begann und ihn dabei mit beiden Armen umklammerte. Ein Lachen, in dem die Angst mitschwang.
    Zwei Stunden später zogen sie weiter, nach Südosten, ins Unbekannte.
    Mit den Macheten hieben sie sich einen neuen Pfad durch die grüne Wand.
    »Langsam –«, sagte Cliff, wenn Campofolio wie wild gegen die Lianen hieb. »Langsam, Pietro … jetzt haben wir Zeit … viel Zeit … wir schwimmen gegen den Strom …«
    300 Kilometer unerforschtes, auf den Karten weißes Land lag vor ihnen. Sie hieben sich mit den Macheten in eine Welt hinein, die bis dahin auch keine Zeit gekannt hatte.
    ***
    Drei Wochen lang kämpften sie sich durch den Wald. Drei Wochen Glut und Regen, Fieberdunst und fauliger Boden. Drei Wochen im Halbdunkel wogender Blätterdächer, an kleinen Flußläufen vorbei, in denen träge, riesige Krokodile schwammen. Drei Wochen Sumpf mit armdicken Schlangen und Myriaden von Mücken, umkreischt von buntschillernden Vögeln und umschlichen von unsichtbaren Raubtieren. Drei Wochen Wanderung nur nach dem Kompaß und einer

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