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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rückenwirbels miterlebt? Das geht nach dem Hebelgesetz. Dort, wo der Wirbel herausgesprungen ist, muß ich den Körper so biegen und gegen das Rückgrat drücken, bis er wieder einschnappt. Das sieht für einen Laien wie eine Marterung aus.«
    »Ist's überhaupt die Bandscheibe?« fragte Cliff.
    Ellen Donhoven hatte Ynama auf den Bauch gedreht. Sie betastete den Rücken und klopfte mit dem Mittelfinger auf eine Stelle. »Hier«, sagte sie. »Der sechste Lendenwirbel. Ganz deutlich spürbar. Wir müssen es versuchen.«
    »Versuchen … das klingt schon faul!« Cliff Haller faßte den noch immer grunzenden Jatupua an den Schultern und schob ihn aus der Hütte. Der Medizinmann wehrte sich nicht … aber seine fast tierischen Laute verstärkten sich und lockten die anderen Männer heran. Bewaffnet mit Blasrohren und Pfeilen rannten sie herbei und umzingelten die Hütte. Haller ließ den Alten vor der Tür stehen und ging zurück in den runden Raum.
    »Du hattest doch die verrückte Idee, indianische Pfeilgifte zu erforschen«, sagte er zu Ellen, die gerade Ynama auf die Seite drehte. »Du kannst es nachher, wenn eure Therapie schiefgelaufen ist, ausprobieren. Draußen stehen zweihundert Krieger, die euch vollpumpen mit dem unbekannten Saft.«
    »Moco.« Dr. Forster richtete sich auf. »Sprechen Sie zu Ihren Leuten. Sagen Sie ihnen, daß wir Ynama helfen.«
    Moco schwieg und schüttelte den Kopf. Er lag noch immer auf der Erde, mit dem Gesicht nach unten. Cliff verstand ihn … ein Häuptling ist nur so stark, wie es die Götter wollen. Erzürnt er sie, hat jeder des Volkes das Recht, ihn zu töten.
    »Also los denn«, sagte Dr. Forster. Er kniete vor Ynama, drückte seine Knie gegen ihren Leib und bog den Körper wie eine Bogensehne um sich herum. Dabei drückte er mit der flachen Hand gegen den herausgesprungenen Wirbel. Ellen hielt den Kopf der betäubten Ynama hoch und holte ihr die Zunge aus dem Mund, damit sie nicht in der Narkose erstickte. Es war kein schöner Anblick, und Cliff drückte es so aus:
    »Da hört man immer, wie elegant die Ärzte arbeiten. Wenn man euch zusieht, denkt man, man sitzt bei den Catchern!«
    Dreimal ruckte Dr. Forster an dem gebogenen Körper Ynamas, es sah aus, als wolle er ihn brechen wie eine Gerte, dann hörte man einen deutlichen Knacks, und Forster ließ das Mädchen vorsichtig auf die Matte zurückgleiten.
    »Gratuliere, Rudolf …«, sagte Ellen leise. Sie schwitzte plötzlich, und sie wußte, daß es nackte Angst war. »Hoffen wir, daß auch die Nerven wieder freiliegen.«
    »Die Wirbel stehen gut.« Forster tastete noch einmal das Rückgrat ab. »Wenn sie aus der Narkose erwacht, müßte sie sich bewegen können.«
    »Das wäre fabelhaft.« Cliff steckte die Hände in die Taschen. »Dann können wir machen mit den Indios, was wir wollen. Sie werden uns blindlings gehorchen.«
    Sie verließen die Hütte und blieben draußen stehen. Der Ring der finsterblickenden Krieger erschreckte sie nicht mehr. Auch Jatupua schwieg jetzt. Er wartete auf die Niederlage der Weißen. Er wartete auf die Rache der Götter.
    Im Inneren der Hütte war Moco neben Ynama gekrochen und hob ihren Kopf in seinen Schoß. Er streichelte ihr Haar und ihr Gesicht und sprach leise auf sie ein. Er küßte und umarmte sie und in seiner Umklammerung wachte sie auf, bewegte sich und schlug die Augen auf.
    »Gaio«, flüsterte sie. »Gaio, ich war bei den Göttern.«
    »Und du bist geheilt? Du kannst dich bewegen, du kannst wieder gehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er hob sie hoch und sie hing in seinen Armen, wenige Zentimeter über dem Boden. Ihre Augen flackerten vor Angst.
    »Versuch es, Ynama …«
    »Ich habe Angst, Gaio.«
    Er ließ sie auf die Füße gleiten und hielt sie noch immer fest. »Spürst du den Boden?«
    »Ja.«
    »Bewege die Beine.«
    Ynama tat es – ein Schrei wollte sich ihrer Kehle entringen – sie warf den Kopf nach hinten und breitete die Arme aus:
    »Ich fühle den Boden«, stammelte sie. »Ich fühle ihn. Ich kann stehen …«
    »Und gehen … Ynama … und gehen …« Moco ließ sie los und sprang drei Schritte zurück. Ynama schwankte, suchte Halt und fand keinen. Da straffte sich ihr Körper und vorsichtig, ganz langsam tastend, schob sie den einen Fuß vor den anderen. Und dann noch einmal und dann wieder … vier-, fünfmal … bis sie etwas torkelnd herumlief, immer im Kreis, an der Hüttenwand entlang; und Moco stand an der Tür, hatte die Hände gefaltet und betete zu dem

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