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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weißen Gott, den keiner hier im Wald kannte und der doch stärker war als alle anderen Götter.
    Dann faßte er Ynama an der Hand und ging mit ihr hinaus ins Freie. Stumm starren die Männer Ynama und Moco an. Sie beobachteten ihren Gang und sie lief vor ihnen herum, als sei sie nie gelähmt gewesen und lachte dabei und klatschte in die Hände.
    Jatupua, der Zauberer, verließ mit gesenktem Kopf den Kreis und entfernte sich. Niemand beachtete ihn mehr, keiner sprach ihn an. Die Götter hatten ihn ausgestoßen, seine Macht war verflogen wie Nebel. Auch als er ein kleines Boot nahm und vom Ufer abstieß, fragte ihn keiner, wohin er wolle … allein, eingehüllt in seinen Federmantel, hockte er in dem Einbaum und ließ sich wegtreiben. Die ganze Tragödie des Erfolglosen widerfuhr ihm … hier, im Urwald, wo nur die Stärke gilt, war sein Sturz in das Dunkel doppelt schnell und tief.
    Nur Moco ging hinunter zum Fluß und sah dem wegtreibenden Boot nach. Sehr nachdenklich kam er zurück zu Cliff, Dr. Forster und Ellen.
    »Ynama ist gesund, aber Jatupua habt ihr die Seele genommen. Er wird sich rächen«, sagte er. »Ein besiegter Zauberer ist ein toter Mann … er muß leben wie ein Käfer. Ich werde Jatupua töten lassen.«
    »Nein!« Ellen hielt Moco fest. »Das dürfen Sie nicht. Das wäre Mord.«
    »Hier gibt es andere Begriffe, Señorita. Wenn wir Jatupua nicht töten, werden wir sterben. Er wird uns die Weißen auf den Hals hetzen.«
    »Nur, weil er einmal blamiert wurde?« Dr. Forster lachte. »Moco, er wird doch nicht sein ganzes Volk deswegen opfern. Ich glaube, er baut sich etwas unterhalb des Dorfes eine Hütte und lebt als Einsiedler weiter.«
    »Glauben Sie das, Doktor? Ich kenne meine Rasse besser. Ihm sind wir alle verhaßt, weil wir ihn ausgestoßen haben. Die Menschen hier denken wie die Tiere … friß, sonst wirst du gefressen. Es ist eine andere Moral als bei Ihnen.« Moco lächelte schwach. »Lassen Sie uns vergessen, was war. Wir wollen fröhlich sein und Ynamas neues Leben feiern.«
    Eine Stunde später fuhren heimlich zwei Boote dem Einbaum Jatupuas nach. Cliff bemerkte es, aber er schwieg. Hoffentlich finden sie ihn noch, dachte er kalt. Wie leicht kann sonst aus diesem Paradies eine Hölle werden …
    Am Abend saßen sie in ihrer Hütte und tranken aus Tonbechern das süße Palmenbier. Ellen lag schon auf ihrem Blätterbett und sah Cliff zu, wie er seine Taschen auspackte.
    Eine Pistole. Drei Rahmen mit Munition. Lose Patronen. Die zusammengeknüllte Fotokarte. Ein Messer mit Scheide. Eine schmale, kaum fingerlange Kamera. Cliff wog sie in der Hand, warf sie spielerisch empor und fing sie wieder auf.
    »Das ist das Wertvollste, was ein Mensch in den letzten Jahren bei sich trug«, sagte er nachdenklich. »Verdammt, ich muß es aus dem Wald bringen, und wenn es noch hundert Tote kostet. Was hier drin ist, Freunde, ist das Leben von einigen Millionen wert … da hört man auf, zimperlich zu sein. Versteht ihr das?«
    »Nur bedingt.« Dr. Forster streckte sich aus. »Ich schlage vor, Cliff, Sie machen sich allein auf die Wanderschaft wie der arme Jatupua. Sie haben Ihren Auftrag und es ist unfair, andere hineinzuziehen.«
    »Was reden Sie da, Rudolf?« Ellen Donhoven drehte sich zu Dr. Forster. »Ich bleibe bei Cliff, das wissen Sie doch.«
    »Das ist das Verrückteste, was Sie sich je ausgedacht haben.«
    »Es steht Ihnen immer noch frei, umzukehren«, sagte Cliff.
    »Sie wissen genau, daß ich das nicht kann. Ich lasse Ellen mit Ihnen erst allein, wenn wir alle in Sicherheit sind. Vielleicht wird sie in einer anderen Umwelt vernünftiger. Sie werden immer ein Abenteurer bleiben, Cliff.«
    »Irrtum. Das ist mein letzter Job.« Cliff Haller legte sich auch hin. Die Kamera steckte er in einen Lederbeutel, den er an einer Nylonkordel um den Hals trug. »Wenn ich den Film und den Bericht abgeliefert habe, werde ich den CIA verlassen und der letzten Tür einen Tritt geben, damit sie auch richtig zufällt.«
    »Und was wollen Sie dann tun? Wovon wollen Sie leben?«
    »Von meinem richtigen Beruf. Ich bin Lehrer.«
    »Was sind Sie?«
    »Professor an einem College.« Cliff hüstelte. »Ich habe neuere Geschichte unterrichtet.«
    ***
    Drei Wochen blieben sie bei Moco und seinem Volk. Während Cliff Haller mit seinen neuen roten Freunden auf die Jagd ging und sich im Schießen mit dem Blasrohr übte, dem lautlosen Tod, der hier im Urwald hundertmal gefährlicher war als ein Maschinengewehr, das 3.000 Schuß

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