Agenten lieben gefährlichen
zog durch ein Loch in der Wand ab, aber es blieb eine die Kehle ätzende Luft zurück.
Ynama lag lang ausgestreckt auf einem Lager aus Pantherfellen. Sie war ein hübsches Mädchen, schlank und größer als die anderen Frauen des Stammes. Ihr langes, schwarzes Haar war unter ihrem Kopf ausgebreitet wie ein Tuch. Neben ihr hockte auf einem Holzklotz der Medizinmann Jatupua. Er hielt ein mit Paradiesvogelfedern beklebtes langes Holzstück in der Hand und strich damit unentwegt über den nackten Leib der Kranken. Als die Weißen eintraten, blickte er nur kurz auf und setzte dann seine stumme Geisterbeschwörung fort. Moco ging ehrfürchtig auf ihn zu, beugte sich zu ihm hinunter und sprach schnell mit ihm in einer kehligen Sprache. Jatupua schüttelte den Kopf. Moco richtete sich auf.
Da ein Kopfschütteln international ist, fiel Ellen ein, bevor Moco etwas sagen konnte: »Erklären Sie ihm, daß wir auch Medizinmänner sind. Auch wir können mit Geistern umgehen …«
Moco zögerte, dann übersetzte er es. Jatupua unterbrach das Streicheln des Körpers mit dem Federstab und antwortete.
»Er sagt«, meinte Moco bedrückt, »daß eure Geister nicht unsere Geister sind. Außerdem seid ihr weiß.«
»Aha!« Cliff lachte rauh. »Ihr seht, Freunde, das Rassenproblem ist keine Erfindung von Reinheitsfanatikern! Selbst im unbekannten Urwald geht's um die Hautfarbe!«
Ellen trat näher an Ynama heran. Mit gesenktem Kopf beobachtete Jatupua sie, und als sie die Hand ausstreckte, schlug er mit dem Stab Ellen auf den Arm. Sie zuckte zurück und sah sich um. Dr. Forster hatte die Apotheke geöffnet und suchte die vorletzte Ampulle mit dem Narkosemittel. Moco schob die Unterlippe vor und hielt Forsters Hand fest.
»Sie wollen ihr eine Spritze geben?«
»Ja. Ynama wird das Einrenken des Wirbels nicht spüren.«
»Sie hat noch nie eine Injektion bekommen. Sie wird schreien.«
»Erklären Sie ihr vorher, Moco, was geschieht. Und vor allen Dingen – entfernen Sie den Medizinmann.«
»Das ist unmöglich, Doktor. Jatupua ist mächtiger als ein Häuptling. Mir gehorchen die Menschen, ihm aber die Götter.«
»Dann sagen Sie Ynama, sie soll ihn wegschicken.«
»Er wird sie verfluchen.«
»Das wird sie überleben.«
»Und er wird euch hassen.«
»Auch das ist zu ertragen.« Dr. Forster hatte die Ampulle gefunden, köpfte sie und zog die Spritze auf. »Moco, Sie wollen doch, daß Ynama wieder laufen kann.«
»Ich habe dafür jeden Tag den Göttern geopfert.«
»Das sagen Sie als getaufter Christ?«
»Hier sind wir im Urwald, Doktor – da ist die Welt anders als in Manaus.«
Moco ging wieder zu Jatupua und sprach auf ihn ein. Dann sprach er mit Ynama, und sie rief dem Medizinmann etwas zu, was wie ein Befehl klang. Jatupua erhob sich – er war klein und dick und reichte Cliff Haller nur bis zur Brust. Aber seine Augen funkelten wie glühende Kohlen und sein breites Gesicht war nicht nur durch die wilde Bemalung eine verzerrte Fratze. Er stieß gurrende Laute aus und hob dann den Federstab hoch, umklammerte ihn mit beiden Händen und zerbrach ihn in der Luft. Ynama stieß einen hellen Schrei aus … Moco wich bis zur Wand zurück.
»Jetzt geht's los«, sagte Cliff ernst. »Ich habe euch gewarnt!«
»Er verflucht uns«, stammelte Moco. Sein Gesicht spiegelte wirkliche Angst wider. »Er hat den höchsten Gott zur Rache gerufen.«
»Dann warten wir mal auf ihn, Moco! Wie kommt er zu uns? Als Riesenschlange?« Dr. Forster kniete mit der Spritze neben Ellen.
»Spotten Sie nicht«, flüsterte Moco. »Er läßt giftige Mücken über uns herfallen …«
»Unser Doc wird ein Held!« Cliff behielt Jatupua im Auge. Der Medizinmann stand an der Tür und stieß grunzende Laute aus. Und mit jedem Laut wurde Moco kleiner, bis er auf der Erde lag, das Gesicht an den Boden gedrückt, niedergeschmettert von der herbeigerufenen Rache der Götter.
Ynama sah Dr. Forster und Ellen Donhoven mit flackernden Augen an. Aber sie stieß keinen Schrei aus, als Forster ihr die Nadel in den Oberschenkel stieß und das Betäubungsmittel injizierte. Dann lächelte sie plötzlich – es war der Augenblick, in dem sie in die Schwerelosigkeit glitt, in der sie sich wie eine Feder fühlte, um dann wegzusinken in das Vergessen.
»Führen Sie den Alten raus, Cliff!« sagte Forster. »Wenn er sieht, was wir jetzt mit Ynama machen müssen, glaubt er, wir wollten sie umbringen.«
»Ist's so schlimm?«
»Haben Sie schon mal das Einrenken eines
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