Agenten lieben gefährlichen
in der Minute herunterrasselte, zeigte Moco seinen beiden anderen Gästen mit Stolz verschiedene unbekannte Gifte, mit denen die Pfeile und Speere präpariert waren.
Er demonstrierte ihre schreckliche Wirkung an Tieren. Er ließ Schweine und Vögel schießen, ritzte mit vergifteten Holzsplittern Fischen die Haut auf, ließ einen Panther fangen und schlitzte ihm mit einem vergifteten Messer nur leicht das Fell auf.
Die Wirkung war immer tödlich. Manchmal in Sekundenschnelle, ein paarmal dauerte der Todeskampf der Tiere Minuten. Ellen überwand sich und redete sich ein, daß diese Tiere für die Forschung geopfert würden … aber es war trotzdem schrecklich anzusehen, wie die Tiere durch das Gift alle Kraft verloren, sich auf die Seite wälzten und unter Zuckungen starben.
Zehn Tage lang sezierten Dr. Forster und Ellen die Kadaver, um Veränderungen an den Organen festzustellen. Sie fanden nichts.
Ab und zu war auch Cliff bei ihnen und schüttelte den Kopf. »Nun wißt ihr, daß es Nervengifte sind«, sagte er. »Na und? Was habt ihr davon? Unsere chemischen Gifte sind ebensogut. Lohnt es sich, dafür in den Urwald zu ziehen?«
An einem Abend, nach dem Essen, sagte Cliff Haller: »Ich wollte es euch nicht gleich sagen, aber man hat Jatupua nicht gefunden. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Seit zwölf Tagen suchen sie ihn. Es wird Zeit, daß wir aufbrechen, Leute. Ich rieche förmlich die Gefahr. Auch Moco hat Sorgen. Er spricht nur nicht darüber. Die Hälfte seiner Krieger ist ständig auf Streife. Sie kontrollieren ein Gebiet von dreißig Quadratkilometern. Das ist im Urwald ungeheuer viel. Den Fluß beobachten sie auf fünfzig Kilometer Länge. Gestern flog ein Hubschrauber über den Unterlauf. Die Männer dachten an ein riesiges Insekt, das die Götter schickten, und verkrochen sich. Jetzt ist Moco dabei, ihnen zu erklären, was die Weißen alles an Waffen haben. Heute morgen habe ich vierhundert Krieger an das Knallen von Gewehren gewöhnt … es hat mich vierundzwanzig Patronen gekostet. Leute, ich habe ein Kitzeln unterm Herzen … wir müssen hier weg, ehe es zu spät ist.«
»Und Moco und sein Stamm?« fragte Ellen.
»Er ist dabei, einen Plan zur Evakuierung des Dorfes zu machen. Er will neue Gebiete erschließen und mit seinem Stamm auf Wanderschaft gehen.«
»Und alles wegen uns. Cliff, ich glaube, wo ich auftauche, bringe ich Unglück.«
»Was für ein Gedanke, Baby.« Haller gab Ellen einen flüchtigen Kuß auf die Stirn. Es war seit Wochen die einzige Zärtlichkeit, die sie austauschten. Flüchtige Küsse, ein Berühren der Lippen nur, ein Kontakt bloß: Wir gehören zusammen. »Ynamas Heilung hat alles ins Rollen gebracht, und für Moco ist die Gesundheit Ynamas eine Wanderung zu neuen Gebieten, an einen anderen, unbekannten Fluß, wert.«
»Und wann sollen wir aufbrechen?« fragte Forster.
»Moco meint, in sechs Tagen. Mit siebzig Booten will er abfahren. In der Nähe des Rio Juruá trennen wir uns dann von ihm. Er zieht weiter nach Süden, zum Rio Babona, in das Gebiet der Xeroanes. Es wird blutige Kämpfe geben, aber Mocos Männer haben vorzügliche Giftpfeile – ihr kennt sie ja.« Cliff versuchte ein Grinsen, aber es mißlang. »Immer dasselbe, meine Lieben. Ob in der alten Welt oder der unentdeckten: man schlägt sich tot wegen des Lebensraumes.«
***
In diesen Wochen baute General Aguria ein lückenloses Netz um das ganze Gebiet zwischen Rio Repartimento und Rio Juruá. José Cascal und Rita Sabaneta verhörten jeden Indianer, der aus den Wäldern an den Fluß kam, um Tauschgeschäfte zu machen. Die meisten nackten, manchmal auch mit Lumpen bekleideten Indios erhielten von Cascal Zigarren und eine kleine Flasche Schnaps; für den Fall, daß sie drei Weiße sehen würden, zwei Männer und eine Frau, versprach er ihnen eine ganze Kiste voll Zigarren und viel große Flaschen Schnaps.
Aber der Wald schwieg. Cliff und seine Begleiter schienen von der Grünen Hölle aufgesaugt zu sein.
General Aguria, der mit einem Wasserflugzeug im Rio Juruá landete und Cascal besuchte, wurde immer unruhiger.
»Hoffentlich ist Ihre Vermutung richtig«, sagte er besorgt. »Wenn uns Haller wieder ein Schnippchen schlägt, ist es für uns tödlich. Seine Fotos sind einen ganzen Krieg wert!«
»Wo soll er hin?« Cascal fuhr mit dem Finger über die Karte. »Nach Süden, das wäre kompletter Irrsinn. Da schlägt er sich zwei Jahre durch den Wald. Den alten Weg zurück? Unmöglich, denn er muß damit
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